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Landeshauptstadt: Palais Lichtenau bis 2010 fertig

Geliebten-Villa soll Gästehaus werden: Mehr als 1000 Besucher am Tag des offenen Denkmals

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Innenstadt - Da war selbst die Prinzessin überrascht: Mehr als 1000 Besucher kamen am gestrigen Sonntag auf das Gelände des Palais Lichtenau in der Behlertstraße 31. Die klassizistische Villa am Heiligen See war damit einer der Publikumsrenner unter den insgesamt 24 Potsdamer Adressen zum Tag des offenen Denkmals. „Es gibt nicht nur Neugierde, sondern wirkliches Interesse“, freute sich Viola Prinzessin von Hohenzollern. Die Geschäftsführerin der Theis Kaltwalzwerke mit Hauptsitz in Hagen hatte das gut 200 Jahre alte Palais mit dem benachbarten Kutscherhaus aus dem Jahr 1925 im vergangenen Jahr erworben, will es jetzt denkmalgerecht sanieren und daraus ein Tagungs- und Gästehaus machen.

Bereits im August 2010 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, erklärte die promovierte Prinzessin gestern. Denn dann feiert das Traditions-Stahl-Unternehmen Theis 100-jähriges Firmenjubiläum – und zwar in Potsdam. Noch im Oktober soll deshalb die Sanierung unter Federführung des Berliner Architekten und Professors für Denkmalpflege Karsten Westphal beginnen. Über die Investitionssumme schweigt die Hohenzollern-Prinzessin.

Beim Rundgang durch das mehr als 1000 Quadratmeter große Gebäude geriet Karsten Westphal ins Schwärmen: „Es gibt ungemein viel an erhaltener originaler Substanz“, sagte der Architekt über die Villa, die er mit seinem Team seit März 2008 für die Sanierung vorbereitet. 125 Kubikmeter Hausmüll, Schutt und alte Beläge seien seitdem aus dem Palais geholt worden, die Wände im Keller wurden zum Trocknen freigelegt. Gleichzeitig sind vier Restauratoren mit der Bestandsaufnahme der einzelnen Räume beschäftigt. Das Gebäude hatte König Friedrich Wilhelm II. von 1796 bis 1797 durch den Architekten Jan Bouman errichten lassen – für seine langjährige Geliebte Wilhelmine Enke, die er gerade zur Gräfin von Lichtenau ernannt hatte.

„Die Räume werden alle so belassen“, erklärte Westphal gestern. In der „Beletage“ mit Rosenholzzimmer, Garten- und Festsaal sollen künftig Tagungen und Schulungen für Theis-Mitarbeiter stattfinden, wie die Hohenzollern-Prinzessin sagte. Der Stahlkonzern beschäftige weltweit mehr als 1500 Menschen, unter anderem in China, Indien und Singapur. Im Obergeschoss und im anliegenden Kutscherhaus sollen insgesamt 12 Appartements zur Unterbringung der Gäste entstehen.

Aufführungen vom Hans Otto Theater wird es nach der Sanierung „bestimmt nicht“ geben, sagte die Hohenzollern-Prinzessin. Eine „teilöffentliche Nutzung“ für Konzerte und Lesungen ist laut Architekt Westphal jedoch geplant.

Für die Inneneinrichtung verpflichtete die Prinzessin und Stahlmagnatin den Innenarchitekten Thomas Hamel: „Wir sind gerade auf der Suche nach Möbeln aus der Zeit“, berichtete die Hauseigentümerin: „Das ist gar nicht so einfach.“ Hamel, der sein Büro im australischen Sydney hat, machte sich unter anderem mit Projekten im New Yorker Trump Tower und der United Nations Plaza einen Namen und richtet Yachten ein.

Der Zugang von der Behlertstraße auf das fast 8 000 Quadratmeter große Gelände soll nach dem Wunsch der Eigentümerin geschlossen werden – zumindest für Autos. Stattdessen soll die Zufahrt aus der Kurfürstenstraße durch den Abriss mehrerer Baracken freigemacht werden, erklärte sie gestern. Der Garten soll nach historischen Vorbild wiederhergestellt werden. Auch die Sichtachse zum Marmorpalais könnte wieder freigelegt werden, erklärte Architekt Westphal: Dazu müssten einige Bäume im Neuen Garten entfernt werden. Gespräche mit der Schlösserstiftung habe es bereits gegeben. Jana Haase

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