Von Peer Straube: Oranje-Hof im Holländischen Viertel
Niederländer bauen Häuser im „eigenen“ Quartier – zum ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert
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Holländisches Viertel - Es ist wohl das erste Mal seit Jahrhunderten, dass Holländer wieder im Holländischen Viertel bauen. In der Gutenbergstraße 82/83 haben drei niederländische Brüder jetzt die Richtkrone über dem „Oranjehof“ hochgezogen. Für 3,5 Millionen Euro bauen Laurens, Leo und Johannes Hegeman dort ein Dutzend Wohnungen mit allerlei Bezügen zum Oranjestaat. Johannes Hegeman ist als Chef der Kondor Wessels-Investmentgesellschaft Reggeborgh auch Investor für den Lückenschluss am Luisenplatz. Wie berichtet, sollen dort, in Nachbarschaft zum Park Sanssouci, rund 70 Wohnungen entstehen.
„Es hat uns als Holländer gereizt, hier im Holländischen Viertel zu bauen“, bekennt Laurens Hegeman. Natürlich rechne man sich angesichts der Lage auch „gute Vermarktungschancen“ aus, sagte er den PNN. Das Vorderhaus Gutenbergstraße 83 wird saniert, und auf der Brache Nummer 82, einer Kriegslücke, ein Haus in der typischen Holländeroptik neu errichtet. Im Hof stehen zwei neue Gebäude mit Flachdach schon im Rohbau, deren Sockel sind mit roten Ziegeln verblendet, um die Historie auch dort anklingen zu lassen. Für die Hofbebauung hat sich das Brüdertrio etwas Besonderes einfallen lassen. Jede der sieben Wohnungen trägt den Namen eines früheren Bewohners der Grundstücke: Montanus, Kaethel, Den Ouden, van Hoerde, Sonsbeck, De Ridder und Bouman. „Wir haben geforscht“, sagt Laurens Hegeman. „Hier haben früher viele Holländer gelebt.“ Im Erdgeschoss der Vorderhäuser soll Gewerbe untergebracht werden. „Einfache, kleine Läden“, beschreibt Hegemann den Investorenwunsch, „keine Gastronomie“. Interessenten gebe es bereits, ebenso für die Wohnungen, für die die Vermarktung begonnen hat. Trotz nicht eben geringer Kaltmieten zwischen „zehn und 11,50 Euro“ pro Quadratmeter hätten sich schon 40 bis 50 Bewerber gemeldet. Um die Bauzeile zwischen Friedrich-Ebert- und Benkertstraße endgültig zu schließen, muss sich noch ein Käufer für das unbebaute Nachbargrundstück Gutenbergstraße 81 finden. „Auch darüber haben wir nachgedacht“, sagt Hegeman. Zunächst wolle man sich aber auf den Oranjehof konzentrieren, der im Oktober fertig werden soll.
„Es dürfen sich gerne noch mehr Holländer melden“, sagt Anke Zumke vom Bereich Stadterneuerung. Drei Baulücken gibt es noch im Holländischen Viertel - alle in der Gutenbergstraße. Neben der Nummer 81 sind die Nummer 74 neben der Urania und das Eckgrundstück zur Hebbelstraße noch unbebaut. Die beiden ersteren gehören der Stadt - der Sanierungsträger will beide ausschreiben. Allerdings hat der Verein zur Pflege niederländischer Kultur Erweiterungsbedarf angemeldet. Vereinschef Hans Göbel plant einen Anbau für Ausstellungen am südlichen Rand des Bouman-Haus-Grundstücks, das an die Gutenbergstraße 81 angrenzt. Dafür hoffe er auf die Unterstützung der Politik. Nach einem Rundgang mit Stadtverordneten seien die Signale positiv, sagte Göbel den PNN. Es gehe ohnehin nur um einen sehr kleinen Teil des langen, aber schmalen Grundstücks. Für das Grundstück Gutenbergstraße 74 hat es laut Zumke schon einen Interessenten gegeben, der aber wegen der Finanzkrise abgesprungen sei. Am problematischsten dürfte das Eckgrundstück an der Hebbelstraße sein. Nach der Wende sei es zu einem völlig überzogenen Preis an einen Privatmann verkauft worden. Dort könne sich wohl nur ein Liebhaber mit gut gefüllter Brieftasche engagieren.
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