Landeshauptstadt: Ort des Schreckens bleibt
Sanierungsarbeiten für das ehemalige KGB-Gefängnis beginnen noch in diesem Jahr
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Noch in diesem Jahr sollen die Sanierungsarbeiten zur Rettung des Hauses Leistikowstraße 1 beginnen, das seit 1946 dem sowjetischen Geheimdienst als Gefängnis diente. Etwa 1000 Häftlinge waren hier verhört, gequält, zum Tode oder zu langjähriger Verbannung vorwiegend im Straflager Workuta verurteilt worden. Bei der Saisoneröffnung am Sonntag zeigte sich Hubertus Knabe als Vorsitzender des Vereins Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis „verhalten optimistisch“, dass die Rettung des stark verfallenen einstigen Pfarrhauses gelingt.
Nachdem die Landesregierung dafür 800 000 Euro zur Verfügung stellt, hat der Hauseigentümer, der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein (EKH), Förderantrag auf Bundeshilfe gestellt. Darüber werde der Bundestag erst im Sommer mit dem Haushaltsbeschluss entscheiden, verdeutlichte Landeskulturministerin Johanna Wanka (CDU), sie rechne jedoch fest mit der Bewilligung. Der EKH habe ein Konzept vorgelegt, das die nationale Bedeutung des einzigen in Deutschland nahezu im Original erhaltenen KGB-Gefängnisses nachweist. Zudem müssten Bund, Land, aber auch die Stadt Potsdam den laufenden Unterhalt der Gedenkstätte gewährleisten.
Wie EKH-Vorsitzender Pfarrer Reinhart Lange mitteilte, wird in den nächsten Tagen ein Architektenwettbewerb für die Sanierung des Hauses ausgeschrieben, das gesichert werden, aber seine abstoßende Gestalt als Ort des Schreckens und des Machtmissbrauchs behalten soll. Neben der Beseitigung der Bauschäden, so der Reparatur des Daches und des bauaufsichtlich gesperrten Kellergeschosses, wo die Todeszellen als Kernstück der Gedenkstätte derzeit nicht gezeigt werden können, ist im Außengelände ein Funktionsbau für die Besucherbetreuung, Büros, Aufenthalts- und Sanitärräume vorgesehen. Um das Hauptgebäude zu sichern, aber äußerlich nicht zu verändern, bietet sich eine durchsichtige Einhüllung an. Vordringlich sei der Einbau einer Heizung, forderte Knabe, damit die Gedenkstätte auch im Winter geöffnet bleiben kann.
Gisela Kurtze, Vorstandsmitglied der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, stellte auf der Eröffnungsfeier ihre neue Dokumentation „Schatten zwischen Belvedere und Schloss Cecilienhof“ vor. Darin werden über die 33 bisher veröffentlichten Kurzbiographien hinaus 28 weitere Häftlingsschicksale dargestellt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dankte der Berliner Historikerin für diese Arbeit, die von der Stadt Potsdam finanziell gefördert wurde. Gleichzeitig kündigte er ein stärkeres Engagement der Stadt für die Gedenkstätte an.
Für die überlebenden Opfer sprach Bodo Platt, der heute in Stuttgart lebt. Der Görlitzer war im Mai 1948 als 17-jähriger Schüler wegen angeblicher Spionage festgenommen, ein Dreivierteljahr in der Leistikowstraße inhaftiert und anschließend zu 20 Jahren Arbeitslager in Inta, einem Kohlebergwerk am Eismeer, verurteilt worden. Er mahnte, die Potsdamer Erinnerungsstätte zu erhalten, zumal in Russland die Menschenrechtsorganisationen, die sich um Aufklärung der stalinistischen Verbrechen bemühen, zunehmend Repressalien ausgesetzt sind. Auf der Veranstaltung verurteilte der frühere Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland die jüngsten Versuche von Stasi-Offizieren, deren „Lehrmeister die sowjetischen KGB-Offiziere waren“, ihre Untaten gegenüber Andersdenkenden zu beschönigen und ihnen den Mantel der Rechtsstaatlichkeit umzuhängen. Auch deshalb bleibe die Potsdamer Gedenkstätte als Ort der Erinnerung und der Mahnung unverzichtbar. Erhart Hohenstein
Die Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis, Leistikowstraße 1, ist ab 6. Mai wieder jeweils Sonnabends und Sonntags von 11 - 17 Uhr geöffnet. Gruppenanmeldungen unter Telefon (0331) 711 290 (W. Börner)
Erhart Hohenstein
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