Landeshauptstadt: Patienten kämpfen
Schmerztherapeut schließt wegen Streit mit AOK
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Babelsberg - Patienten des Schmerztherapeuten Knud Gastmeier wehren sich gegen die geplante Schließung der Praxis zum Jahresende. Unter anderem wurden zwei Unterschriftenaktionen gestartet. Ein Teil der Unterschriften soll noch vor Weihnachten an die AOK in Potsdam übergeben werden.
Das sagte Angelika Kulin, eine der Initiatorinnen, gestern den PNN. Rund 140 Personen hätten sich bislang in die Listen eingetragen. Der Arzt reagiert mit der Schließung auf einen Streit mit der AOK Sachsen-Anhalt. Nach Ansicht der Krankenkasse muss Gastmeier rund 76000 Euro Behandlungskosten zurückzahlen, weil er 2000 und 2001 einen Krebspatienten mit einem unzulässigen Medikament behandelt habe (PNN berichtete).
„Solange die Rechtslage nicht eindeutig geklärt ist“, so Gastmeier, „kann ich keine Schmerzpatienten mehr behandeln. Das Risiko, nochmal eine Nachforderung zu bekommen, ist einfach zu groß“. Gastmeier habe seine Zulassung mittlerweile an die KV zurückgeschickt.
"Er ist einfach ein klasse Arzt, einer der dich auch aus einem Tief herausholen kann“, sagte Angelika Kulin zu den Beweggründen für ihre Unterschriftenaktion. Seit 1998 sei sie Patient des Babelsberger Arztes und nach wie vor „sehr zufrieden“. „Es kann nicht sein, dass in diesem Fall am Ende die Patienten auf der Strecke bleiben.“ Die Rollstuhlfahrerin will die Unterschriften in Potsdam übergeben, da sie nicht ohne weiteres nach Sachsen-Anhalt reisen könne.
Ende November war ein Expertengremium der KV der Argumentation der Krankenkasse gefolgt, wonach der Arzt nicht nur ein in Deutschland unzulässiges Medikament eingesetzt habe, sondern auch keine Alternativbehandlung erwogen beziehungsweise ohne Rücksprache behandelt habe.
Auf Nachfrage der PNN hatte in der vorigen Woche ein AOK-Sprecher in Magdeburg gesagt, in Deutschland dürften nur hier zugelassene Präparate verwandt werden. Das von Gastmeier bei der Behandlung eines Krebspatienten eingesetzte Medikament habe diese Zulassung aber nicht besessen. Darum lehne die Kasse eine Kostenübernahme ab. Der Argumentation Gastmeiers, wonach die Behandlung zwar teuer, aber letztlich erfolgreich war, und es dem Patienten danach deutlich besser ging, wollte der AOK-Sprecher nicht folgen. Gastmeier bedauerte, bis gestern immer noch keine schriftliche Bestätigung des Gremiumspruchs erhalten zu haben. Zuletzt habe er rund 250 Schmerzpatienten pro Quartal behandelt. Als Anästhesist werde er aber weiterarbeiten, betonte der Arzt.
Marianne Arendt-Letz, ebenfalls Organisatorin einer Unterschriftenaktion, sagte, sie habe Briefe an die Gesundheitsministerien in Bund und Land geschickt und um eine Überprüfung beziehungsweise Rücknahme der Kassenforderung gebeten. „Die Briefe wurden am 3. Dezember abgeschickt. Bislang habe ich aber noch keine einzige Stellungsnahme erhalten“, so Arendt-Letz.
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