Landeshauptstadt: Parkeintritt ist nicht vom Tisch
Schlösserstiftung als Wirtschaftsunternehmen
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Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten denkt weiter über einen obligatorischen Parkeintritt nach. Zwar habe die Politik dem ersten Antrag dafür noch nicht zugestimmt, es sei aber nicht einzusehen, dass die Nutzung der Gärten im Gegensatz zum Schlossbesuch kostenlos bleiben solle. Der als Alternative eingeführte freiwillige Parkeintritt bringe nicht die gewünschten Einnahmen.
Dies erklärte Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh vor dem Wirtschafts-Presse-Forum Brandenburg e.V. Im Schloss Charlottenburg sprach er über die Rolle der Stiftung als Wirtschaftsfaktor. Der Ruf nach einem obligatorischen Parkeintritt entspringt der finanziellen Situation der Stiftung. Die Zuwendungen vom Bund und von den Ländern Berlin und Brandenburg bleiben in den nächsten Jahren gleich, durch nach Restaurierung zusätzlich zu pflegende Gartenanlagen und Schlösser, als nächstes Schönhausen, sowie Tarifanhebungen stiegen aber die Kosten.
Dieses Lücke könne nur durch Steigerung der Eigeneinnahmen geschlossen werden, erläuterte Dorgerloh. Ausgerechnet in dieser Saison sei jedoch die Durchschnittszahl von 2,2 Millionen Schlossbesuchern nicht erreicht worden. Die „Besucherdelle“ bei Gruppenanmeldungen führte er auf die Fußball-Weltmeisterschaften zurück. Das ehrgeizige Ziel, durch die Eigeneinnahmen den größten Zuwendungsgeber, den Bund, zu überflügeln, konnte deshalb nicht erreicht werden. Dennoch seien die Einnahmen gegenüber 2005 gestiegen, vor allem durch Vermietung von Schlossräumen für Unternehmensevents und private Feiern.
Doch auch da stoße die Stiftung an Grenzen, verdeutlichte der Generaldirektor. Der schlechte Bauzustand beispielsweise des Neuen Palais oder des Schlosses Babelsberg lasse einen weiteren Ausbau dieses Geschäftsfeldes kaum noch zu. Der Stiftungsrat als Aufsichtsgremium habe den Investitionsstau jetzt offiziell auf 500 Millionen Euro beziffert. Diese Summe setzte Dorgerloh in Vergleich zur Sanierung der Berliner Staatsbibliothek, wofür allein 450 Millionen aufgewendet werden. Er wies darauf hin, dass neben Staaten wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich auch die Bundesländer Bayern und Sachsen wesentlich mehr in die Erhaltung ihrer historischen Schlösser und Gärten investieren als Berlin-Brandenburg.
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat ein Haushaltsvolumen von jährlich 45 Millionen Euro. Sie beschäftigt knapp 500 Mitarbeiter, andere wurden in die neu gebildete Servicegesellschaft „Fridericus“ ausgegliedert, die es auf 3,8 Millionen Euro Jahresumsatz bringt. In der Saison seien in den Schlössern und Gärten bis zu 1000 Menschen beschäftigt. Jährlich vergibt die Stiftung für 22,5 Millionen Euro Bau-, Restaurierungs- und andere Aufträge an Wirtschaftsunternehmen, zu 80 Prozent aus der Region Berlin-Brandenburg. E. Hoh
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