ATLAS: Phantomschmerz
Günter Schenke über Wiederaufbau einst und jetzt
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Oberbürgermeister Jann Jakobs hat gestern beim Gedenken an die Bombardierung Potsdams daran erinnert, dass der Wiederaufbau der Stadtmitte nach dem zweiten Weltkrieg jetzt zum zweiten Mal erfolgt. Mit gewisser Anerkennung erwähnte er, dass in den Jahren der DDR die Potsdamer Mitte aus Ruinen auferstanden sei. Die Nikolaikirche sei unter großen Mühen und gegen manchen Widerstand wieder aufgebaut worden. Dem ist hinzuzufügen: auch das Alte Rathaus sowie das benachbarte Knobelsdorffhaus. Trotz dieser historischen Rekonstruktionen erhielt die Mitte mit den Neubauten „neues Antlitz“. Die Art und Weise wie dies geschah, habe laut Jakobs vielen nicht gefallen und einen „Phantomschmerz“ hinterlassen. Wenn die Mitte jetzt wiederum ein neues Gesicht erhalte, werde ihr Gesicht dem vor dem 14. April 1945 ähnlicher sein als das jetzige. Auch das gefalle nicht jedem. Es ist guter Stil, wenn der Oberbürgermeister Aufbauleistungen der Vergangenheit anerkennt, dabei aber die Wiederannäherung an ältere Bautraditionen nicht ausklammert. Das kann jede Art von Phantomschmerz lindern.
Günter Schenke
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