Von Henri Kramer: Papier gegen zu viel Kohlendioxid
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) arbeitet an Klimaschutz-Konzept für Landeshauptstadt
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Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) schreibt für die Landeshauptstadt ein Konzept, wie in Potsdam der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid dauerhaft gesenkt werden kann. Das Papier soll bereits Ende Juni vorliegen und Vorschläge zum Verkehr, zur Stadtplanung und zur Energienutzung machen. Jede der Ideen soll einen Kostenvoranschlag erhalten und eine Bewertung zu ihrer Effizienz. Diese Planungen für das Klimakonzept wurden gestern vor Journalisten vorgestellt.
Sie sollen helfen, die Menge der Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 um 20 Prozent zu senken – gegenüber den rund 860 Kilotonnen aus dem Jahr 2005. Dies stelle ein „ehrgeiziges“ Vorhaben dar, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), die Stadtverwaltung sei damit aber allein „überfordert“. In ihrem aktuellen Klimaschutzbericht hatte die Stadt im vergangenen November festgestellt, dass zwischen 2005 und 2008 der Ausstoß von Kohlendioxid nur um neun Kilotonnen sank. Bis 2050 sollen es aber rund 170 Kilotonnen weniger sein.
Das Konzept, um diesen Wert noch zu erreichen, erarbeitet das PIK mit Hilfe von neun weiteren Firmen. Sie erhalten dafür rund 270 000 Euro, 80 Prozent davon sind Fördermittel des Bundes. Den Auftrag an die Unternehmensgruppe unter PIK-Führung hat die Stadtverwaltung nach einer europaweiten Ausschreibung vergeben, für die es mehr als 30 Bewerber gab. „Wir sind froh, dass wir einmal für unseren Heimatstandort arbeiten können – das ist für uns auch ein symbolisches Projekt“, sagte Fritz Reusswig. Der Professor ist der zuständige Projektleiter.
Ein Vorhaben für das Klimakonzept konnte Reusswig schon nennen: Unter anderem werde mit Hilfe von Laserscannern eine Dächer-Karte der Stadt erstellt. Damit sollen Potsdamer Firmen und Bürger im Internet einfach ausrechnen können, inwiefern sich an ihren Häusern der Anbau einer Solaranlage lohnen könnte. Bereits im Sommer solle die entsprechende Homepage fertig sein. Laut dem Klimabericht der Stadt decken alternative Energiequellen wie Solarthermie oder Photovoltaik erst 0,1 Prozent des Strombedarfs in der Landeshauptstadt. Zudem kündigte Reusswig eine repräsentative Umfrage an, um den Lebensstil der Potsdamer zu erforschen. „Wir möchten außerdem zeigen, wie sich Potsdam auf den Klimawandel vorbereiten kann“, sagte Reusswig. Ein Beispiel sei die Kanalisation, die künftig mehr extreme Regenfälle verkraften müsse.
Bereits gestern hat es erste Stimmen zu dem geplanten Konzept gegeben. „Klimaschutz darf in Potsdam nicht zu unbezahlbaren Mieten führen“, warnte Maren Kern aus dem Vorstand des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Deswegen müsse das Konzept ausreichend Platz für „freiwillige“ Maßnahmen einräumen. Nur dann sei sicher, dass nötige Mittel „so effektiv wie möglich“ eingesetzt würden, sagte Kern. Zugleich hätten die BBU-Wohnungsunternehmen in Potsdam die Klimabilanz der Stadt schon stark entlastet – seit 1998 um etwa 24 Kilotonnen. „Die Klimaschutz-Lasten müssen gerecht verteilt werden“, so Kern.
Ganz anders äußerte sich der Potsdamer Landtagsabgeordnete Steeven Bretz (CDU): „Dringende Handlungsfelder“ im Bereich Klimaschutz seien insbesondere die Wohnungs- und die öffentlichen Gebäudebestände sowie der Verkehr. Überdies sei ein auf Nachhaltigkeit gerichteter Vernetzungsgrad innerhalb der Stadtverwaltung sowie der städtischen Unternehmen nur „gering“ ausgeprägt, sagte Bretz: „Hier bedarf es in sich stimmiger Strategien.“ Bereits am Sonntag hatten die Potsdamer Bündnisgrünen den Stadtwerken zu wenig Engagement für den Klimaschutz vorgeworfen.
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