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Drei Meter lang ist die größte Orgelpfeife, die am Samstag in der Pfingstkirche ausgebaut wurde und nun als Freiluft-Denkmal ersteigert werden kann. Die Kirche soll bis 2011 eine neue Schuke-Orgel erhalten.

© Manfred Thomas

Von Hella Dittfeld: Orgelpfeifen unterm Hammer

Abbau der alten Orgel in der Pfingstkirche leitete die Restaurierung ein – 150 000 Euro müssen noch gespendet werden

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Zum Abschied durfte sie noch einmal erklingen und tat das auch mit erstaunlich vollem Ton – danach wurde am Samstag in der Pfingstkirche der Abbau der Orgel in Angriff genommen und damit die Neuausstattung des aus dem Jahre 1894 stammenden Instrumentes eingeleitet. Dazu hatten sich an die 50 Gemeindemitglieder eingefunden. Die starken Männer schleppten die großen Pfeifen – die längste misst drei Meter – und die Kinder die Winzlinge von 14 Zentimetern auf den Boden, um sie dort einzulagern. In zwei Wochen sollen sie während des Gemeindefestes versteigert werden.

Nur fünf von über 20 Registern könnten in das neue Orgelwerk übernommen werden, erklärte Matthias Schuke, Chef der Alexander Schuke Orgelbau GmbH in Werder. Dass man die Register rette, geschehe aus Achtung vor der Arbeit der Altvorderen. Auch der Holzrahmen bleibt erhalten. Schuke hatte es sich nicht nehmen lassen, beim Orgelabbau in der Kirche selbst anwesend zu sein. Drei seiner Mitarbeiter sind Gemeindemitglieder und sie leiteten den Abbau nicht nur fachgerecht, sondern auch kostenlos. Die Restaurierung der Orgel wird vom Kirchen- und Orgelbauverein finanziert. Er ist auf jede Unterstützung angewiesen, denn erst die Hälfte der Mittel für die Orgelrestaurierung sind durch Spenden und Sponsoring zusammengekommen. Die neue Orgel soll – da habe er schon einen besonders günstigen Preis gemacht, so Schuke – rund 300 000 Euro kosten. Schuke hat zu dem Instrument ein ganz besonderes Verhältnis. Es ist zwar von der Firma Sauer gebaut worden, doch Großvater Alexander Schuke überholte es in den 1930er Jahren, gestaltete es neu und stattete es mit einem pneumatischen System aus. Dem geht nun immer mehr die Luft aus, so dass trotz guter Pflege der Orgel durch die versierten Gemeindemitglieder eine Erneuerung unumgänglich wurde. Bis Ende 2011, erklärte Schuke, wird die Orgel so weit erneuert sein, dass das Hauptwerk wieder gespielt werden kann. Sind weitere Spendengelder gesammelt, gehe der Ausbau dann zügig weiter.

Zumindest für die Restaurierung der Orgelempore und eine Wiederbelebung der historischen Bemalung sind inzwischen schon Mittel vorhanden. Die Empore soll bis zum Einbau der neuen Orgel erneuert sein. Die Gemeinde hat sich nach eingehender Beratung entschieden, in der gesamten Kirche das alte Erscheinungsbild wieder herzustellen. Das soll, wenn Geld da ist, nach und nach geschehen. Im Moment ist die Kirche hell getüncht und nur probeweise die Bemalung freigelegt.

Einen neuen finanziellen Schub erhofft sich die Vereinsvorsitzende Karin Uecker von der Versteigerung der Orgelpfeifen. Die seien schöne Erinnerungs- und Dekorationsstücke und regten vielleicht bei manchem Bewohner der Nauener Vorstadt die Geberfreude an. Mit Fördermitteln könne man für die Orgel und die weitere Innenrestaurierung der Kirche leider nicht mehr rechnen, sagt Uecker. Man habe bereits alle Möglichkeiten abgeklopft.

Für die Firma Schuke ist die Restaurierung der Pfingstkirchenorgel nur ein mittlerer Auftrag. Das große Geld wird zurzeit eher im Ausland verdient. So wird gerade in der Ukraine für die Kharkover Philharmonie eine Orgel mit 73 Registern gebaut.

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