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Landeshauptstadt: Ovomaltine im Kleinen Schloss

Gaststätte im Babelsberger Park gestern offiziell wiedereröffnet

Stand:

Gaststätte im Babelsberger Park gestern offiziell wiedereröffnet Nach gut zwei Wochen Probelauf wurde gestern das „Kleine Schloss“ im Park Babelsberg mit einer kleinen Feier offiziell eröffnet. Dabei kam auch der Gilka Kaiserkümmel auf den Tisch, der von den Vorfahren des neuen Betreibers Arndt Gilka-Bötzow an den Hof Wilhelms I. geliefert worden war. Ehefrau Claudia, eine gebürtige Schweizerin, bot Schmandtorte als Probe ihrer Backkunst. Schon im Probelauf wurden die neuen Pächter wirklich auf die Probe gestellt, denn am Himmelsfahrtstag erlebten sie einen Besucheransturm. Für Pfingsten haben sie deshalb vorgesorgt und in Küche und beim Personal aufgerüstet. Claudia, die die klassische französische Küche studiert hat und leichte mediterrane Kost anbietet, setzt Saltimbocca (Kalbsschnitzel), Hühnerbrüstchen und Zanderfilet auf die Speisekarte. Aber auch einfache und sehr preiswerte Gerichte wie Pellkartoffeln mit Quark oder ein Omelett findet der Gast. Das Eis kommt von Mövenpick, und der hell-dunkle Meraner Cake, Blaubeermuffins oder Karottenkuchen zum Kaffee sind ebenfalls eine Reminiszenz an die Bergheimat der Wirtin. Auf der Getränkekarte wird Ovomaltine, ein Malz-Kakao-Getränk, die Gäste überraschen, das in der Schweiz weit verbreitet ist. Die neu gestalteten Gasträume bestehen aus vier Salons: einem Cafézimmer mit zierlichen Tischen und Stühlen, dazu als Blickfang der Tresen mit großer Espressomaschine und Kuchenbüfett; den Kavaliersalon mit blanken Holztischen und Lederbänken; ein (Nichtraucher-)Damenzimmer im Biedermeierstil, das an die legendäre Kronprinzessin Victoria erinnern soll, die bekanntlich zeitweise oben im (großen) Schloss wohnte; schließlich das Kaminzimmer, nobel ausgestattet und für Feierlichkeiten geeignet. Alle Räume bestechen durch ihre zurückhaltende Eleganz und den ausgewogenen Gemäldeschmuck. Im Freien gibt es derzeit 40 Plätze, die Zahl soll erhöht werden. Die Stiftung hat zugestimmt, dass nicht nur die Terrasse, sondern auch seitlich des Gebäudes der Bereich mit der Weinlaube dafür genutzt werden darf. Im nächsten Jahr soll an der Bucht unterhalb des Matrosenhauses ein Schiffsanlegesteg eingerichtet werden, wovon sich die Gilka-Bötzows zusätzlich Gäste erhoffen. Das „Kleine Schloss“ ist täglich außer montags von 10.30 bis 19 Uhr geöffnet, am Freitag und Sonnabend etwas länger bis zum Einbruch der Dunkelheit, wenn die Parktore schließen. Das Gebäude ist mit großen Namen der preußischen Geschichte verbunden. Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm I.) hatte das mit einem Gartenhaus besetzte Grundstück 1833 von dem Webermeister Blumen erworben. Der neue Eigentümer beauftragte den Hofarchitekten Ludwig Persius, das Gartenhaus aufzustocken und zu erweitern. An den Entwürfen beteiligten sich auch Wilhelms Gattin Prinzessin Augusta und sein älterer Bruder Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.). Das Gebäude erhielt Wohnungen für den Förster Geldermann und die prinzlichen Adjutanten. Für sich selbst ließ Wilhelm einen „vorläufigen Arbeitsplatz“ einrichten. Seine heutige Gestalt als „Kleines Schloss“ im englischen Tudorstil erhielt das Haus 1841/42 nach nochmaligem Umbau durch den Architekten Eduard Gebhardt. Daran wirkte erneut Prinzessin Augusta mit. Danach wohnte in dem nun „Prinzenburg“ genannten Gebäude bis Ende der 40er Jahre Prinz Friedrich Wilhelm (der spätere Kaiser Friedrich III.). Die Zeit als Gaststätte begann 1950. Fortschreitender Verfall erzwang 1970 die Schließung, doch 1981 konnte sie nach umfangreichen Baumaßnahmen als „Kleines Schloss“ wiedereröffnet werden. E.Hoh.

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