Landeshauptstadt: Personalvorstand für zehn Stunden
Potsdamer Abiturientin Sarah Weidner übernahm für einen Tag den Chefsessel bei Coca Cola
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Berlin/Potsdam – „Guten Tag, ich bin Ihr neuer Personalvorstand!“ Die Gesichter der Coca Cola-Mitarbeiter sprachen Bände, erinnert sich Sarah Weidner. Eine 20-Jährige völlig Unbekannte als neue Führungskraft? Der Schock war herauszulesen aus manchen Antlitzen. In der Tat – Weidner, Abiturientin am Schiller-Gymnasium – gehörte gestern zum Führungsquartett der Coca Cola Erfrischungsgetränke AG. Für einen Tag lang begleitete die Potsdamer Schülerin aus Brandenburg/Havel die wirkliche Arbeitsdirektorin Cornelia Hulla bei ihrer täglichen Arbeit, nahm an Besprechungen, Versammlungen, Telefonkonferenzen, Arbeitsessen und Konferenzen teil, trug zu Entscheidungen bei und lernte so den typischen Tag einer Führungskraft in einem internationalen Unternehmen kennen.
Sie agiert in der sechsten Etage, neben den Räumen des Vorstandsvorsitzenden der deutschen AG, direkt im Quartier 205 an der Berliner Friedrichstraße. Halb acht fing der Tag an, 20 Uhr ist er wohl erst zu Ende. „Ich will erfahren, wie es wirklich abläuft in der Chefetage, wie straff die Termine sind, wie miteinander umgegangen wird“, umreißt Sarah Weidner ihre Erwartungen an den Tag. Geschlafen hat sie die Nacht zuvor ruhig. „Ich bin nicht wirklich der aufgeregte Typ“, schätzt sie sich selbst ein. Das Treffen auf erfahrene Manager sei „nicht der Hit“, sagt sie. „Ich gehe selbstbewusst an diese Aufgabe, was soll groß passieren, wenn ich mich verspreche.“
Solche Einstellungen sind es, die die Kampfsportlerin für die deutschlandweite Aktion „Chef für einen Tag“ qualifiziert hat. In einem ausgeklügelten Auswahlverfahren – ähnlich den Stationen bei realen Elite-Auslesen – setzte sich Sarah Weidner durch.
Und Coca Cola schafft es, Sarah Weidner zu überraschen: „Ich dachte, es geht steifer zu bei den Besprechungen und Konferenzen“, gesteht sie, selbst in ein klassisches Business-Kostüm gewandet. Gewisse Konventionen und Regularien bleiben aber selbst für einen Führungskraft-Anfänger ungeschriebene Gesetze.
Die Abiturientin will auf die Erlebnisse bei der Aktion „Chef für einen Tag“ aufbauen. Ein Studium der Wirtschaftspsychologie strebt die toughe Frau an – Wissen, das im Personalbereich immer stärker geschätzt und gefragt wird, weiß sie inzwischen vom echten Personalvorstand Cornelia Hulle.
Die wirkliche Arbeitsdirektorin beweist auch, dass Frauen in Führungspositionen eben nicht mehr unüblich sein müssen – „die klassische Härte, die früher zu den Tugenden von Chefs zählte, ist heute nicht mehr so wichtig“, glaubt Sarah Weidner. Natürlich werde Durchsetzungskraft abverlangt, aber wichtig sei, dabei die Mitarbeiter mitzunehmen und auf sie einzugehen. Ein Satz, der fast zu gut klingt – aber auch zeigt, weshalb Sarah Weidner ihr Ziel durchaus erreichen könnte: „Wenn ich das heute so gesehen habe, kann ich mir gut vorstellen, eine Führungstätigkeit in meinem Leben auszufüllen.“ Kay Grimmer
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