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Landeshauptstadt: Parkholz unterm Hammer

Erster Holztag der Schlösserstiftung im Neuen Garten zog gestern Nachmittag rund 400 Besucher an

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Nauener Vorstadt - Anfangs lief die erste Holzauktion im Neuen Garten etwas zögerlich. Dann aber brachte Hartmut Müller-Mischke doch fast alle Stapel an den Mann. Der in Brandenburg lebende Kunstmaler erwies sich dabei als Holzfachmann, erläuterte den Kaufinteressierten, wie im Kamin verbrannter Ahorn duftet, und dass sich die wertvolle Eibe besser zum Schnitzen eignet als zum Verbrennen.

Mit dem Auktionserlös, der für jeden der zwei Raummeter messenden Stapel mehr als 70 Euro in die Kassen spülte, wurde der Erfolg des erstmals durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veranstalteten „Holztages“ abgerundet. Trotz teils heftigen Windes und gelegentlichen Regens kamen gestern Nachmittag mehr als 400 Besucher in die Gärtnerei des Neuen Gartens. Als sich die Dämmerung herabsenkte, saßen immer noch Kinder ums Lagerfeuer und buken an langen Spießen ihre Knüppelkuchen.

Zuvor hatte der Holztag mit Führungen, Hinweisen zur Gehölzpflege und Vorführungen, so im Sägen und Klöben, eine Menge Wissenswertes vermittelt und dazu beigetragen, mehr Verständnis für die nicht leichte und von einem Teil der Parknutzer nicht immer akzeptierte Arbeit der Gärtner zur Erhaltung des Welterbedenkmals zu wecken. So erläuterte Gartenkustos Gerd Schurig in seiner Führung „Weite Sichten auf kurzen Wegen“ die gartenkünstlerische Konzeption, die der Anlage des Gartendenkmals zugrunde liegt. „Warme Füße für Exoten“ hatte Gärtnereileiterin Sabine Swientek ihren Rundgang durch die Orangerie überschrieben, wo die schon zwei Jahrhunderte alte Heizung noch immer den dort im Winter untergestellten südländischen Kübelpflanzen ausreichende Temperaturen garantiert. „Hier wird nicht gedrängelt“, hieß es bei Sven Hannemann. Der Gartenfachbereichsleiter erläuterte einer stattlichen Interessentenschar, warum im Park Fällungen und Auslichtungen notwendig sind, und das auch bei jüngeren Bäumen. An historischen Plänen wie dem von Gustav Meyer 1846 gezeichneten erläuterte er, wie Gartendenkmalpflege umgesetzt wird.

Hannemann ist eigentlich für das Herzstück von Sanssouci mit den Schlossterrassen verantwortlich, war aber bereitwillig für seinen Kollegen Sven Kerschek eingesprungen. Der Fachbereichsleiter des Neuen Gartens war bei Schnittarbeiten vom Baum gestürzt und konnte den Holztag krückenbewehrt nur als Zuschauer erleben.

Der von der Marketingabteilung der Stiftung organisierten Veranstaltung folgen das ganze Jahr über ähnliche Gartentage. Eine zweite Reihe „Entdeckung der Langsamkeit“ stellt unter Einbeziehung von Musik und Tanz das Gartenerlebnis in den Vordergrund. Außerdem wird eine „Gartensprechstunde“ eingeführt, in der die Parkgärtner praktische Tipps zur Gehölz- und Blumenpflege geben. Durch dieser Offensive für „Preußisch Grün“ möchte die Stiftung stärker mit den Parknutzern ins Gespräch kommen und ihnen den hohen Wert der dem Welterbe zugehörigen historischen Gärten in Potsdam und Berlin besser vermitteln.

Erhart Hohenstein

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