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Von Henri Kramer: Paffhausen verkauft Teil des „Freilands“

Stadtwerke-Kosten halbieren sich / Baustart für Jugendzentrum, Umzugsdatum für S 13 unklar

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Die Kosten, die die Stadtwerke für das „Freiland“-Jugendzentrum bezahlen, sollen sich halbieren. Dies rechnete gestern Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen beim offiziellen Baustart von „Freiland“ vor. Sein Unternehmen verhandele mit einem Berliner Investor aus der Sanitärbranche, der einen Teil des „Freiland“-Areals in der Friedrich-Engels- Straße 22 kaufen wolle. Es handele sich dabei um eine als Rasen genutzte Fläche zur Straße hin. Komme der Kauf zustande, müssten das kommunale Unternehmen nur noch die Hälfte der Kosten von 440 000 Euro zahlen, sagte Paffhausen.

Neben den Stadtwerken zahlt die Stadt Potsdam für das politisch umstrittene Jugendzentrum rund 300 000 Euro. Einen Eigenanteil von 100 000 Euro sollen Jugendliche durch Arbeitsleistungen erbringen: Gestern begann dieser Teil des Projekts. Um 9.30 Uhr besuchte Oberbürgermeister Jann Jakobs die Arbeiten: „Ich bin froh, dass es jetzt losgeht.“ Während des Termins ging Jakobs auf die langwierige Debatte um „Freiland“ ein. Das Areal soll als Ersatz für das vor zwei Jahren geschlossene „Spartacus“-Jugendhaus in der Schlossstraße dienen und Platz für die Soziokultur-Angebote des Jugendklubs S13 und des Spartacus-Vereins bieten. Auch Bandprobenräume sind geplant. „Selbstkritisch muss ich heute sagen, dass wir auf die Jugendlichen ein bisschen spät reagiert haben“, sagte Jakobs mit Blick auf monatelange Jugendproteste für mehr alternative Freiräume in Potsdam. Insofern müsse in Zukunft „besser“ zugehört werden. Zugleich sei der Baubeginn damit als ein Zeichen „politischer Ernsthaftigkeit“ zu werten, so Jakobs. Aus dem Urlaub meldete sich Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke), der sich als ein Wegbereiter für „Freiland“ sieht: „Nun liegt es an den politisch Verantwortlichen, dieses Projekt über den dreijährigen Modellzeitraum hinaus zum Erfolg werden zu lassen – an der Linken wird es nicht scheitern!“

Währenddessen waren bereits rund 25 junge Menschen dabei, aus den Flachbauten auf dem Gelände Türen auszubauen und Heizkörper zu entfernen. „Sie werden von einem Bauleiter, den wir stellen, professionell begleitet“, sagte Paffhausen unter Verweis auf Arbeitsschutzbestimmungen, die erfüllt würden. Allerdings arbeitet nicht jeder Jugendliche ganz freiwillig auf dem Gelände: Zehn Teilnehmer waren Ein-Euro-Jobber von der Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung mbH (GBA), die handwerkliche Fähigkeiten erlernen sollen und nach Unternehmensangaben für zwei Wochen eingesetzt werden. Zu weiteren Teilnehmern gestern zählten junge Potsdamer aus der alternativen Szene. Stadtwerkechef Paffhausen geht von einer hohen Motivation aus, bei dem Projekt zu helfen: „Da habe ich ein sehr gutes Gefühl.“

Doch gibt es noch offene Fragen. Unklar ist laut Potsdams Sozialdezernentin Elona Müller, wann genau der Jugendklub „S13“ ins „Freiland“ umziehen kann. Im Juli musste der Klub ein Übergangsquartier in der Berliner Straße räumen, seither hat er nur Büroräume im Lindenpark. „Wir wollen uns anstrengen, dass der S13 vor dem Winter umziehen kann“. Architekt Frank Adomeit aber gab zu Bedenken, dass die Bauarbeiten bis März dauern könnten, das Gelände also eine Baustelle sei. Die meisten Veränderungen wird es am künftigen „Freiland“-Veranstaltungshaus für 300 Besucher geben: Erst werde das Dach entfernt, dann würden laut Adomeit die Wände fast bis auf Höhe der Fensterbänken abgerissen und schließlich wieder neu „aufgemauert“, aber 1,40 Meter höher als ursprünglich.

Wenn die Arbeiten auf dem Gelände abgeschlossen sind, stehen zunächst nur leere Hüllen zur Verfügung, Technik wird noch nicht vorhanden sein. Für Leben sollen Jugendliche mit Hilfe eines noch nicht feststehenden Betreibers und mit 125 000 Euro Förderung pro Jahr sorgen. Als wahrscheinlich gilt, dass Stadtjugendringchef Dirk Harder zum „Freiland“-Träger wird – er soll der einzige Bewerber im laufenden Vergabeverfahren sein. Ende August soll eine Jury über den Betreiber entscheiden. Harder sagte, erst danach werde er über seine weitere Zukunft beim Stadtjugendring entscheiden.

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