Von Michael Erbach: Paffhausen: Speer wird nicht infrage gestellt
Aufsichtsrat kündigt Erklärung zum Verein an Diskussion zu Speer und Marczinek im Fanforum
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Der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußballvereins SV Babelsberg 03, Peter Paffhausen, hat sich auch nach den jüngsten Vorwürfen gegen 03-Präsident Rainer Speer hinter den Club-Chef gestellt. „Rainer Speer wird als Präsident nicht infrage gestellt“, sagte Paffhausen gestern den PNN. Speer war nach einer Privat-Affäre mit mutmaßlichem Sozialbetrug als Minister zurückgetreten und steht im Zusammenhang mit dem dubiosen Verkauf der landeseigenen Brandenburgischen Boden Gesellschaft (BBG) unter erheblichem Druck. Mit dem Verkauf der BBG beschäftigt sich seit gestern ein Untersuchungsausschuss des Landtages. Seit gestern ist außerdem bekannt, dass der Verkauf der landeseigenen Gesellschaft auch über zwei mutmaßliche ehemalige Stasi-Mitarbeiter erfolgte, von denen einer wiederum – Frank Marczinek, alias „IM Frank Wulff“ – im Vorstand des SVB sitzt. Zuvor war auch eine Tätigkeit des SVB-Geschäftsführers Ralf Hechel für die DDR-Staatssicherheit bekannt geworden.
Zur Situation im Verein und zu Hechel will sich der Aufsichtsrat nunmehr offiziell positionieren. Paffhausen kündigte gestern eine Erklärung des Aufsichtsrates an, die am kommenden Samstag in der Stadionzeitung zum Dritt-Liga-Spiel gegen Saarbrücken veröffentlicht werden soll. Beobachter gehen davon aus, dass sich das Führungsgremium hinter Hechel und Speer stellen wird. Paffhausen erklärte gestern, für ihn persönlich sei ein Fall wie Hechel „erledigt“. Hechel habe am Ende der DDR zwei Jahre hauptamtlich für die Staatssicherheit gearbeitet und sei im Bereich des Verkehrswesens eingesetzt gewesen. „Wenn jemand dies im Nachhinein bedauert und niemandem geschadet hat, dann ist dies zu akzeptieren“, sagte Paffhausen. Anders würde sich der Fall darstellen, wenn Hechel anderen Menschen geschadet hätte – dafür gäbe es aber bislang keine Hinweise.
Wie Paffhausen weiter betonte, gehe er nicht davon aus, dass die öffentliche Diskussion um Führungskräfte des Vereins einen Einfluss auf das Vereinsleben habe. Paffhausen sieht in den Veröffentlichungen, insbesondere über das Privatleben und die Verbindungen von Rainer Speer zu Vorstandsmitgliedern des Babelsberger Fußballvereins, eine „Kampagne, um Speer selbst und die rot-rote Landesregierung zu schädigen“. Deshalb, so Paffhausen, „gehe ich mit dem ganzen Thema unaufgeregt um“.
Allerdings, so der Aufsichtsratsvorsitzende, müsse die Diskussion um die Vereinsführung „weiter beobachtet“ werden. Paffhausen: „So lange der Verein Punkte holt, wird sicher genau das im Vordergrund stehen – verlieren wir, könnte es sein, dass andere Kriegsschauplätze gesucht werden, die dann für weitere Unruhe sorgen werden.“
Jens Lüscher, Fan-Beauftragter und 03-Vorstandsmitglied, sagte den PNN, die Diskussion um den SVB-Vorstand werde unter den Fans „kontrovers“ diskutiert. Im Fan-Forum des SVB 03 wurde gestern nach den neuesten Veröffentlichungen zur Speer-Affäre und den Verstrickungen mit dem SVB auch heftigst und kontrovers diskutiert. So wurden unter anderem Forderungen nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung oder Tribünenbesetzungen laut. „Vereinsschädigend - allesamt“, so ein 03-Fan. Ein anderer meinte: „Langsam wird das ja ein echter Sumpf in unserem Verein.“ Aber auch: „Pauschale Unterstellungen bringen uns bestimmt weiter.“
Michael Erbach
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