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Königin der Instrumente. Hartmut Rönnicke und Matthias Trommer (v.l.) vor der neuen Orgel.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Pfingstlich frisch im Advent

Am Sonntag wird die neue Schuke-Orgel in der Pfingstkirche eingeweiht

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Nauener Vorstadt - Die Zeit des Wartens hat ein Ende. Für Kantor Matthias Trommer und die Gemeinde. Am morgigen zweiten Advent wird die neue Orgel in der Pfingstkirche in der Großen Weinmeisterstraße zum ersten Mal in einem Gottesdienst erklingen. Sie stammt aus der Werkstatt der Orgelbaufirma von Matthias Schuke in Werder (Havel). In den vergangenen Tagen waren die Intoneure unter Leitung von Hartmut Rönnecke noch fleißig beim Stimmen der Orgelpfeifen, versahen sie mit Klängen voller Wärme, Farbigkeit und Kraft. Aber nun haben sie das Feld den Organisten überlassen, die den morgen um 10 Uhr beginnenden Gottesdienst zur Indienstnahme des Instruments gestalten.

Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob wird dabei sein und natürlich der Pfingstkirchen-Kantor Matthias Trommer. Seine Freude darüber ist besonders groß, konnte er doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur eingeschränkt auf der alten Orgel von Wilhelm Sauer musizieren. Als der Kirchenmusiker vor mehr als 35 Jahren an die Pfingstkirche kam, war es noch möglich, auf ihr die Vielfalt der Orgelliteratur zu interpretieren. Doch nach und nach zeigte die „Königin“ der Instrumente Schwächen und hin und wieder musste sie sich Reparaturen unterziehen. Sogar eine Generalüberholung war vonnöten. Schließlich mussten der Kantor und die Schuke-Orgelbauer sie wegen ihrer überall auftretenden „Altersleiden“ endgültig aufgeben. Am 29. Mai 2010 nahm man Abschied von der alten Orgel.

Der 1894 vom Architekten Ludwig von Tiedemann entworfenen und eingeweihten neugotischen Kapelle, die zum Areal des „Rettungshauses zur Erziehung und Besserung sittlich verwahrloster Kinder“ gehörte, schenkte der Frankfurter Orgelbaumeister Sauer eine Orgel. Sie wurde von ihm 1895 und 1898 vergrößert. 1933 hat die Potsdamer Firma Alexander Schukes das auf pneumatische Kegelladen gebaute Instrument die Orgel erweitert und auch umdisponiert. Intoneur Hartmut Rönnecke sagt, dass man bei dem jetzigen Neubau einige klanglich überzeugende Orgelpfeifen des ehemaligen Instruments wieder benutzt habe. Zurzeit verfügt es über acht Manualregister und ein Pedalregister. Vorgesehen sind jedoch insgesamt 24 Register. Bis sie sich alle im Instrument „tummeln“ können, wird ein weiterer Bauabschnitt vonnöten sein. Doch nun soll endlich der Lohn für das lange Warten zu Klang werden, denn fast 20 Jahre lang hat der rührige Orgelbauverein mit Engagement und Fantasie für den Neubau geworben und immer wieder Geld gesammelt. Aber bisher reichte es nur für den ersten Bauabschnitt. Die Vereinsmitglieder und die Gemeinde hoffen, wenn morgen die Orgel erstmals erklingt, weitere Gelder zu erhalten. Mit Werken von Johann Sebastian Bach – wie kann es auch anders sein – wird die Schuke-Orgel ihr Debüt geben. Matthias Jacob wird die festlich-bewegende Musik des Barock-Großmeisters zum Klingen bringen. Außerdem wird die Bach-Kantate Nr. 61 „Nun komm der Heiden Heiland“ von einem Soloquartett (Juliane Rönnecke, Marina Philippowa, Tobias Fahnert und Reinhard Beyer) und einem Instrumentalensemble unter Leitung von Matthias Trommer aufgeführt. Ein Projektchor mit Sängerinnen und Sängern der Gemeinde sowie ein Bläserchor sind musikalisch mit von der Partie.

Der Kantor legt größten Wert darauf, dass die Musica sacra in Gottesdiensten mit großer Qualität erklingt. Musik und Wort sollen zu einer Einheit werden, so Trommers Anliegen, der seit Jahr und Tag für musikalische Gottesdienste in der Pfingstkirche, in Eiche, Golm oder in Werder (Havel) sorgt. Doch ein Kantor ohne Orgel? Ohne sie fühlte er sich nicht als ein halber Kirchenmusiker. Er fand immer wieder Möglichkeiten, der Musik in Gottesdiensten vielfarbige Akzente zu geben, die oftmals von spiritueller Kraft waren. Nach alter Kantorentradition, heute wenig verbreitet, bringt er auch Texte und Melodien aus dem Gesangbuch oder der Bibel in eigene Kompositionen, rhythmusbetont und schwungvoll.

Ab morgen wird nun die Schuke-Orgel in der Pfingstkirche musikalisch das Sagen haben. Orgelbauer Matthias Rohr bringt zwei Zimbelsterne am Prospekt an, steigt von der Leiter und gibt der in den Kirchenraum gestellten Frage wie die Orgel klingen werde, eine treffliche Antwort: Pfingstlich frisch. Im Advent.

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