Sport: Otto-Show mit Rekord-Sprung
Björn Otto gewann Potsdamer Stabhochsprung-Indoor-Meeting mit Jahresweltbesthöhe von 5,92 Metern
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„Hat jemand hier ein größeres Messer?“, rief Björn Otto am späten Samstagabend fragend durch das Potsdamer Stern-Center – um dann mit Hilfe einer von einem Wurstverkäufer geliehenen Schneidehilfe seine große Siegertorte portionsweise an die Zuschauer zu verteilen. Ein Dank des Leichtathleten des LAV Bayer Uerdingen/Dormagen an die Kulisse, die ihn kurz zuvor zu Höhenflügen vorangetrieben hatte. Letztlich zum neuen Meeting-Rekord von 5,92 Metern, mit dem er so hoch wie weltweit bis dahin noch kein anderer Athlet sprang und mit dem er das 13. Internationale Potsdamer Stabhochsprung-Indoor- Meeting vor dem zweifachen Sieger und Vorjahrs-Zweiten Maksym Mazuryk aus der Ukraine (5,72 m) und seinem Klubkollegen Karsten Dilla (5,62) gewann. Ottos Jahresweltbesthöhe war jedoch nur von kurzer Dauer, da Europameister Renaud Lavillenie aus Frankreich nur wenige Minuten später in Nevers (Frankreich) 5,93 Meter übersprang.
Björn Otto genoss das Bad in der Menge des Einkaufstempels und auch den lauten Beifall für seine drei diesmal noch ungültigen Versuche über die 6,01 Meter, mit denen er den elf Jahre alten Deutschen Hallenrekord Danny Eckerts (Bayer Leverkusen/6,00 m) verbessert hätte. „Das hat sich schon gut angefühlt“, sagte der 34-Jährige, dessen persönliche Hallen-Bestleistung bis zum Samstag bei 5,90 Metern stand. Otto hat in in den vergangenen Wochen und Monaten seinen Absprung vom Einstichkasten von 3,60 auf über vier Meter vergrößert und griff in Potsdam auch zu härteren Stäben. „Da ist noch mehr drin“, prophezeite er denn auch im Stern-Center, in dem er bei seinen letzten Sprüngen mehrmals das Handy am Ohr hatte und sich mit seinem Trainer Michael Kühnke austauschte, der sich zeitgleich bei den Deutschen Jugend- Meisterschaften in Sindelfingen befand. Bei den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Karlsruhe will sich der Sportsoldat nun für die Hallen-Weltmeisterschaften vom 9. bis 11. März in Istanbul qualifizieren. Die WM-Norm von 5,72 Meter hätten bereits mehrere Deutsche geschafft, und zwei könnten nur nach Istanbul, so Otto. „Ich mag jetzt als Favorit für Sindelfingen gelten, aber Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze.“
Björn Otto meisterte am Samstag in Potsdam seine Anfangshöhe von 5,52 Metern souverän, ließ die 5,62 aus, schaffte die 5,72 im zweiten und die 5,82 Meter erneut im ersten Versuch. Gegenüber Maksym Mazuryk, der ihm als einziger Konkurrent noch auf den Fersen war und der diese Höhe ausließ, war er dank weniger Fehlversuche da schon im Vorteil. Und als der Ukrainer die 5,87 Meter – die zu diesem Zeitpunkt neuer Meeting-Rekord gewesen wären – dreimal gerissen hatte, ließ Otto die Latte gleich auf 5,92 Meter legen, die er im zweiten Versuch überwandt.
Die Stimmung im Stern- Center drohte – auch dank der Moderation Jens Herrmanns von BB-Radio – überzukochen, als er auf 6,01 Meter steigern ließ. Dass nach dem erkrankten Weltmeister Pawel Wojciechowski aus Polen kurzfristig auch Vizeweltmeister Lazaro Borgas aus Kuba abgesagt hatte, war da schon längst kein Thema mehr. „Borgas war in Donezk auf die Schulter gefallen und bekam ärztliches Startverbot“, sagte Meeting-Direktor Peter Rieger dazu. Die Otto-Show war aber mehr als Entschädigung. „Sensationell, was wir hier geboten bekommen“, staunte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen“, sagte auch Björn Otto selbst, ehe er seine Torte verteilte.
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