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Und bitte: Norbert Blüm beim Dreh im Krongut Bornstedt. Für die halbe Stunde musste die Agentur extra eine Drehgenehmigung einholen. Am 9. Dezember lief der Spot mit Blüms Weihnachtswunsch im Fernsehen.

© mediaonwork

Potsdam: Päckchen, Promis und viel Liebe

Wie eine Potsdamer Werbeagentur in letzter Minute die Weihnachtskampagne für DHL produzierte

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Potsdam - Shawny Sander kennt vielleicht nicht jeder, aber doch ein Großteil der Teenager. Die einstige „Germany's next Topmodel“-Kandidatin steht auf dem Weihnachtsmarkt und steckt sich genüsslich eine Mutzenmandel in den Mund. Dabei wünscht sie sich, einmal nicht auf ihre Diät achten zu müssen. „Das ist emotional und authentisch. Nur so kann man die Menschen erreichen“, erklärt Torsten Rüther, Mitinhaber der Firma Media on Work.

Das gelte auch und insbesondere für die Werbebranche. Der 30-Sekunden-Spot mit dem Nachwuchsmodel gehört zu einer Kampagne der Firma, die seit fast 15 Jahren mit mittlerweile zehn Mitarbeitern in Potsdam ansässig ist. Inhaber Torsten und Katrin Rüther, Thomas und Christine Wischnewski verstehen sich als Markenbühnenbauer – soll heißen, sagt Rüther, sie erfinden Produktkampagnen, die bei Hörer und Zuschauer ins Herz treffen sollen. Der emotionale Ansatz ist wichtig, sagt Rüther. „Was ein effektiver Jahreszins ist, weiß doch kein Mensch“, sagt er, „das ist unwichtig“.

Jetzt hat Media on Work kurzfristig die Weihnachtskampagne für den weltweit größten Logistikkonzern DHL produziert. Dass eine Potsdamer Firma diesen Großauftrag an Land gezogen hat und nicht eine in den sogenannten Agenturhochburgen Hamburg und Düsseldorf, das freut Rüther besonders. Allerdings arbeitet die Firma schon seit Längerem für DHL.

Nun kam Mitte November der Anruf mit der Anfrage, ob ihnen nicht schnell etwas für Weihnachten einfallen würde. „Das war ein Freitag, am Dienstag stand das Konzept, Ende der Woche hatten wir die Zusage. Und dann ging es los. Es war ein Husarenritt“, erinnert sich Rüther. Die eigentliche Arbeit ging dann erst los: Das Hauptproblem: 24 Prominente sollten auf die Schnelle zum Mitmachen gefunden, überzeugt und gebucht werden.

Die Idee: „Jeder sollte seinen persönlichen Weihnachtswunsch für Deutschland vortragen“, dafür gab es 10 Sekunden. Die kompletten Spots inklusive Jingle „DHL – offizieller Partner des Weihnachtsmannes“, gesprochen von einem Potsdamer Mädchen, dauern je eine halbe Minute. Zu sehen sind sie täglich im Abendprogramm auf Vox und RTL.

„Da liefen bei uns natürlich die Telefone heiß“, sagt Rüther. Agenten anrufen, Konzept erklären und verschicken, Termine vereinbaren. Oft hatten sie Glück: Sebastian Koch war auf Drehpause von „Stirb langsam 5“ für einige Tage in Berlin, da ergab sich eine Terminlücke für das Team aus Potsdam. Nur der Bart musste dranbleiben. Anja Kling lud das Team zu ihrem Haus nach Wilhelmshorst ein. Ihr Weihnachtswunsch: „Viele neue Kinder für 2013 mit einer Kindheit voller Liebe“. Katharina Thalbach wünschte allen „Ideen, die begeistern und beflügeln“. Franziska Knuppe stellte sich vor das Nauener Tor, ein Heimspiel für alle Beteiligten. „Man kann seinem Kind nie oft genug sagen, dass man es liebt“, sagte das Potsdamer Model, das eine fünfjährige Tochter hat.

Ebenfalls in Potsdam gedreht wurde der Spot mit Norbert Blüm: Der ehemalige Arbeitsminister hielt in der Landeshauptstadt gerade einen Vortrag, in einer Pause traf man sich auf dem Krongut – nicht ohne vorher eine Drehgenehmigung eingeholt zu haben. Der Weihnachtswunsch des CDU-Mannes: Dass die Alten von den Jungen lernen und umgekehrt, die Großen den Kleinen, die Kleinen den Großen helfen.

Nicht alle Drehorte lagen vor der Haustür. Um Wotan Wilke Möhrings Wünsche abzuholen, mussten sie bis nach Köln fahren. Der Soulsänger Mic Donet sang seinen Wunsch, „Plenty of Love“, im Berliner Sony-Center. Dass sie mit ihrer Promimischung aus hochkarätigen Schauspielstars, Models, Musikern, Sportlern, Politikern und Journalisten richtig liegen, zeige das Feedback: Die von ihrer Agentur betreute Facebookseite zur Kampagne komme sehr gut an, sagt Rüther. „Weil sich hier keiner verbiegen muss. Das spüren die Menschen.“

Natürlich heißt das nicht, dass auch jedes DHL-Paket ankommt. Das sei aber normal, „in Einzelfällen können Produktversprechen nicht eingehalten werden“, egal, um welche Marke es geht. Aber er vertraue darauf, dass DHL sich um die Kundenbeschwerden angemessen kümmert.

Jetzt freut er sich auf den 24. Dezember. Nicht nur, weil Torsten Rüther selbst ein absoluter Weihnachtsfan ist. Das letzte Wort im DHL-Adventskalender hat ein kleiner Weihnachtsengel. Die Vorbereitung für den Dreh mit Emma Schweiger war äußerst kompliziert: Vom Jugendamt in Hamburg, wo die Zehnjährige zur Schule geht, vom Jugendamt in Berlin, Drehort, und vom Jugendamt in Potsdam, dem Firmensitz, brauchten sie Bescheinigungen, dazu ein ärztliches Gutachten über Emmas Gesundheitszustand. Mit ihrem Weihnachtswunsch wird die Schauspielertochter nichts falsch machen: „Ich wünsche mir, dass alle Kinder ein tolles Weihnachten feiern - mit ganz viel Liebe und Geschenken!“

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