Landeshauptstadt: Persius-Bau bald ohne Pappwände
Villa Schöningen: Entkernung im Herbst / Areal hat zwei Eigentümer / FDP zweifelt am Konzept / Podiumsdiskussion im August
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Villa Schöningen: Entkernung im Herbst / Areal hat zwei Eigentümer / FDP zweifelt am Konzept / Podiumsdiskussion im August Von Guido Berg Berliner Vorstadt - Im Herbst soll die Villa Schöningen – das erste Haus hinter der Glienicker Brücke auf Potsdamer Seite – entkernt werden. Dies erklärte der Architekt Bernd Faskel gegenüber den PNN. Ziel sei es, die 1844/45 erbaute Villa potenziellen Nutzungsinteressenten in ihrer historischen Innenarchitektur präsentieren zu können. „Die Fantasie der Nutzer soll angesprochen werden“, so Faskel. Potsdams Stadtkonservator Andreas Kalesse ergänzte, „späte Hinzufügungen, die nicht zur klassizistischen Villa gehören, kommen raus“. Gemeint seien DDR-typische „Pappwände“ sowie „Kojen und Kabüffchen“. Die von Ludwig Persius (1803 bis 1845) entworfene Villa war in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Kinderwohnheim genutzt worden. Gegenwärtig wird das Umfeld der „Villa an der Brücke“ auf die Frage hin untersucht, wo sich der historische Villen-Garten befand. Nach Angaben des Berliner Gutachters Klaus Kürvers existiert eine Skizze von Persius, auf der ein Garten zu erkennen ist. „Es weiß aber niemand, ob der Plan auch ausgeführt wurde“, so Kürvers. Hintergrund der archäologischen Gartenerkundung ist das Vorhaben der vom Eigentümer der Villa Schöningen, Dieter Graalfs, beauftragten Lear Verwaltungs- und Bauträgergesellschaft, auf dem weiteren Villen-Umfeld nach den Plänen des Architekten Faskel fünf oder sechs Einfamilienhäuser zu errichten. Mit dem Verkauf dieser Häuser, so Architekt Faskel in einer Presseerklärung vom März 2005, „soll eine Anschubfinanzierung erwirtschaftet werden, mit der zunächst eine vorbereitende Außensanierung und Entkernung begonnen werden kann“. Kritiker des Projektes, insbesondere Mitglieder des Vereins Berliner Vorstadt, wenden ein, die so genannten „Kavaliershäuser“ zerstörten das im Schutzbereich des Weltkulturerbes gelegene historische Gesamtkunstwerk Villa und Garten. Architekt Faskel, Gutachter Kürvers und auch Stadtkonservator Kalesse gehen jedoch davon aus, dass die „Kavaliershäuser“ (zehn mal zehn Meter Kantenlänge, maximal zwei Geschosse) den anzunehmenden historischen Garten gar nicht berühren. Die „Ergänzungsbauten“, so Kalesse, würden auf Flächen errichtet, „die später hinzugekauft wurden“. In Beantwortung einer Kleinen Anfrage des FDP-Stadtverordneten Gerhard Arndt teilte die Stadtverwaltung mit, das „Gesamtgrundstück“, die Flurstücke 197, 198 und 202, habe eine Größe von 7428 Quadratmeter. Davon solle das 2539 Quadratmeter große Flurstück 197, die Villa mit historischem Garten, nicht bebaut werden. Auf 20 Prozent der beiden anderen Flurstücke (4889 Quadratmeter) würden die „Kavaliershäusern“ errichtet. Die Verpflichtung zur baulichen Sanierung der Villa Schöningen solle durch einen städtebaulichen Vertrag geregelt werden. Indes hält die Stadt-FDP die Kopplung von Kavaliershaus-Verkauf und Villen-Sanierung für „sehr zweifelhaft“, so Berend Diekmann (FDP). Er bestätigte gestern PNN-Informationen, wonach Graalfs nur Eigentümer des Flurstücks 197, Villa und historischer Garten, sei. Die Flurstücke 198 (Schwanenufer) und 202 (Berliner Straße) gehörten Diekmann zufolge dagegen der Berliner Akanthus Grundstücksgesellschaft. Wenn es zwei verschiedene Eigentümer gebe – Graalfs und die Villa Schöningen einerseits und die „Kavaliershäuser“ andererseits – und diese folglich gar nichts mit einander zu tun haben, stimme das Sanierungskonzept für die Villa Diekmann zufolge „so nicht mehr“. Die FDP wolle sich heute mit einer weiteren Kleinen Anfrage an die Stadtverwaltung richten, um sich über Hintergründe der unterschiedlichen Eigentümer informieren zu lassen. Peter Daniel vom Verein Berliner Vorstadt kündigte für Ende August eine Podiumsdiskussion von interessierten Bürgern, den Vereinsmitgliedern und den Mitgliedern des Bauausschusses über die Zukunft der Villa Schöningen an.
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