Homepage: Parodie und Alltag bei den „Simpsons“ Matthew Henry forscht zur Popkultur der USA
Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Simpson – die berühmte Comic-Familie aus der fiktiven US-Stadt Springfield hat es Matthew Henry angetan. Schon in den 90er Jahren, als die US-amerikanische Zeichentrickserie noch ganz neu und den meisten unbekannt war, schrieb der US-Amerikaner eine Seminararbeit zu dem Thema.
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Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Simpson – die berühmte Comic-Familie aus der fiktiven US-Stadt Springfield hat es Matthew Henry angetan. Schon in den 90er Jahren, als die US-amerikanische Zeichentrickserie noch ganz neu und den meisten unbekannt war, schrieb der US-Amerikaner eine Seminararbeit zu dem Thema. Heute ist der 44-Jährige Gastprofessor an der Universität Potsdam – und „Die Simpsons“ sind sein Spezialgebiet. Zusammen mit Studierenden der Universität Potsdam erforscht er die Seitenhiebe der Serien-Macher um Matt Groening auf die US-amerikanische Alltagskultur.
Seine ersten Simpsons-Studien fielen in eine Zeit, als die Wissenschaft gerade begann, sich für das Fernsehen zu interessieren, erinnert er sich. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler war fasziniert von der Vielschichtigkeit der Serie: „Sie war so anders – modern, witzig und intelligent.“ Henry entdeckte darin neben Parodie und Satire auch Bezüge zu Kunst und Literatur, Geschichte und Filmgeschichte. Seine erste Arbeit stieß bei einer Fachtagung auf großes Interesse und wurde publiziert. Seinem Spezialgebiet ist er seitdem treu geblieben. Wöchentlich bietet ihm die Serie mit Kult-Status neuen Stoff. Eine Lieblingsfigur hat er auch: die hochbegabte Simpson-Tochter Lisa.
Auch wenn er Europa bereits früher bereist hat, ist Matthew Henry nun bei seinem Potsdam-Aufenthalt zum ersten Mal in Deutschland. Er hat hier die Fulbright-Professur am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Uni Potsdam inne. Das von dem früheren US-amerikanischen Senator James Fulbright in den 1940er Jahren entwickelte Programm soll das gegenseitige Verständnis zwischen den USA und mehr als 180 Ländern weltweit fördern. Die Universität Potsdam ist nach der Universität Tübingen die zweite deutsche Hochschule mit einer Fulbright-Ehrenprofessur.
An Potsdam schätze er die Ruhe, die kurzen Wege und die Natur, erzählt der gebürtige New Yorker. Berlin erinnere ihn an das New York der 80er Jahre – „sehr interessant, aber auch sehr hektisch“. Seit 1997 lehrt Henry am Richland College in Dallas, Texas. 2009 gewann er dort einen Preis für exzellente Lehre.
Auch in Potsdam stoßen seine Kurse zu US-amerikanischer Literaturgeschichte, zur Literatur der afroamerikanischen Minderheit und eben zu den „Simpsons“ auf großes Interesse. „Die Studierenden sind immer gut vorbereitet und stellen sehr kritische Fragen“, lobt Henry. Diese Eigenschaften machten es ihnen auch leichter, in der Fernsehserie mehr als nur Slapstick zu sehen. „Kritik am Konsumverhalten und überzogenem Patriotismus der US-amerikanischen Gesellschaft verstehen deutsche Studierende vielleicht besser als meine Studenten in Texas“, sagt Henry. Auch die Toleranz gegenüber Glaubensfragen und Homosexualität habe ihn angenehm überrascht. „Anders als in Texas verbringen wir in den Seminaren viel weniger Zeit mit Grundsatzdiskussionen über Glauben und Patriotismus. Die meisten Studierenden hier sind bekennende Atheisten. Das ist für mich ganz neu und irgendwie auch sehr befreiend.“ Maren Herbst
Maren Herbst
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