
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Palmenzelt kehrt zurück – ohne Zelt
Neuer Wintergarten, eigenes Eis, keine Zelt-Partys mehr: Nach jahrelangem Streit feierte das Restaurant El Puerto die Eröffnung seiner Erweiterung
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Die Palmen stehen wieder: Mit der feierlichen Neueröffnung des Restaurants „El Puerto“ am vergangenen Freitag erhielt die beliebte Tapas-Bar am Fuße des Hotels Mercure nach einem halben Jahr Bauzeit ihre langersehnte Erweiterung. Über 120 Gäste schauten zur Eröffnung vorbei.
Der Neubau ist anspruchsvoller gestaltet als das alte, fensterlose Zelt: Von außen ist der Wintergarten mit der zackigen Dachkonstruktion und der Holzverkleidung ein Blickfang. Innen ist es hell, dunkle Dachbalken heben sich von cremefarbenen Wänden ab. Sichtlich zufrieden führt Carl Schmitt durch den Wintergarten, der von leichten Flamenco- und Bossa Nova-Klängen erfüllt ist. „Endlich schließt sich der Kreis“, sagt der Geschäftsführer des Restaurants, das zur Weißen Flotte gehört.
Schmitt weiß, wovon er spricht, denn mit der Neueröffnung ging ein jahrelanger Streit mit der Stadt zu Ende: 2001 war im Rahmen der Bundesgartenschau in Potsdam das Zelt mit den 13 Königspalmen entstanden, das sich schnell über regen Zulauf freuen konnte, vor allem von Gästen der Ausflugsschiffe: „Es konnte mit dem Wachstum der Weißen Flotte nicht ganz mithalten“, sagt Schmitt. Schon nach wenigen Jahren wollten die Betreiber das El Puerto um einen festen Neubau erweitern, doch der Streit um den möglichen Abriss des Hotels Mercure und eine Rekonstruktion des Lustgartens verzögerte dies über viele Jahre.
Erst 2014 kam es zu einem Kompromiss: Anstatt eines Neubaus durfte die Weiße Flotte das Palmenzelt durch einen mehr als doppelt so großen Wintergarten mit Terrasse ersetzen und zusätzlich einen Pavillon mit Ticket-Schalter nahe der Langen Brücke errichten. Nun ist das El Puerto Saison- und Wetter-unabhängig: „Wenn es regnet, können wir alle Gäste von der Terrasse hier drinnen trocken unterbringen“, sagt Schmitt. Sogar ein Restaurant-Schiff hätte die Weiße Flotte zusätzlich eröffnen dürfen, doch dafür besteht bei dem rund 400 Quadratmeter großen Neubau mit 312 Sitzplätzen kein Bedarf mehr. „Außerdem hätte das unseren anderen Schiffen Stellplätze weggenommen“, so Schmitt.
Durch die Erweiterung gibt es nun endlich mehr Platz für Lager, Kühlräume, Toiletten – und eine größere Küche: „Damit haben wir viel mehr Möglichkeiten“, schwärmt Schmitt. Das Tapas-Angebot wurde ausgebaut, zusätzlich stehen nun spanische und mediterrane Hauptgerichte auf der Karte. Neu ist auch das Eisangebot unter dem Label „Eismatrosen“ aus eigener Produktion. In Form von 25 spanischen Gin-Sorten gibt es auch eine Spezialisierung im Spirituosen-Angebot.
Die Resonanz der Gäste sei sehr positiv, sagt Schmitt: „Der Neubau wird allgemein als Fortschritt empfunden. Auch die Stammkunden sind begeistert, die hätten sich das alles schon viel früher gewünscht.“ Bei einigen habe es allerdings ein wenig Wehmut wegen der Partys im Palmenzelt gegeben: Fast 15 Jahre lang gehörten regelmäßige Disco-Veranstaltungen fest zum Programm des El Puerto, doch damit ist nun definitiv Schluss. „Es kommen immer wieder mal Fragen danach, aber wir werden nur noch ab und zu Partys auf unseren Schiffen machen“, sagt Schmitt.
Also eigentlich gute Aussichten für das El Puerto, doch der Kompromiss mit der Stadt hat einen Haken: Sollte das Mercure bis 2024 tatsächlich abgerissen werden, müsste auch der neue Wintergarten entschädigungslos weichen. Eine Entscheidung darüber erfolgt frühestens im Herbst, falls es zum Bürgerentscheid für den Erhalt des Mercure, der Alten Fachhochschule und des Wohnblocks am Staudenhof kommt. Erik Wenk
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