
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Paddeln um die Insel Potsdam
Am Samstag gibt es die 24. Auflage des Kanu-Marathons – und ein Wiedersehen
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Templiner Vorstadt - Wasser verbindet Städte, Länder, ganze Kontinente. Wasser führt aber auch Menschen zusammen. Bei Thomas Schnadt aus dem Ruhrgebiet und dem Potsdamer Ditmar Grupe dauerte es zwar fast drei Jahrzehnte, bis sich ihre beiden Lebenswege wieder kreuzten. Wasser war das verbindende Element, das den Kanu-Trainer Grupe und seinen einstigen Schützling zusammenbrachte. Genau vor einem Jahr, zur 23. Auflage des Potsdamer Kanu-Marathons, stand Schnadt an der Startnummernausgabe, sagte seinen Namen – Marathon-Organisator Grupe wurde hellhörig und das freudige Wiedersehen war perfekt.
Zugleich war Schnadt für eine verrückte Premiere verantwortlich: Mit seinem Potsdamer Sportsfreund André Glatzel war Schnadt der Erste, der es in der 23-jährigen Geschichte des Kanumarathons gewagt hatte, in einem Rennkanadier kniend Potsdam zu umrunden. Seine Ankündigung, auch in diesem Jahr wieder dabei zu sein, macht Schnadt wahr: Am Samstag paddelt er erneut 42 Kilometer um die Insel Potsdam – diesmal will sich der 43 Jahre alte Freizeitsportler mit drei Paddelfreunden in einen Vierer-Canadier knien.
Insgesamt zwölf Vereinskameraden des Herdecker Kanu Clubs bringt Schnadt morgen mit an den Start. Ins Ruhrgebiet hat es den 43-Jährigen gleich nach der Wende verschlagen. Eltern und Freunde hat er immer wieder Potsdam besucht, seinen erster Kanu-Trainer indes hatte er aus den Augen verloren. Dennoch war Grupe immer so etwas wie ein Begleiter im Geiste. „Das Training bei ihm war eine Schule fürs Leben“, sagt Schnadt. Der Ehrgeiz, die Disziplin und die Standfestigkeit, die ihm sein einstiger Übungsleiter vermittelt habe, seien unglaublich wertvoll gewesen, resümiert Schnadt heute.
Kanu-Lehrer Grupe war zunächst Trainer beim ASK Vorwärts Potsdam. Doch paddelte er nicht auf der politischen Linie der DDR-Oberen, sodass er den Sportklub verlassen musste. Anfang der 1980er-Jahre wurde er Trainer bei der BSG Defa Babelsberg, dem heutigen Wassersportfreunde-Verein in der Pirschheide. Unter seinen Fittichen wurde Thomas Schnadt als Jugendlicher DDR-Meister. Nach nur zwei Jahren nahm Grupe ein Angebot der damaligen Pädagogischen Hochschule an, bis heute arbeitet der 64-Jährige im Zentrum für Hochschulsport an der Universität Potsdam.
Und Grupe ist Vater des Potsdamer Kanu-Marathons. Gleich im ersten Frühjahr nach dem Mauerfall, am 1. April 1990, paddelten er und viele andere Potsdamer Wassersportler von der Pirschheide los. „Wir haben uns aber nur bis zur Glienicker Brücke getraut, sind einmal um die Pfeiler und wieder zurück.“ Nur wenige Monate später allerdings wagten sich mehr als 100 Kanusportler weiter auf die Havelgewässer hinaus: Einmal rund um Potsdam hieß die sportliche Herausforderung. Für die Mitarbeiter der damals noch immer vorhandenen Zollstelle im Jungfernsee muss die Kanu-Flotte ein ungewohnter Anblick gewesen sein: „Die wollten tatsächlich unsere Ausweise sehen“, erinnert sich Grupe.
Seinen Wettkampfcharakter hat der Potsdamer Kanu-Marathon inzwischen verloren. Die 50 bis 60 Teilnehmer, die an der Hinterkappe des Templiner Sees ihre Kanus und Kajaks ins Wasser lassen, müssen dennoch gut trainiert sein. Egal ob die lange Runde über den Petzin- und Schwielowsee, den Großen Zernsee, die Wublitz, durch den Sacrow-Paretzer-Kanal weiter über Jungfernsee und Lange Fahrt zurück nach Hermannswerder, oder die etwas größeren 36 und 21 Kilometer: „Ohne Vorbereitung sollte man da nicht ins Boot steigen“, empfiehlt Grupe.
Sein einstiger Schützling steht noch immer gut im Training. „Ich habe vor drei Jahren den Kanu-Rennsport für mich wiederentdeckt und es klappte super“, erzählt Schnadt. Bei den German Masters will er in Kürze im Vierer-Canadier sogar wieder um nationale Titel paddeln. Gelernt ist gelernt.
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