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Landeshauptstadt: Per Streik gewarnt

100 Kraftfahrzeughandwerker legten gestern ihre Schraubenschlüssel aus der Hand

Stand:

100 Kraftfahrzeughandwerker legten gestern ihre Schraubenschlüssel aus der Hand Den Schraubenschlüssel aus der Hand legten gestern Mittag knapp 100 Potsdamer Kfz-Mechaniker, um gegen die Kündigung der Tarifverträge durch den Innungsverband zu protestieren. In einem Korso fuhren sie mit 40 Wagen von Babelsberg aus durch die Stadt zum Sitz der Innung in der Berliner Straße. Dort bekräftigten sie auf einer Kundgebung die Forderungen der IG Metall, die Tarifverträge wieder einzusetzen und die Löhne in Brandenburg (10,48 Euro/Stunde) auf das Berliner Niveau (11,07) anzuheben. Fenster und Türen des Innungsbüros blieben während der Kundgebung geschlossen. Sie sehe keine Veranlassung, mit den Demonstranten zu sprechen, erklärte die Geschäftsführung telefonisch gegenüber PNN. Den Vorwurf mangelnder Gesprächsbereitschaft wies sie zurück. Man sei bereit, mit der Gewerkschaft zu reden – nur eben nicht über die gekündigten Tarifverträge. Gerade dies ist aber der Knackpunkt. Wie der Mechaniker Peter Juris meinte, der mit Unterbrechungen schon fast 24 Jahre bei der Brandenburgischen Automobilbau GmbH und ihrer Vorgängerin arbeitet, würde die Aufgabe des Tarifvertrages eine Erhöhung der Arbeitszeit nach sich ziehen und Weihnachts- wie Urlaubsgeld gefährden. Bei Neueinstellungen könnten die Unternehmen die Löhne drücken. Ähnlich äußerten sich andere Demonstranten, die u.a. von IVECO Nordost und den größeren Potsdamer Autohäusern kamen. Auch Berliner Berufskollegen unterstützten den Protest. Sie hatten sich in den vergangenen Jahren mit gegenüber den Brandenburgern geringeren Lohnerhöhungen einverstanden erklärt, um die Lohnangleichung zu befördern. Dieses solidarische Opfer sehen sie nun durch die Arbeitgeber in Frage gestellt. Der Innungsverband des Kraftfahrzeughandwerks des Kammerbezirks Potsdam habe mitgeteilt, dass er künftig nicht mehr für weitere Tarifverhandlungen zur Verfügung steht, informierte Gewerkschaftssekretär Dietmar Kulpin. Dies wolle er einer neu gegründeten Mitteldeutschen Tarifgemeinschaft des Kfz-Gewerbes übertragen. Darauf werde sich die IG Metall nicht einlassen, denn damit sei klar: „Die Arbeitgeber versuchen Tarifverträge als verlässlichen Schutz für die Beschäftigen abzuschaffen. Für uns besteht kein Zweifel, dass diese Tarifflucht zu einem ruinösen Wettbewerb und Lohndumping führt. Dagegen werden wir uns mit allen Mitteln zur Wehr setzen.“ Falls die Arbeitgeber nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, kündigte Kulpin weitere Aktionen der IG Metall an. Darüber werde die Tarifkommission in der nächsten Woche beraten. E. Hoh.

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