Landeshauptstadt: Oscarverdächtig
Studio Babelsberg erwartet Hollywoods erste Garde – für die Verfilmung des Bestsellers „Der Vorleser“
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Babelsberg - Ein hochgradig Oscarverdächtiges Team nimmt Kurs auf Studio Babelsberg: Für die Verfilmung des Bestsellers „Der Vorleser“ sollen in rund einem Monat die Dreharbeiten mit der Australierin Nicole Kidman und dem Briten Ralph Fiennes in den Hauptrollen beginnen. Dies berichtete gestern das US-Branchenblatt „Variety“. Studio Babelsberg bestätigte gestern, dass mit dem Koproduktionspartner weiter verhandelt werde. In Expertenkreisen gilt eine Zusage für Babelsberg jedoch als so gut wie sicher.
Regie bei „Der Vorleser“ führt Stephen Daldry. Der 46-Jährige drehte mit Kidman bereits das Drama „The Hours“, für das die Schauspielerin mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Damals wie heute mit von der Partei: Drehbuch-Schreiber David Hare und Produzent Scott Rudin („Die Truman-Show“). Die Rechte an dem 1995 erschienenen Roman des deutschen Schriftstellers Bernhard Schlink haben allerdings die Filmemacher Anthony Minghella und Sydney Pollack erworben. Doch auch hier sind die Hollywood-Fäden eng geknüpft: Hauptdarsteller Ralph Fiennes stand 1996 in „Der englische Patient“ für Regisseur Minghella vor der Kamera. Das eindrückliche Resultat: Der Film gewann neun Oscars. Und auch Kidman drehte schon mit Minghella – für die Romanverfilmung „Cold Mountain“. Mit „Jenseits von Afrika“-Macher Sydney Pollack arbeitete Kidman erst vor zwei Jahren für den Polit-Thriller „Die Dolmetscherin“ zusammen. Vereint hat Hollywoods erste Garde das US-Filmstudio Weinstein Co., geführt von den berühmten Brüdern Harvey und Bob Weinstein. Damit scheint „Der Vorleser“ eine Oscar-Hoffnung zu sein, bevor überhaupt die erste Klappe fällt.
Der Roman erzählt von der Liebe eines halbwüchsigen Jungen zu einer wesentlich älteren Frau. Als Beobachter eines Prozesses muss der zum Juristen avancierte Mann viele Jahre später erkennen, dass seine erste Geliebte Aufseherin in einem Konzentrationslager war.
Studio Babelsberg, das als Koproduzent bei „Der Vorleser“ einsteigen will, könnte bei Vertragsabschluss mit den Weinsteins seinen beeindruckenden Hollywood-Erfolgskurs weiter ausbauen. Die Romanverfilmung wäre immerhin die vierte Babelsberger US-Filmproduktion mit Millionenbudget in diesem Jahr – neben „Speed Racer“ mit Stars wie Susan Sarandon, John Goodman und Christina Ricci, „Valkyrie“ mit Tom Cruise und „The International“ von Regisseur Tom Tykwer mit Naomi Watts und Clive Owen in den Hauptrollen. Bereits im ersten Halbjahr 2007 hat das börsennotierte Unternehmen einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 2,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Für das gesamte Jahr sei mit einem Überschuss von fünf Millionen Euro zu rechnen, sagte Studio-Vorstandschef Carl Woebcken. Er erwartet einen Gesamtumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. In Spitzenzeiten seien dieses Jahr 1200 Filmschaffende im Studio beschäftigt gewesen, derzeit seien es rund 800.
Viele der Filmschaffenden werden sicherlich auch bei „Der Vorleser“ mitarbeiten. Gedreht werden soll nach PNN-Informationen im Studio Babelsberg und im sächsischen Görlitz. Dort sind die Locationscouts des Studios bereits einmal fündig geworden: Für den Film „In 80 Tagen um die Welt“ stand in der Kleinstadt an der polnischen Grenze Actionstar Jackie Chan vor der Kamera. Für „Der Vorleser“ seien nun alte Hinterhöfe und eine Straßenbahn als Drehorte gesucht worden, bestätigten Vertreter der Stadt Görlitz in Medienberichten.
Interessant werden könnte die Schlink-Verfilmung allerdings nicht nur vor der Kamera: Wenn Nicole Kidman zum Dreh nach Babelsberg kommt, arbeitet sie Tür an Tür mit ihrem Ex-Ehemann Tom Cruise. Sechs Wochen überschneiden sich die Babelsberg-Drehpläne der beiden. Mehr freuen wird Kidman aber vielleicht, dass mit Naomi Watts eine enge Freundin, die auch aus Australien kommt, ebenfalls ab Mitte September in Babelsberg dreht. Watts spielt in „The International“ eine New Yorker Staatsanwältin. Und kann Kidmans Unterstützung sicher gebrauchen – am 25. Juli hat sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht.
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