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Sport: Paddeln mit der Patin
Katrin Wagner-Augustin und Franziska Weber wollen zu Olympia in London – vielleicht gar in einem Boot
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Zwischen ihnen liegt ein Dutzend Jahre, und trotzdem wollen sie 2012 in London möglicherweise in einem Boot um Olympia-Gold paddeln. Nein, die Rede ist nicht von der 49-jährigen Birgit Fischer aus Brandenburg/Havel, die derzeit an der australischen Sunshine Coast für ihr drittes Comeback übt, und Katrin Wagner-Augustin vom Kanu-Club Potsdam (KCP). Die Rede ist von Wagner-Augustin, die nach der Geburt ihres Sohnes Emil für ihren vierten Olympia-Start trainiert, und ihrer Klubkameradin Franziska Weber, deren Patin die 34-Jährige jetzt ist. „Vielleicht schaffen wir es ja gemeinsam in den Vierer“, meint Katrin Wagner-Augustin, die nach ihrer diesjährigen Babypause bei den Qualifikationsrennen im nächsten April zweitschnellste Einer-Kanutin sein muss, um sich in die London-Flotte zu paddeln.
Franziska Weber, die diesjährige Vizeweltmeisterin im Zweier- und Viererkajak, zählt durch die im ungarischen Szeged erpaddelten Medaillen zum Kernteam des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) und geht mit einem gewissen Bonus ins Rennen um die Olympia-Tickets. „Trotzdem muss ich ab April meine Platzierungen schaffen, um mir meinen großen Traum erfüllen zu können“, sagt die 22-Jährige, die gerade aus einem zweieinhalbwöchigen DKV-Trainingslager in Sevilla zurück ist. Wegen jenes Camps in Andalusien verpasste die Potsdamerin vor Wochenfrist ihre bereits zweite Ehrung als „Brandenburgs Sportlerin des Jahres“ nach 2010 in Potsdam. „Wir haben die Sportlerumfrage in Spanien aber immer im Internet verfolgt. Und als mein Sieg feststand, haben mir meine Familie und Freunde dies gleich mitgeteilt – und wir haben in Sevilla darauf kurz angestoßen. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, denn damit hatte ich nie gerechnet“, erzählte Franziska Weber am Montag im heimischen Bootshaus im Luftschiffhafen. Sie bekam dort nachträglich ihre Trophäe überreicht, ehe sie erstmals einen Sponsorenvertrag mit der Firma Securitas Deutschland bis zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr erhielt. „Wie es danach weitergeht, hängt von den Ergebnissen in London ab“, sagte der Securitas- Vorstandsvorsitzende Manfred Buhl.
Buhl und sein Unternehmen helfen Potsdams Kanuten bereits seit 1996 finanziell. „Securitas ist ein dauerhafter und verlässlicher Partner. Eine solch kontinuierliche Unterstützung ist nicht selbstverständlich“, lobte KCP-Fördervereinschef Gerd Harms die Hilfe. Zu den ersten Potsdamer Paddlern, denen von Securitas geholfen wurde, gehörte und gehört Katrin Wagner-Augustin, die 1997 ihre beiden ersten von mittlerweile zehn Weltmeistertiteln gewann. Nun strebt sie nach bereits viermal Gold und einmal Bronze in London weiteres olympisches Edelmetall an. „Mein Wiedereinstieg war doch schwerer, als ich gedacht hatte“, gesteht Wagner-Augustin, die beruhigt trainieren kann, da ihr Mann Lars Augustin – einst selbst ein erfolgreicher Kanute – Elternzeit genommen hat und auf den jetzt viereinhalb Monate alten Emil aufpasst. Die Trainingseinheiten auf der Havel in den letzten Tagen fand die junge Mutter ziemlich unangenehm. „Aber jeder Kilometer, den ich draußen fahren kann, bringt mich weiter.“
Dass die Erfolgskanutin nun ihre Patin ist, findet Franziska Weber prima. „Katrin hat schon immer das Talent, einem in den Hintern zu treten, wenn es mal nicht so läuft“, meint die Bauingenieur-Studentin der Fachhochschule Potsdam. „Und ab und an hat sie auch einen Grund dafür.“ Beim momentanen Wetter müsse man sich früh schon motivieren, aufs Wasser zu gehen, „denn bei dem Wind und den Wellen ist das nicht mehr lustig. Da denkt man dann an den Sommer, in dem man sich die Belohnung für das lange Gesicht im Winter abholen will“, erzählt Franziska Weber, die einst Judoka des UJKC war, ehe sie 1999 mit dem Paddeln beim KCP begann. „Damals habe ich nie daran gedacht, mal mit Katrin in einem Boot zu sitzen.“
Angst vor einem Comeback Birgit Fischers haben beide Potsdamerinnen, die im Februar zum gemeinsamen Trainingslager nach Melbourne im US-Bundesstaat Florida düsen werden, übrigens nicht. „Allerdings wäre es ein Armutszeugnis für unseren Sport, wenn Birgit mit fünfzig den anderen noch davonfahren würde“, meint Katrin Wagner-Augustin. Und Franziska Weber sagt: „Es wäre schon frustrierend, wenn sie an einem vorbeipaddeln würde. Wir werden alles daran setzen, dass sie es nicht schafft.“
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