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Angefressen. Das Meer beißt sich in den auftauenden Boden.

© AWI

Homepage: Permafrost taut immer schneller Studie zu Sibirien von Potsdamer Polarforschern

Das Abtauen der Permafrostregionen hat sich beschleunigt. Wissenschaftler der Potsdamer Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) sind nun zu dem Ergebnis gekommen, dass die Erosion der Steilküsten Ostsibiriens immer schneller voranschreitet.

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Das Abtauen der Permafrostregionen hat sich beschleunigt. Wissenschaftler der Potsdamer Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) sind nun zu dem Ergebnis gekommen, dass die Erosion der Steilküsten Ostsibiriens immer schneller voranschreitet. Dies würden Daten und Luftaufnahmen der Küstenstreifen aus den zurückliegenden 40 Jahren belegen. Das Tempo der Küstenerosion in Ostsibirien habe sich fast verdoppelt, schreiben die Wissenschaftler in einer Studie. Ursache für die zunehmende Erosion sind demnach steigende Sommertemperatur in den russischen Permafrostgebieten sowie der Rückzug des arktischen Meereises.

Das Meereis falle als Küstenschutz in jedem Jahr länger aus. In der Folge unterspülen Wellen die Küsten. Gleichzeitig sinkt das Land von oben ein. Besonders betroffen sei die kleine Insel Muostakh östlich des Lena-Deltas. Sie könnte dem anhaltenden Landverlust auf Dauer sogar ganz zum Opfer fallen, so die Experten. Die Zahl der Sommertage, an denen das Meereis in der südlichen Laptew-See völlig verschwunden ist, steigt stetig. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es in dieser Region im Durchschnitt weniger als 80 eisfreie Tage pro Jahr. In den vergangenen drei Jahren aber zählten wir durchschnittlich 96 eisfreie Tage – die Wellen haben also im Laufe eines jeden Jahres rund zwei Wochen mehr Zeit, an den Permafrostküsten zu nagen“, erläutert AWI-Permafrostkundler Paul Overduin.

„Steigt die Durchschnittstemperatur im Sommer um ein Grad Celsius, beschleunigt sich die Erosion um 1,2 Meter pro Jahr“, erklärte AWI-Geograf Frank Günther. Gemeinsam mit deutschen und russischen Kollegen hat er die Ursachen für den Küstenzerfall in Ostsibirien untersucht und die Ergebnisse nun in zwei Fachartikeln veröffentlicht. Die Studien wurden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Potsdamer „Progress“-Projektes durchgeführt. Während die Temperatur im Untersuchungszeitraum (1951 bis 2012) an durchschnittlich 110 Tagen pro Jahr über null Grad Celsius stieg, waren es in den Jahren 2010 und 2011 schon 127 Tage. Im Folgejahr 2012 zählten die Wissenschaftler sogar 134 Tage mit einer Temperatur über dem Gefrierpunkt.

Der Temperaturanstieg bleibt nicht ohne Folgen. Bislang schützte eine dicke Meereisdecke den tiefgefrorenen Untergrund fast das ganze Jahr hindurch. Mittlerweile weicht das Eis im Sommer in diesem Teil der Arktis inzwischen für immer längere Zeit zurück. Die Wellen des arktischen Meeres graben tiefe Nischen in die Sockel der Steilküsten. Die Folge: Die unterspülten Hänge brechen Stück für Stück ab. In den zurückliegenden 40 Jahren zogen sich die untersuchten Küstenabschnitte im Durchschnitt um 2,2 Meter pro Jahr zurück. Jan Kixmüller

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