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Von Hannah Rex und Michael Metzger: Party ohne Publikum

400 Teilnehmer sollten zu den Tagen der Demokratie am Lustgarten auftauchen. Gekommen sind am Wochenende weitaus weniger. Woran liegt’s?

Stand:

Am glücklichsten sind am Samstagabend wohl die DJs: Bei der Abschlussparty zu den brandenburgischen Demokratietagen können sie auflegen, was sie wollen. Auf ein Publikum brauchen sie nicht Acht zu geben. Es gibt nämlich keines. Hin und wieder verirrt sich ein einsamer Jugendlicher auf die Tanzfläche am Lustgarten, blickt verstört in die Disco-Scheinwerfer, um gleich wieder im Dunkel der Imbissbuden zu verschwinden.

Mit den Tagen der Demokratie verhält es sich ähnlich. An den Turntables der Veranstaltung sitzt ein ambitioniertes Organisationsteam. Die Playlist der Veranstaltung steht seit langem fest: 20 durchkomponierte Workshops, die sich mit dem Grundgesetz, mit Toleranz, Migration oder Demografie beschäftigen, sollen Einblicke ins politische System Brandenburgs geben. Daneben gibt es im Unterhaltungsbereich eine Live-Übertragung der Fußball-WM, ein Straßenfußball-Turnier für die Demokratie, eine Party für die Demokratie und sogar einen Markt der Demokratie. Mit einem Spaßprogramm sollen junge Brandenburger dort abgeholt werden, wo sie sind, um sie dann mal so nebenbei für demokratische Inhalte zu begeistern.

Doch die Jugendlichen bleiben an diesem Wochenende zu Hause. Die Tage der Demokratie sind wie eine gigantische große Party, bei der die geladenen Gäste fehlen. Von den geplanten 400 Teilnehmern ist nur ein Bruchteil aufgetaucht. Eine Massenveranstaltung aber ist gescheitert, wenn die Massen ausbleiben. Dabei war die Konzeption so ehrgeizig! Dabei waren die Veranstalter so motiviert! Dabei haben so viele Organisationen ihre Unterstützung zugesagt! Interessieren sich Brandenburgs Jugendliche einfach nicht für Demokratie? Oder ist alles nur ein Missverständnis gewesen? Möglicherweise brauchen wir gar keine Tage der Demokratie. Wie wäre es stattdessen mit ein paar demokratischen Tagen? Demokratische Tage, die junge Menschen selbst aktiv mitgestalten, von der Idee über die Konzeption bis zur Organisation vor Ort. Demokratische Tage, bei denen Jugendliche ihre Zelte selbst aufbauen, statt in einer massentauglichen Reihen-Zeltstadt zu wohnen. Demokratische Tage, bei denen die Teilnehmer ihre Playlist selbst zusammenstellen. Das wäre eine Idee für’s nächste Jahr – damit die DJs die Massen auf die Tanzfläche holen.

Unsere Autoren haben als Jungjournalisten an einer Zeitung über die Tage der Demokratie mitgearbeitet. Sie findet sich im Internet unter www.politikorange.de.

Hannah Rex, Michael Metzger

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