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Landeshauptstadt: Pate rettet Grabdenkmal

Bornstedter Friedhof: Erstes „Patengrab“ restauriert / Neues Urnen-Reihenfeld

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Bornstedt – Mathias Mönchmeier stammt wie seine Eltern aus dem Westfälischen, fand jedoch vor sieben Jahren in Groß Glienicke eine neue Heimat. „Als mein Vater im vorigen Jahr überraschend mit 66 Jahren starb, war ich auf der Suche nach einem Erbbegräbnis“, berichtet er. Und da die Evangelische Kirchengemeinde Bornstedt die Möglichkeit einer Grabpatenschaft anbietet, wurde er mit Jutta Erb-Rogg, der ehrenamtlichen Friedhofsleiterin, bald vertraglich über eine solche Patenschaft einig.

Einen Tag nach dem ersten Todestag seines Vaters stellte Mönchmeier gestern gemeinsam mit Jutta Erb-Rogg, der Architektin Ursula Redlich und dem Restaurator Andreas Klein das restaurierte Grab vor. Das Marmorkreuz strahlt in blendendem Weiß, die Inschrift mit der christlichen Botschaft ist frisch vergoldet und der kunstvolle schmiedeeiserne Zaun sieht wie neu aus. Das alles bildet einen auffälligen Kontrast zu den verwitterten Grabkreuzen und rostigen Zäunen der Nachbargräber. „Ein toller Ort“, sagt Mathias Mönchmeier. Für seinen Vater, der sich Zeit seines Lebens für den Erhalt alter Bausubstanz eingesetzt habe, sei es daher ein würdiger Bestattungsort.

Bereits vier andere Paten seien vertraglich gebunden und mit zwei weiteren stünde sie in Verhandlungen, berichtet Erb-Rogg. Mit der Patenschaft sei die Verpflichtung verbunden, die Grabstätte binnen zwei Jahren denkmalgerecht zu sanieren. Bei den meisten historischen Grabstätten seien die Nutzungsrechte längst abgelaufen und keine Nachkommen auffindbar. Sie seien daher vom Verfall bedroht. Um dem entgegenzuwirken, hatte sich 1992 der Verein „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ gegründet. Dieser war seither an etlichen Restaurierungen beteiligt, doch die Mittel reichen bei weitem nicht.

Die Grab-Paten müssen sich an die von der Gemeinde vorgeschriebenen Bedingungen, zum Beispiel an das von ihr bestimmte Architekturbüro, halten und das Grab über die Vertragsdauer pflegen und erhalten. Die Denkmalpflege legt vor Neubestattungen zudem Größe und Art der Gedenksteine fest, um das historische Erscheinungsbild zu bewahren.

Der überwiegende Teil der Gräber aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts birgt die sterblichen Überreste von Personen des preußischen Hofes. Für die Bediensteten des Hofes galt es als besondere Ehre, an dieser Stätte die letzte Ruhe zu finden. Doch der Bornstedter Friedhof sei heute nicht nur Reichen oder Adligen vorbehalten, widerspricht Erb-Rogg. „Hier wird jeder bestattet“, sagt sie. Lediglich anonyme Bestattungen fänden nicht statt.

Nicht für jeden kommt eine Grabpatenschaft in Frage – schon aus finanziellen Gründen. Wie die Architektin informiert, betragen die Restaurierungskosten für eine umzäunte Anlage zirka 20 000 Euro. „Es gibt Leute, die noch nicht einmal das Geld für eine normale Grabstätte haben“, sagt Erb-Rogg. Es gebe daher eine verstärkte Tendenz zu kostengünstigen Bestattungen. Die Zahl der Urnen-Beisetzungen habe zugenommen. Auf einem neu angelegten Feld auf dem Bornstedter Friedhof ist Platz für 150 Urnen mit 70 mal 60 Zentimeter großen Grabplatten, auf denen der Name sowie das Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen steht. Der Rasen zwischen den Platten wird maschinell kurz gehalten. Das „Ruherecht“ beträgt zwanzig Jahre und kann nicht verlängert werden. Kostenpunkt: 1680 Euro für zwanzig Jahre, Grabplatte und Rasenschnitt. Das neue Urnen-Reihenfeld ist bereits mit einem Hochkreuz aus einer alten Grabstätte markiert. Außerdem sind Abstellflächen für Blumen vorgesehen.

Für viele Menschen sei es ein Bedürfnis, schon zu Lebzeiten für eine würdige Grabstätte vorzusorgen, sagt Erb-Rogg. Daher biete der Bornstedter Friedhof die Einrichtung eines Kontos an, auf das die Pflegegebühren vorab entrichtet werden können.

Günter Schenke

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