
© Ottmar Winter
Personalmangel im Rathaus: Hunderte Behördenmitarbeiter gesucht
Die Stadt Potsdam will deutlich mehr Angestellte einstellen - doch stößt dieser Wunsch an Grenzen. Das liegt auch an der Nachbarschaft zu Berlin.
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Potsdam - Die Stadtverwaltung kommt bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern kaum nach. Die Dezernate haben für die kommenden beiden Haushaltsjahre einen Stellenbedarf von knapp 570 Mitarbeitern angemeldet. Doch nach jetzigem Stand ist nur ein Aufwuchs von 265 Angestellten möglich, wie aus einer neuen Personalanalyse hervorgeht, die das Rathaus den Stadtverordneten vor ihrer Sitzung am Mittwoch vorgelegt hat. Allein im Hauptamt unter Dieter Jetschmanegg (SPD) sind 107 Stellen zu besetzen - 27 sollen aber nur vergeben werden. Auch im Geschäftsbereich Ordnung, Soziales und Gesundheit blieben der Analyse zufolge nach 2024 noch 72 Stellen unbesetzt.
Die Stadtverwaltung rechnet darin vor, dass Potsdam im Vergleich mit anderen Kommunen relativ wenig Verwaltungspersonal einsetzt. Demnach hat das Rathaus aktuell 13,5 Mitarbeiter pro 1000 Einwohner, Landeshauptstädte wie München oder Dresden kommen fast auf das Doppelte. Geringere Werte hat zum Beispiel die Landeshauptstadt Schwerin mit 10,5 Mitarbeitern je 1000 Bewohnern. Mit den neuen Stellen strebt die Stadt Potsdam einen Angestellten-Quotient von 14,5 an. Die anderen größeren Städte in Brandenburg kommen auf Quoten zwischen 14 und 16,1.
„Dramatischer Fachkräftemangel“ im öffentlichen Dienst
Wie schwierig es ist, Personal zu gewinnen und eine verlässliche Prognose für mögliche Stellenbesetzungen abzugeben, schreibt das Rathaus auch. Beides werde insofern erschwert, als sich ein ausgeprägter Arbeitnehmendenmarkt gebildet habe. Das heißt, potenzielle Angestellte können sich vielfach aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Erst jüngst habe eine neue Studie zum „Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor“ eine düstere Prognose gezeichnet - und zwar von einer Million fehlender Fachkräfte im öffentlichen Sektor im Jahr 2030.
Zugleich muss Potsdam auch mit dem benachbarten Berlin um Personal kämpfen. Zumal der dortige Senat und die Bundesregierung mehr Lohn und Zuschläge zahlen können als eine Kommune. Aktuelles Beispiel: Der jahrelange Chef-Verkehrsplaner Norman Niehoff will das Rathaus Ende des Jahres in Richtung einer der dortigen Behörden verlassen.
Was das Problem noch erschwert: Zuletzt hatte es wie berichtet immer wieder interne Kritik am Führungsstil von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) gegenüber anderen Spitzenkräften im Rathaus gegeben. Schubert hatte sich indes regelmäßig Bemühungen auf die Fahne geschrieben, die Angestellten langfristig halten zu wollen - zum Beispiel mit einem von der Stadt subventionierten Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.
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