Landeshauptstadt: Originales am Haus Dietz
Denkmalamt wegen Abrissplan weiter unter Druck
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Innenstadt - Im Ringen um den Erhalt des Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße gerät das Landesamt für Denkmalpflege immer mehr unter Druck. In der Vorwoche hatte eine Mehrheit der Stadtverordneten den Oberbürgermeister beauftragt, sich beim Landesamt für einen Denkmalstatus des vom Abriss bedrohten Wohnhauses einzusetzen. Jetzt kommt das Landesamt argumentativ ins Schlingern.
Der 1928 im Stil des Neuen Bauens als Wohnhaus für den Architekten Heinrich Laurenz Dietz errichtete Bau war in den 1980er Jahren abgetragen und mit den Mitteln des DDR-Denkmalfonds völlig neu aufgebaut worden. Da keine Originalteile verwendet wurden, könne das Haus nicht unter Denkmalschutz gestellt werden, argumentiert das Landesamt bislang.
In diesem Punkt widerspricht sich das Amt selbst: Im Jahr 2000 gab das Landesamt das einst vom einflussreichen und namhaften Kunsthistoriker Georg Dehio erarbeitete „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg“ neu und in ergänzter Form heraus. Auf Seite 810 heißt es da zum Haus Dietz in der Kurfürstenstraße 24/25: „Holzhaus in den klaren kubischen Formen des Neuen Bauens, 1928 von H. L. Dietz. Rekonstruktion unter Verwendung originaler Teile 1990 abgeschlossen“. Da Dehio 1932 starb, kann diese Anmerkung freilich nur von den Herausgebern stammen, der Wissenschaftlichen Vereinigung des kunsttopographischen Werkes von Georg Dehio e.V. und dem Landesamt für Denkmalpflege, das seit der Novelle des Denkmalschutzgesetzes 2004 für die Denkmalschutzliste verantwortlich ist. Eine Stellungnahme durch das Landesamt für Denkmalpflege war am Mittwoch nicht zu erhalten. Aus einem früheren Brief von Ralph Paschke, einem Mitarbeiter des Amtes, an die PNN geht hervor, dass sich die Denkmalschützer des Landes immerhin dafür eingesetzt haben, dass bei einem weiteren Umbau des Hauses Dietz in jüngerer Zeit wenigstens das äußere Erscheinungsbild erhalten bleibt. Als Grund nannte Paschke einen notwendigen „Umgebungsschutz“ für das unter Denkmalschutz stehende Nachbarhaus, die Gymnastikschule Ullrich in der Kurfürstenstraße 23, 1927 vom Architekten Emil Schuster unter Mitarbeit von Leopold Kuhlmann erbaut.
Sowohl der Umgebungsschutz als auch die als absolute Ausnahme geltende Rekonstruktion eines Hauses der klassischen Moderne gilt den Abrisskritikern als Grund für ihr Engagement. Das Grundstück wurde vom vormaligen Besitzer an die Berliner Firma Natulis verkauft, die Wohnbauprojekte realisiert. Für einen Mehrgeschosser an der Stelle des Hauses Dietz ist bereits ein Bauantrag gestellt worden. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich nach den Worten des bekannten Potsdamer Architekten Christian Wendland um einen „Profitschuppen“; auch der Potsdamer Gestaltungsrat sieht in der Neubebauung des Areals eine „städtebauliche Sünde“. Hoffnungen auf den Erhalt von Haus Dietz liegen nun auch bei Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), an den Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins für das Potsdam-Museum, einen offenen Brief richtete. Guido Berg
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