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Sport: Paddeln, turnen, staunen
Sebastian Brendel und Philipp Boy schätzen sich
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Das Hallo ist jedesmal groß, wenn sich der Potsdamer Rennkanute Sebastian Brendel und der Cottbuser Turner Philipp Boy begegnen – schließlich stammen beide aus Schwedt. Sie lernten sich aber erst 2008 während der Olympischen Spiele in Peking kennen. „Als Philipp damals dort im Deutschen Haus kurz interviewt wurde, hörte ich erstmals, dass er auch aus Schwedt kommt. Seitdem freuen wir uns immer, wenn wir uns sehen“, erzählt der 22-jährige Brendel.
In ihrer knapp 35 000 Einwohner zählenden Heimatstadt waren sich die beiden inzwischen erfolgreichen Athleten wissentlich einst nicht über den Weg gelaufen. Boy begann mit viereinhalb Jahren beim TSV Blau-Weiß zu turnen, der ein Jahr jüngere Brendel nahm nach Versuchen im Fußball und Judo als Sechsjähriger erstmals beim SSV PCK das Paddel in die Hand und kam 2000 an die Sportschule Potsdam, während Boy 1999 mit zwölf Jahren an die Cottbuser Sportschule wechselte. „Das war ziemlich spät, aber nicht schlimm“, erinnert sich Brandenburgs „Sportler des Jahres 2010“. „Im Juniorenbereich werden nämlich mehr die Grundlagen trainiert als einzelne Elemente, die ich in Cottbus dann schnell erlernte.“
Und wie. Philipp Boy reifte in der Lausitz zum Weltklasse-Mann, der mit dem deutschen Team Bronze bei den Weltmeisterschaften 2007 und 2010 gewann sowie Olympia-Vierter in Peking wurde, ehe ihm bei den letztjährigen WM mit Silber im Mehrkampf der ganz große Wurf gelang. Und Sebastian Brendel wurde beim Kanu-Club Potsdam unter den Fittichen seines Trainers Ralph Welke unter anderem zweifacher Junioren-Weltmeister 2005 sowie Europameister und WM-Dritter 2010 jeweils im Einercanadier.
Bei ihren Wettkämpfen feuern sich Brendel und Boy zwar nicht gegenseitig an; dazu fehlt die Zeit. Mitunter aber trainieren beide zur gleichen Zeit mit ihren Nationalmannschaften in Kienbaum. „Wenn ich sehe, wie die Kanuten dann im Kraftraum ackern, ziehe ich den Hut“, sagt Philipp Boy. „Das ist enorm. Daher weiß ich, was hinter Sebastians beachtlicher Entwicklung in den letzten Jahren steckt.“ Brendel wiederum staunt über die Turner. „Das ist ein sehr eleganter Sport“, meint er. „Wahnsinn, was die Turner mit ihren Körpern alles machen können. Solche Bewegungen wünsche ich mir manchmal auch.“
Während Boy, der zu Wochenbeginn seinen Vertrag beim SC Cottbus bis 2012 verlängerte, ab kommender Woche wieder in Kienbaum für die Saison mit den Heim-Europameisterschaften vom 4. bis 10. April in der Berliner Max-Schmeling- Halle schwitzt, düste Brendel gestern ins dreiwöchige Verbands-Trainingslager nach Stuart im US-Bundesstaat Florida. Dort sollen weitere Grundlagen für eine erfolgreiche Saison mit den Europameisterschaften im Juni in Belgrad und den WM im August in Szeged gelegt werden. Am 9. April steht die erste nationale Qualifikation der Kanuten an. Philipp Boy hat dann schon den ersten Wettkampf einer neuen Weltcup-Serie der Turner hinter sich, die im März in Jacksonville/Florida beginnt und nach weiteren Stationen in Glasgow und Stuttgart Ende November in Tokio enden wird. Michael Meyer
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