Von Kay Grimmer: PBG wehrt sich gegen Asylheim-Einzug
Wohnungsgenossenschaft warnt vor Imageschaden für Schlaatz und kündigt an, Investitionen zu stoppen
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Am Schlaatz - Die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft PBG kündigt Konsequenzen an, sollte das Asylbewerberheim wie von der Verwaltung geplant, in das einstige Lehrlingswohnheim am Schlaatz ziehen. „Kommt der Umzug, werden wir unsere Investitionen im Schlaatz und in der Waldstadt neu prüfen“, sagte PBG- Vorstand Roland Zellmann gestern gegenüber den PNN. Das könnte die 4,5 Millionen Euro schweren Sanierungsmaßnahmen am Schlaatz betreffen. So sollte in diesem Jahr ein sogenanntes Doppelwürfel-Haus einen Fahrstuhlanbau und eine Komplettsanierung erhalten. Auch ein geplantes Neubauprojekt an der Käthe-Kollwitz- Straße, auf der anderen Seite des geplanten Heimstandorts, stehe dann zur Disposition, so Zellmann. Dort soll für 5 Millionen Euro ein Mehrgenerationenquartier mit drei Häusern entstehen.
Die PBG warf der Stadtverwaltung und überdies „Geheimnistuerei“ vor, weil über die geplante Ansiedlung erst nach Vergabe informiert wurde: „Wir als künftige Nachbarn des Heims wurden zu dieser Ansiedlung nicht gefragt, haben von dem Umzug erst aus der Presse erfahren.“ Die Wohnungsgenossenschaft befürchtet Schwierigkeiten bei der künftigen Vermietung von Wohnungen am Schlaatz und negative Auswirkungen für den Ruf des Wohngebietes, sollte das Heim kommen. Die Ansiedlung offenbare darüber hinaus ein fehlendes Gesamtkonzept für das Wohngebiet, machte die PBG in einem per Anzeige veröffentlichten Offenen Brief am Wochenende deutlich.
Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) verwahrte sich gegen solche Ansichten: „Ich sehe in der Ansiedlung eines Asylbewerberheims keinen Schaden für einen Stadtteil.“ Auch gegen den Vorwurf, man habe die PBG als künftigen Nachbarn nicht rechtzeitig informiert, wehrte sich Müller: „Während der europaweiten Ausschreibung dürfen wir aus rechtlichen Gründen keine Informationen nach außen geben. Als die Fraktionen am 21. Januar über die Vergabe informiert wurden, haben wir auch begonnen, andere Beteiligte in Kenntnis zu setzen.“ Bereits am 12. Januar will außerdem Carsten Hagenau, Sprecher des Arbeitskreises Stadtspuren, in dem viele Potsdamer Wohnungsunternehmen zusammenarbeiten, die PBG informiert haben.
PBG-Vorstand Zellmann begründete die Neubewertung der geplanten Investitionen mit Wirtschaftlichkeit: Aus einer Befragung unter Genossenschaftsmitgliedern sei schon jetzt deutlich geworden, „dass der Schlaatz keinen guten Ruf habe. Fast 80 Prozent aller Wohnungsanfragen bei uns tragen den Zusatz ,Nicht am Schlaatz''“, so Zellmann. Dieses Akzeptanzproblem würde durch das Heim noch verstärkt. „Es ist kein Geheimnis, dass solch ein Haus Probleme mit sich bringt", so Zellmann, der sich jedoch gleich mehrfach von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit distanzierte.
Doch die Zustimmung ist groß zum Umzug des Asylbewerberheims vom Lerchensteig im äußeren Potsdamer Norden in das zentraler gelegene Wohngebiet am Schlaatz. Nicht nur die Verwaltung, auch im Stadtparlament wird das Vorhaben fraktionsübergreifend grundsätzlich befürwortet. „Es gibt derzeit auch keine Alternative zum Schlaatz“, so die Sozialbeigeordnete Müller. „Wenn sich diese r Umzug zerschlägt, tritt der schlimmste Fall ein.“ Da die Stadt verpflichtet ist, ein Asylbewerberheim vorzuhalten, müsste kurzfristig neuer Platz gefunden werden, „dann wahrscheinlich außerhalb Potsdams.“ Das wäre, so Müller, ein Imageschaden für die ganze Stadt, „der tunlichst vermieden werden sollte“. Am kommenden Montag, 18 Uhr, wird es zum geplanten Heimumzug eine Bürgerversammlung im Bürgerhaus am Schlaatz geben.
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