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Landeshauptstadt: Patt zur Brache Drewitz

Bauausschuss ist für Hornbach samt Fußballhalle, Hauptausschuss ist dagegen

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Drewitz / Am Stern - Die Mehrheiten im Potsdamer Stadtparlament sind wieder wackelig – und wieder geht es nach dem jüngsten Nein zum Landtags-Bebauungsplan um die Zukunft einer langjährigen Brache. Während der Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung am Dienstagabend für den Bau eines Hornbach-Marktes und einer Fußballhalle auf dem Areal in Drewitz stimmte, lehnte der Hauptausschuss gestern Abend diese Pläne ab – trotz Nachbesserungen im Vertrag mit den Hornbach-Investoren.

Die Gegner des Baumarktes auf der Brache sitzen bei Linkspartei.PDS, Fraktion Die Andere, Bürgerbündnis/FDP und Grünen – die Befürworter sind CDU, SPD und Familienpartei. Ändert sich die Meinung der Stadtverordneten nicht, gäbe es damit bei der Sitzung des Stadtparlaments am kommenden Mittwoch eine Mehrheit gegen Hornbach. Dies würde dem ursprünglichen Votum von vor einem Jahr entsprechen – schon damals hatten die Stadtverordneten den Baumarkt abgelehnt.

Die Debatten für und wider wurden in beiden Fachausschüssen engagiert geführt. „Am Ende geht es uns wie mit dem Stadtschloss, wir wollen das Bessere und kriegen vielleicht am Ende gar nichts“, warnte Wolfgang Cornelius (CDU). Und: „Wir sollten nicht die zweite große Brache in Potsdam produzieren.“ Sein Fraktionskollege Peter Lehmann verband seine Zustimmung zum Baumarkt mit einer Zusicherung von kostenlosem Schulsport in der Soccerhalle montags bis freitags jeweils 11 bis 14.30 Uhr auf zwei Spielflächen. Der Vertreter des Betreibers Soccerworld sagte zu. „Ein weiterer Pluspunkt“ – so die Bewertung von Harald Kümmel (SPD), der sich bislang immer unentschieden gab, aber stets betonte, es handele sich bei der Drewitzer Brache für die Wohngebiete Schlaatz, Drewitz und Kirchsteigfeld um eine „Innenstadtlage“, die angemessen entwickelt werden müsse. Nunmehr befürwortet Kümmel den Baumarkt, er sieht Voraussetzungen wie Festlegungen zur Fassadengestaltung, einer „Stadtachse“ zwischen Stern und Drewitz und eine Pflicht für Hornbach, die Fußballhalle fünf Jahre lang zu betreiben, erfüllt. Zudem bestehe bei einem Nein für Hornbach seiner Meinung nach die Pflicht „zu sagen, was stattdessen mit der Brache passiert“. Dies sahen die Ablehner nicht so: Die Brache sei „kein Endloszustand“, meinte PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Bemühe sich die Stadt, finde sie eine tragfähige Lösung. Baumarkt bleibe Baumarkt – und er teile die Stadtteile dort, „wo sie verbunden werden sollen“, kritisierte Ute Bankwitz (Bürgerbündnis/FDP). Sie wies daraufhin, dass die Vertragsstrafe für eine Schließung der Fußballhalle vor Ablauf der Fünf-Jahres-Frist lediglich bei 200 000 Euro liege. Dies seien „drei Tagesumsätze“ des Marktes. Dieter Scharlock (Linkspartei.PDS) erklärte, der Baumarkt entspreche „nicht den Erfordernissen des Masterplans“. Vor den wirtschaftlichen Folgen des Hornbach-Marktes warnte Fred Kapella vom Baustoff-Fachhandelsverband Ost e.V.: Der Baumarkt nehme „den örtlichen Baustoff-Händlern auf einem übersättigten Markt das bisschen Luft zum Atmen“.

Dem entgegnete CDU-Mann Cornelius: „Wir sind nicht dazu da, den Wettbewerb zu verhindern.“ Im Baustoffhandel gebe es einen Strukturwandel. Wenn Potsdam sich dem nicht stelle, siedelten sich die Firmen außerhalb der Stadt an. Zudem: „Wir haben noch keinen großen Pflanzenmarkt in Potsdam“, so Cornelius. Ob er gewollt ist, wird nun in der Stadtverordnetenversammlung endgültig entschieden.

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