Landeshauptstadt: Pfötchenhotel will Potsdams neues Tierheim werden Das insolvente Unternehmen bietet der Stadt die Beelitzer Anlage an – eine Lösung im Dauerkonflikt?
Potsdam/Beelitz - Im jahrelangen Konflikt um ein Potsdamer Tierheim gibt es eine überraschende neue Lösungsmöglichkeit: Der Besitzer des insolventen Beelitzer Pfötchenhotels, Wolfgang Goergens, bietet der Stadt Potsdam an, seine Anlage auf einem 85 Hektar großen Areal zu übernehmen. „Die Stadt könnte ein betriebsfertiges Tierheim fast kostenfrei bekommen“, sagte Goergens am Dienstag gegenüber den PNN.
- Henri Kramer
- Eva Schmid
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Potsdam/Beelitz - Im jahrelangen Konflikt um ein Potsdamer Tierheim gibt es eine überraschende neue Lösungsmöglichkeit: Der Besitzer des insolventen Beelitzer Pfötchenhotels, Wolfgang Goergens, bietet der Stadt Potsdam an, seine Anlage auf einem 85 Hektar großen Areal zu übernehmen. „Die Stadt könnte ein betriebsfertiges Tierheim fast kostenfrei bekommen“, sagte Goergens am Dienstag gegenüber den PNN.
In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) schreibt der Unternehmenschef: „Die Stadt Potsdam könnte durch den Ankauf sogar einen Gewinn einfahren.“ Ohne weitere Investitionen würde die Stadt endlich das seit Jahren gewünschte Tierheim bekommen, heißt es in dem den PNN vorliegenden Papier.
Dass die Stadt ohne größere Kosten ein betriebsfertiges Tierheim bekomme, würden Verträge mit einem Windkraftanlagenbetreiber ermöglichen. „Wir haben mit ihm rechtsgültige Verträge geschlossen, die vier Windkraftanlagen auf dem Gelände vorsehen“, so Goergens. Allein die Baugenehmigung für die Anlagen stehe aus. Mit dem Geld, das die Windkraftbetreiber an den Grundstückseigentümer zahlen, könne die Stadt also den Kaufpreis refinanzieren, erklärt der Pfötchenhotelchef. Möglich wären auch sechs bis acht Anlagen – diese Einnahmen brächten den besagten Gewinn für die Stadt.
Das Angebot ist ein Paukenschlag: In Potsdam wird seit Jahren um ein neues Tierheim gerungen, mehrere Anläufe scheiterten. Seit Monaten verhandelt derzeit der Tierschutzverein Potsdam (TSV) mit der Stadt über den Kauf des sogenannten Sago-Geländes an der Michendorfer Chaussee. Dort soll irgendwann ein Tierheim entstehen, so das Ziel des TSV.
Das Pfötchenhotel ist noch bis Ende des Jahres von Potsdam mit der städtischen Pflichtaufgabe der Betreuung von Fund- und Verwahrtieren betraut. Wie berichtet hat der Besitzer des Pfötchenhotels bereits Ende Juni Insolvenz angemeldet. Der regionale Markt sei nicht ausreichend groß, um die Anlage zu refinanzieren, so Goergens: „Wir haben elf Jahre lang gekämpft.“ Er habe regelmäßig Geld aus seinem Privatvermögen dazugegeben, um die Kosten zu decken. Goergens: „Am Ende eines jeden Jahres hatten wir nie eine schwarze Null.“ Der Besitzer will sich jetzt auf seine zwei weiteren Pfötchenhotels bei Hamburg und Düsseldorf konzentrieren.
Die denkmalgeschützte Anlage möchte der Pfötchenhotelbesitzer aber erhalten: „Man könnte es auch abreißen, aber es wäre schade darum.“ So gebe es auf dem Gelände neben den Extras für die Tiere wie Hundepool oder Hundesalon auch Unterkünfte, ein Restaurant und Seminarräume. Die Tierpension könne die Stadt Potsdam demnach nicht nur für herrenlose Tiere, sondern auch für soziale Projekte der Jugendarbeit nutzen, heißt es in dem offenen Brief. Das Schreiben habe er verfasst, um die Potsdamer in die Überlegung eines solch ungewöhnlichen Schrittes einzubeziehen, so Goergens.
Die Stadt reagierte zurückhaltend. Bisher liege noch kein konkretes Angebot vor, sagte Sprecherin Christine Weber: „Wenn es eingeht, werden wir uns das ansehen.“ TSV-Chef Niklas Wanke gab sich skeptisch: „Ich fürchte, dass die Potsdamer ein Tierheim in Beelitz nicht annehmen werden." Der weite Weg nach Beelitz – rund 25 Kilometer – und die schlechte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei stets beklagt worden. Daher hätten sich die Potsdamer – etwa beim Bürgerhaushalt – eindeutig für ein Tierheim in der Landeshauptstadt ausgesprochen. Dieser Wunsch stehe angesichts der aktuellen Verhandlungen „kurz vor seiner Umsetzung“, so Wanke.
Sollte die Stadt das Angebot wegen des langen Weges ablehnen, hätte Goergens dafür wenig Verständnis: So habe die Stadt schon mehrere Jahre lang den Weg nach Beelitz in Kauf genommen; seit Jahren werden die Fundtiere dort versorgt. „Perspektivisch könnte Potsdam auch unsere Verträge mit den anderen Kommunen weiterführen“, sagte Goergens.
Ab dem 1. September beginnt das Insolvenzverfahren für das Pfötchenhotel. „Der Betrieb wird über dieses Datum hinaus wie gewohnt weitergehen“, sagte der Tierpensionsbetreiber. Man werde auch die Fundtierbetreuung mit Kommunen wie Werder (Havel), Beelitz, Nuthetal sowie Potsdam einhalten.
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