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Homepage: Ort wird durchaus flexibel interpretiert Graduiertenkolleg: Promotionen zum Judentum

Laubhütten, hebräisch Sukkot, werden seit mindestens 1500 Jahren gebaut. Sie müssen jedes Jahr zum jüdischen Laubhüttenfest neu aufgestellt werden und werden für nur eine Woche bewohnt.

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Laubhütten, hebräisch Sukkot, werden seit mindestens 1500 Jahren gebaut. Sie müssen jedes Jahr zum jüdischen Laubhüttenfest neu aufgestellt werden und werden für nur eine Woche bewohnt. Man findet sie auf Balkonen, in Höfen, auf Bürgersteigen, in Gärten, an Gebäude angeschmiegt oder freistehend. Miriam Lipis versteht die Laubhütte als symbolisches Haus, weil die Grundfunktion eines Hauses, der Schutz vor der Witterung, nicht erfüllt wird: Sie hat zwar Wände, jedoch nur ein Laubdach, durch das die Sterne zu sehen sind. Sie stellt, so erläutert die Kollegiatin des Graduiertenkollegs „Makom“, eine symbolische, ortsungebundene Form von Heimat dar. Das seit 2001 bestehende, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Land Brandenburg geförderte Graduiertenkolleg der Universität Potsdam „Makom. Ort und Orte im Judentum“ (www.makom-potsdam.de) präsentierte sich und seine Arbeit gestern der Öffentlichkeit und wollte zugleich das hohe wissenschaftliche Niveau seiner Doktoranden unter Beweis stellen. Zurzeit entstehen 26 Doktorarbeiten bei „Makom“, deren Themen ebenso weit gestreut sind wie die Fächer, aus denen die Nachwuchswissenschaftler selbst stammen. So hat Miriam Lipis Architektur studiert und wird von Prof. Christina von Braun vom Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität betreut. Darüber hinaus sind acht weitere Fachgebiete, von Politikwissenschaft bis Philosophie vertreten. Die Themen der Arbeiten reichen von der „Rolle des Mediterranen bei der Formung einer modernen israelischen Identität“ (Alexandra Nocke) über „Erinnerungen an die jüdische Präsenz in Cuba“ (Yasmin Boffill) bis zur Erforschung der „Judenwege“ in Süddeutschland als Schlüssel zu soziokulturellen Aspekten des ländlichen Judentums (Barbara Rösch). Mit Prof. Gert Mattenklott für Literaturwissenschaft und Prof. Gertrud Pickan für Ostmitteleuropäische Geschichte – beide von der Freien Universität – sind zwei weitere „auswärtige“ Hochschullehrer beteiligt, die gemeinsam mit acht Potsdamer Kollegen die Betreuung der Doktoranden übernommen haben. Durch acht Stipendien soll einigen Doktoranden ermöglicht werden, ihre Arbeiten ohne Geldsorgen und zügig zu schreiben. Darüber hinaus wird ein bereits promovierter Wissenschaftler gefördert. Wie Prof. Julius Schoeps, Sprecher des Kollegs, erläuterte, war die grundlegende Idee bei der Einrichtung des Kollegs, interdisziplinär arbeitende Nachwuchswissenschaftler zu unterstützen, die vorrangig zu Bedeutung und Konstruktion von Orten im Judentum forschen. „Ort“ wird hierbei durchaus flexibel interpretiert. Nicht nur reale Orte, wie Städte und Regionen, auch Gedächtnisräume, Räume in der Literatur und der Öffentlichkeit fallen darunter. Die alltägliche Arbeit des Kollegs besteht in einem wöchentlichen Kolloquium, in dem die Doktoranden Erfahrungen austauschen und ihre Arbeiten zur Diskussion stellen, dabei positive wie negative Kritik erfahren und somit auch auf den Tag vorbereitet werden, an dem sie ihre Arbeit vor dem Promotionsausschuss verteidigen müssen. Zwar können in absehbarer Zeit keine weiteren Stipendien vergeben werden, Absolventen, die eine Dissertation zu einem passenden Thema planen, können sich aber als Kollegiaten bewerben. M. Reininghaus

M. Reininghaus

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