
© M. Thomas
ORTSTERMIN: Peta, Pelz und Potsdam
Alles ist weiß. Der Wintereinbruch hat die Brandenburger Straße mit einer frischen Schicht Schnee überzogen.
Stand:
Alles ist weiß. Der Wintereinbruch hat die Brandenburger Straße mit einer frischen Schicht Schnee überzogen. Einzelne Flocken fallen und ein kalter Wind bläst ins Gesicht. Da wäre ein wärmender Pelz doch gerade recht? Eine Frage, die die sieben Aktivisten der Tierrechtsorganisation Peta an diesem Montagnachmittag mit „Nein!“ beantworten. Etwas durchgefroren sehen die meisten von ihnen aus – bis auf jene, die sich komplett mit schwarzem Tuch verhüllt haben und eine Sense in der Hand halten. Kurz zuvor haben sie ihre Protestaktion vor einem Geschäft für Pelz- und Lederwaren in der Potsdamer Einkaufsstraße begonnen. „Besuchen Sie uns und spüren Sie, wie gut sich Natur anfühlt“, wirbt der Laden im Internet. Die Aktivisten fühlen mehr mit den Nerzen und anderen Tieren, die wegen ihres flauschigen Fells getötet werden.
Die jungen Frauen und Männer halten Fotos von gehäuteten Tieren vor sich und verteilen Flyer an die wenigen vorbeieilenden Passanten. Ansonsten bleiben sie stumm. Patrique-Robert Noetzel redet mehr. Den anwesenden Journalisten erzählt der hauptamtliche Peta-Mitarbeiter in der blauen Kunstfaserjacke von Pelztierfarmen, in denen Tausende Tiere unter grausamen Bedingungen gehalten werden. Eine davon soll in Frankenförde (Landkreis Teltow-Fläming) sein. Dort sei aber keine Station auf der fünftägigen bundesweiten Pelzprotesttour vorgesehen. Stattdessen hoffe man, in der Potsdamer Innenstadt mehr Menschen für das Problem zu sensibilisieren. Offenbar rennen die Sensenmänner- und -frauen damit offene Türen ein: 84 Prozent der Deutschen lehnen Pelze ohnehin ab, sagt Noetzel. Geschlossen ist hingegen die Tür zum Pelzgeschäft, seit die Aktivisten aufgetaucht sind. Die Auslagen sind ins Innere des Ladens geräumt.
Noetzel gibt ein Zeichen. Die Protestler gehen los. Für die Fernsehkamera ziehen sie einmal die Brandenburger Straße entlang. In Bewegung spürt man die Kälte nicht so sehr. Mit dabei ist auch Nele aus Potsdam. Die 23-Jährige ist durch einen Freund auf den Peta-Protest aufmerksam geworden und trägt Schal und Mütze aus Wolle. Wo die Grenze zwischen vertretbarer Tiernutzung und grausamer Tierquälerei verlaufe, vermag auch sie nicht genau zu sagen. Pelz jedoch sei nicht in Ordnung. Diese Ansicht mag Claudia Oldag, Inhaberin des Geschäfts in der Brandenburger Straße, nicht teilen. Die Darstellung der Demonstranten sei übertrieben. Schließlich verkaufe sich ohnehin nur Pelz von hervorragend gehaltenen Tieren. Sonst fehle die Qualität. Sie sei froh, dass die Aktion friedlich verlaufen ist, sagt sie. Seine Meinung könne ja jeder haben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: