Landeshauptstadt: Pfeilspitzen und Pfannkuchen
Originell geformte Beete im Sizilianischen Garten des Parks Sanssouci / Umfangreiche Gestaltungsarbeiten abgeschlossen
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Originell geformte Beete im Sizilianischen Garten des Parks Sanssouci / Umfangreiche Gestaltungsarbeiten abgeschlossen Von Erhart Hohenstein Von der Höhe der Maulbeerallee aus wirkt das Mittelstück im Herzen des Sizilianischen Gartens mit seinem linsenförmig erhöhten großen Rundbeet und dem Kranz der als Pfeilspitzen geformten kleinen Beete wie eine riesige Schmuckbrosche. Dieser Eindruck wird sich verstärken, wenn im Frühjahr der Mittelkreis mit 800 Tulpen und 500 blauen „Queen of Sheba“, einer Vergissmeinnichtsorte, bepflanzt wird. Im Sommer erhalten hier wieder die Kübel mit den Zwergpalmen ihren Platz. Auf den zwölf Pfeilspitzenbeeten sollen je 800 rote, rosa und weiße Tausendschönchen und 1800 hellblaue Vergissmeinnicht blühen. Auf den ebenfalls zwölf runden Pfannkuchenbeeten werden Rosen und Pelargonien stehen. An diesen blau-weiß-roten Mittelpunkt des Gartens, dessen Rückführung auf das ursprüngliche Bild abgeschlossen ist, schließen sich die beiden Seitenteile an. Hier dominieren Immergrüne und Nadelgehölze. Dagegen fehlen Palmen fast völlig, auch Orangen machen sich rar. Doch so still und grün“, erklärt Dr. Jörg Wacker, sahen die Gärten der italienischer Renaissance aus, die Lenné als Vorbild für die 1856 - 1866 geschaffene Anlage unterhalb der Orangerie heranzog. Die Wiedergewinnung des originalen Zustands setzte langwierige Forschungen durch den stellvertretenden Gartendirektor voraus. Dafür war ein Plan des Hofgärtners Theodor Nietner aus dem Jahr 1878 eine wichtige Hilfe. Daraus konnte Jörg Wacker die Pflanzen und Gehölze, die hier wuchsen oder in Kübeln standen, standortgenau zuordnen. Die amphitheaterähnlich ansteigenden Böschung im Mittelteil zeigt auf dem Rasen kugelig geschnittene Buchsbäume, entlang der Längsachse haben sie Pyramidenform. Die waldähnlichen Boskettstücke an der Ost- und Westseite wurden und werden noch u.a. mit Stechpalmen, Flieder und Lorbeerkirschen besetzt. Auch eine Rosskastanie wurde nachgepflanzt. An der Stützmauer, die den Garten zur Maulbeerallee abschließt, stehen wieder Buchsbäume, dazwischen im Sommer Oleander und Granatäpfel; Noisetterosen werden noch eingebracht. Die früher in Blau und Rot gehaltene Brunnennische mit der – derzeit fehlenden – Najade wird im Sommer besonders dicht mit Kübelpflanzen umstellt, wie es dem überlieferten Bild entspricht. Die Beete der Seitenteile, darunter die beiden als Achtpass ausgebildeten mit den Brunnenbecken in der Mitte, sind durch quadratische oder dreieckige Binnenflächen untergliedert. Hier kommen u.a. noch Rosensträucher in den Boden. Die kleinen Beete werden durch Buchsbaumränder verschiedener Sorten, so mit gelbgoldenem Blattrand, eingefasst. Zum Pflanzprogramm, das nur schrittweise umgesetzt werden kann, zählen neben Mahonien, Pimpernuss, Stechpalme, Pfaffenhütchen u.a. auch exotische Arten wie Neuseeländischer Flachs für das Rundbeet, Irischer Efeu, Pampasgras und Indisches Blumenrohr. Sie werden ihren Platz ebenfalls nach dem Nietnerschen Plan erhalten. Der Leiter des Parkbereichs, Sven Hannemann, rechnet 6000 Stück Immergrün, 1080 Exemplare Buchsbaum, 25 Form- und 400 weitere Gehölze zusammen. Ein hoher Aufwand, der aber voll gerechtfertigt ist. Der vom übrigen Park abgegrenzte Sizilianische Garten stelle ein spätes, historistisches Meisterwerk Lennéscher Gartenkunst dar und sei von überwältigender Schönheit, erklärt Wacker. So empfinden es wohl auch die Stiftungsgärtner, die sich beispielhaft für Gestaltung und Bepflanzung engagiert haben. In die Beete wurden Wasserzapfstellen verlegt, die die Bewässerung erleichtern. Auch einige andere kleine Tricks moderner Gartenarbeit hat Hannemann angewandt, so das Einfügen von nicht sichtbaren Eisenbändern zur exakten Abgrenzung der Randbepflanzungen zu den Binnenflächen und des Weges im Mittelstück. Lob zollte Dr. Jörg Wacker ebenso der Werderaner Garten- und Landschaftsbaufirma Malllinger, die bei Wegewiederherstellung und Bodenmodellierung behutsam und exakt vorgegangen sei. Die Arbeiten hatten im Frühjahr mit dem Wegebau begonnen. Im Laufe der Jahrzehnte war die durch Rund- und Halbrundteile, Ausweitungen und ovale Ausbuchtungen an den beiden Wasserbecken gekennzeichnete Wegeführung teilweise verloren gegangen und musste wiederhergestellt werden. Die Beeteinteilung wurde verändert und die Bepflanzung, die weiter ergänzt werden muss, auf das originale Bild zurückgeführt.
Erhart Hohenstein
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