zum Hauptinhalt

Von Jana Haase: Ozon-Knall als Startschuss

Sekt, Internet und Spielfilme: Ab morgen beraten 350 Chemiker, wie Chemie-Unterricht spannender werden kann

Stand:

Hinten funkt es, vorne zischt es, plötzlich knallt es. Der hellgrüne Ballon zerplatzt. Dabei war er doch nur mit Luft bedüst worden? Nicht ganz, erklärt Brigitte Duvinage im Labor des Chemischen Instituts der Universität Potsdam auf dem Campus Golm. Denn die Luft ist vorher durch einen „Ozonisator“ gegangen. Und der hat sie mit Hilfe von elektrischen Entladungen – deshalb die Funken – mit Ozon angereichert. „Ozon zerstört organische Stoffe“, erklärt die Chemiedidaktikerin. Und damit auch den der Kautschuk, aus dem ein handelsüblicher Luftballon besteht. Spätestens nach dem Knall dürften sich das auch Schüler gemerkt haben. „Das Experiment ist ideal für den Chemieunterricht“, erklärt Brigitte Duvinage: „Es ist einfach und effektvoll.“

Der Ozon-Knall soll morgen Vormittag zum Startschuss für die 25. Jahrestagung der Chemiedidaktiker der Gesellschaft Deutscher Chemiker (DGCH) werden. Drei Tage lang wird es dann in Golm um die besten Methoden für den Chemieunterricht gehen. Die Potsdamer Professorin Brigitte Duvinage organisiert die Konferenz – und hat sie zusammen mit ihren Studenten in den vergangenen sechs Monaten vorbereitet.

„Wir erwarten 350 Teilnehmer“, sagt Duvinage. Es sei die erste große Tagung in dem Golmer Laborkomplex, den die Potsdamer Chemiker im Jahr 2000 bezogen haben. Rund 50 Vorträge und drei Workshops stehen auf dem Programm: Die Bandbreite der Themen reicht von den chemischen Kenntnissen der alten Ägypter über die Analyse von Pilzen, Sekt oder Sportgetränken bis hin zur Chemie in Spielfilmen. Dabei darf sowohl experimentiert als auch diskutiert werden. Zu Wort kommen nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Lehrer, die über ihre Unterrichtskonzepte berichten. „Wir wollen die Fachdidaktiker mit den Lehrern in einen Erfahrungsaustausch bringen“, erklärt Brigitte Duvinage, die selbst fünf Jahre als Lehrerin gearbeitet hat, bevor sie 1979 eine Uni-Karriere an der damaligen pädagogischen Hochschule in Potsdam begann.

Dort war sie auch dabei, als ihr Vorgänger Helmut Barthel den „Ozonisator“ aus dem Luftballon-Experiment entwickelte. Die einfache Konstruktion aus einem folienumwickelten Reagenzglas, Aquariumpumpe und Funkeninduktor kann in jeder Schule nachgebaut werden, erklärt Duvinage. Das Ozon-Sauerstoff-Gemisch, das darin entsteht, kommt auf eine Konzentration von immerhin 17 Prozent: „Das reicht für alle Experimente.“ Aber moderner Chemieunterricht ist längst mehr als nur Knallen und Stinken. Das wird unter anderem die Potsdamer Forscherin Mareike Dittmer in ihrem Workshop zum „E-Book“-Projekt zeigen: Dabei erstellen die Schüler im Internet ein elektronisches „Tagebuch“ über den Unterrichtsverlauf – zum Beispiel mit kurzen Filmen der durchgeführten Experimente. Inhaltsverzeichnis des „E-Books“ ist aber kein Chemie-Lehrplan. Stattdessen steht die „Queen Mary“ im Mittelpunkt. Denn anhand dieses Kreuzfahrtschiffes behandeln die Schüler verschiedene chemische Prozesse wie etwa die Korrosion im Ozeanwasser, erklärt Brigitte Duvinage. Sie erfahren beispielsweise, wieso Alu-Blöcke am Schiffsrumpf vorm Durchrosten schützen. Das „E-Book“-Projekt sei am mittlerweile geschlossenen Espengrund-Gymnasium in Potsdam und an zwei weiteren Schulen in Berlin und Niedersachsen erprobt worden, erklärt Brigitte Duvinage.

Chemielehrer und -Studenten können sich auch kurzfristig anmelden und teilnehmen: Das Tagungsbüro am Campus Golm, Haus 25, Zimmer F 015, öffnet an allen drei Konferenztagen jeweils 8 Uhr. Die Tageskarte für Lehrer kostet am Donnerstag und Freitag je 25 Euro, am Samstag 10 Euro. Studenten zahlen für die gesamte Tagung 25 Euro. Mehr Infos und das Tagungsprogramm im Internet unter: www.gdch.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })