Landeshauptstadt: Persönliche Post für Babys
Begrüßungsdienst für Neugeborene beginnt/ Einzigartiges Projekt in Brandenburg kostet 130 000 Euro
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Ausgerechnet Jugendamtsleiter Norbert Schweers ist einer der ersten Potsdamer, die den neuen Baby-Begrüßungsdienst der Stadt nutzen können. Seit Sonntag ist er Vater einer kleinen Tochter – und wird deswegen bald Post von der Verwaltung bekommen, ob seine Familie eine persönliche Begrüßung samt Beratung wünscht.
So wie Schweers bekommen nun alle frisch gebackenen Potsdamer Eltern einen Begrüßungsbrief, erklärten gestern die Sozialbeigeordnete Elona Müller und Schweers bei einer Pressekonferenz, in der sie den seit Anfang Oktober bestehenden Begrüßungsdienst für Neugeborene vorstellten. Das Projekt sei einmalig in Brandenburg und funktioniere als Mischung aus hilfreichen Sachmitteln, persönlicher Beratung und ehrenamtlichem Engagement, erklärte Müller: „Das Angebot ist für alle Familien freiwillig.“ In einem Anschreiben werden die Eltern dabei drei bis vier Wochen nach der Geburt ihres Babys gefragt, ob sie den neuen Begrüßungsdienst in Anspruch nehmen wollen. Sagen sie zu, wird ein Termin mit den zwei dafür neu eingestellten Sozialpädagogen vereinbart, die dann die Familien besuchen. „Die erfahrenen Mitarbeiter des neuen Dienstes stellen wir demnächst vor“, sagte Müller. Aus dienstrechtlichen Gründen sei eine nähere Aussage noch nicht möglich.
Sagen die Eltern zu und steht der Termin, soll einer der Mitarbeiter vorbei kommen, zusammen mit einem Ehrenamtler. Beide sollen den Eltern eine Mappe mit Unterlagen überreichen: In der finden sich unter anderem der Potsdamer Familienpass, eine Liste mit Potsdamer Hilfsangeboten bei Erziehung und Gesundheit sowie Hinweise für die Entwicklungsstadien von Kindern. Hinzu kommt eine so genannte Blaue Vorfahrtskarte der Stadt: „Eltern von Kindern bis zu drei Jahren sollen damit in der Stadtverwaltung automatisch mit Vorrang behandelt werden“, sagte Müller. Sie kündigte an, demnächst auch Banken oder die Verkehrsbetriebe auf die Blaue Karten-Aktion ansprechen und so zusätzliche Teilnehmer gewinnen zu wollen. „Es geht darum, dass zum Beispiel in Behörden die Wartezeiten für Mütter mit Kleinkindern viel kürzer werden“, sagte Müller.
Neben der Tipps-Mappe soll der Beratungsdienst auch persönliche Hilfe bieten: An dieser Stelle seien ehrenamtliche Helfer gefragt, erklärte Müller. Bisher stünden acht solcher Freiwilligen zur Verfügung, die kontinuierlich weitergebildet würden. „Sie sollen sich beim ersten Termin der Familie vorstellen, damit diese ein Gesicht kennen – und so wissen, wer ihnen im Stadtteil bei Problemen zur Verfügung steht.“ Vorstellbar sei etwa die Hilfe bei Anträgen auf Elterngeld, aber auch die Erstberatung bei Lebenskrisen. „Die jungen Eltern müssen wissen, wohin sie sich wenden müssen, falls sie sich überfordert fühlen“, sagte Müller.
Die Beigeordnete betonte, dass der Begrüßungsdienst nicht als „Schnüffelei“ in Familien verstanden werden dürfe. Das Angebot sei eine reine Serviceleistung des Jugendamts. Für die dafür nötigen rund 130 000 Euro pro Jahr habe die Stadt keine Förderung erhalten. „Wir wollen aber weiter die kinderfreundlichste Stadt Deutschlands sein“, sagte Müller. Bei rund 1600 Geburten pro Jahr rechne sie mit rund 1300 Besuchen. Nach einem Jahr solle überprüft werden, ob der Begrüßungsdienst genutzt werde. Der ersten Familie, die das Angebot annimmt, spendet Karstadt einen 200 Euro-Gutschein.
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