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Landeshauptstadt: Paten sollen Extavium retten

Per Online-Spendenaktion soll das Aus für das Kinder-Mitmachmuseum noch abgewendet werden

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Innenstadt - Noch gut zwei Wochen, dann soll endgültig der Hammer fallen. Rund 100 000 Euro benötigt Axel Werner, Chef des Kinder-Mitmachmuseums Extavium, bis Mitte Mai, um den geplanten Umzug und die nötigen Renovierungen in den Räumen in der Straße Am Kanal zu stemmen. Aus eigener Tasche kann er sie jedenfalls nicht finanzieren, sagt er. Am Donnerstag startete Werner nun gemeinsam mit den Unternehmervereinen Marketing-Club Potsdam und Wirtschaftsjunioren Potsdam die Facebook-Seite „Rettet das Extavium“. Ziel sei es, möglichst viele Unterstützer aus der Wirtschaft sowie Paten für die knapp 60 Exponate zu finden. Bis Freitagnachmittag gab es mehr als 170 „Likes“ durch Besucher der Seite.

„Mitte Mai werden wir final entscheiden, ob der Eröffnungstermin Anfang Juni zu halten ist“, betonte Werner. Er könne das Museum nur noch bis Ende Mai finanzieren. „Eigentlich dürfte ich im Juni keine Ausgaben mehr generieren“, fügte er hinzu. Dies bedeute auch, dass er dann seine Mitarbeiter entlassen müsse, wenn die Finanzierung nicht gesichert sei. „Das wars dann.“ Um dies zu verhindern, müsse er zumindest wissen, wie es weitergehen soll.

Der Geschäftsführer des Vereins Wirtschaftsjunioren Potsdam, Tilo Schneider, betonte, dass die Suche nach Unterstützern über die Facebook-Seite eine Art „Crowdfunding“ sei. Niemand müsse befürchten, dass bei einer Zusage das Geld möglicherweise ab Juni gefährdet sei.

Die Patenschaften für die Exponate gibt es ab 500 Euro. Auch für ganze Laboratorien können Patenschaften übernommen werden. Diese sind dann wie etwa das Einstein-Laboratorium allerdings für 10 000 Euro zu haben.

Götz Thorsten Friederich vom Marketing-Club Potsdam lobte die Arbeit des Extaviums. Dadurch entstehe bereits bei den Kindern ein Bewusstsein für die Wissenschaft. Gerade für Potsdam, das gerne mit seinen wissenschaftlichen Einrichtungen werbe, müsse dies doch von Interesse sein, fügte der CDU-Stadtverordnete hinzu. Beide Wirtschaftsvereine wollen vor allem bei ihren Mitgliedern für eine Unterstützung des Extaviums werben. Friederich wollte zugleich eine direkte finanzielle Unterstützung nicht ausschließen. Dies müsse aber Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) entscheiden. „Warum sollte da nicht irgendwas möglich sein?“, fragte er.

Zwar unterstützen alle Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung das Mitmachmuseum und wollen es erhalten. Eine Regelfinanzierung wurde aber zuletzt abgelehnt. Auch ein Antrag der Grünen-Fraktion zur Finanzierung der Sanierungskosten fand keine Mehrheit. In der kommenden Woche würden sich die Stadtverordneten erneut damit befassen, sagte Werner. Wie berichtet war der Umzug nötig geworden, weil Noch-Hauptgesellschafter und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz 2014 angekündigt hatte, das Museum nicht weiter zu unterstützen. Schließlich war ein Übergangsquartier in der Innenstadt gefunden worden.

Werner hatte allerdings zuletzt den Umzug infrage gestellt und mit dem Aus des Museums gedroht. Grund sind strenge Auflagen für den Betrieb in den Räumen der ehemaligen Videothek beim Brand- und Lärmschutz. Auch müsste die Elektrotechnik komplett erneuert werden. Werner bezifferte die Kosten auf rund 150 000 Euro. Etwa 50 000 Euro sind durch einen Zuschuss der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam abgedeckt, die die Immobilie vermietet. Auch sah sich Werner außerstande, den Ausfall an Einnahmen länger als bis Juni zu finanzieren.

Selbst wenn das Extavium in Potsdam gehalten werden und der Umzug erfolgreich abgeschlossen werden kann, ist der neue Standort aber für Werner weiterhin ungeeignet. Demnach sind die Räume mit rund 300 Quadratmetern Fläche viel zu klein. „Das geht am Bedarf vorbei“, sagte er. Allein im vergangenen Jahr hätten beispielsweise 1000 Kinder ihren Geburtstag im Mitmachmuseum gefeiert. Dies sei in den engen Räumen nun nicht mehr möglich. Sinnvoll seien Ausstellungsräume von rund 1000 Quadratmetern und insgesamt 2000 Quadratmeter für Büros und Lagerung.

Stefan Engelbrecht

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