Sport: Phase eins beendet
Der SV Babelsberg 03 spielt morgen beim SC Charlottenburg und am Sonntag bei TuS Makkabi Berlin Gestriges Nachmittagstraining des Oberliga-Spitzenreiters wurde wegen des Orkans „Kyrill“ abgesagt
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Was hat Julius Hirsch mit dem SV Babelsberg 03 zu tun? Unmittelbar nichts, denn Hirsch spielte von 1902 bis 1933 für den Karlsruher Fußballverein und die SpVgg Fürth, mit denen er 1910 und 1914 jeweils Deutscher Meister wurde. Mittelbar aber hat der Jude und einstige siebenfache Deutsche Nationalspieler – der im März 1912 viermal gegen die Niederlande traf, im gleichen Jahr für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Stockholm antrat und 1943 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde – doch mit dem Spitzenreiter der NOFV-Oberliga Nord zu tun. Der in der Berliner Verbandsliga derzeit auf Rang 10 stehende jüdische Verein TuS Makkabi hat den SVB für Sonntag zu einem Freundschaftsspiel eingeladen, ehe die von ihm genutzte Sportanlage Eichkamp vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf in feierlichem Rahmen in Julius-Hirsch- Sportanlage umbenannt wird.
„Wir haben die Babelsberger, mit denen wir bislang gar keinen Kontakt hatten, eingeladen, weil uns die Aktion ihrer Fans beim Punktspiel beim BFC Dynamo imponierte“, erzählte gestern TuS-Trainer Claudio Offenberg. Die SVB-Anhänger, traditionell zahlenmäßig stark auch bei den Partien ihres Vereins in Berlin dabei, hatten das Auswärtsspiel beim BFC Dynamo boykottiert, um nicht mit ihrem Eintrittsgeld einen Verein zu unterstützen, „der in eigenen Reihen Gewaltbereitschaft und rechtsextreme Tendezen entweder duldet oder sogar fördert“, wie es damals in einem SVB-Stadionheft dazu hieß. „Das war“, sagt nun Offenberg, „eine sehr schöne und intelligente Geste, die uns sofort an Babelsberg denken ließ, als wir einen Gegner für die Feierlichkeiten am Sonntag suchten.“
TuS Makkabi wird am Sonntag ab 12 Uhr der zweite Vorbereitungs-Gegner des SVB in diesem Jahr sein; bereits morgen ab 13 Uhr testen sich die Babelsberger im Berliner Mommsenstadion gegen den Verbandsliga-Elften SC Charlottenburg das erste Mal. Nulldrei-Trainer Rastislav Hodul will an jedem der beiden Tage eine andere Elf auflaufen und durchspielen lassen. Maik Neubert und Jack Grubert, die angeschlagen sind, werden geschont; in welcher Partie Probant Shergo Biran getestet wird, soll heute entschieden werden. „Wichtigstes Ergebnis der beiden Spiele soll sein, dass alle jeweils 90 Minuten durchspielen, so wieder in den Rhythmus finden und sich dabei nicht verletzen“, erklärt der Coach, der gestern wegen der Warnung vor dem Orkan „Kyrill“ das Nachmittag-Training ausfallen ließ. „Bei den vielen hohen Bäumen rings um unseren Trainingsplatz wäre es zu gefährlich geworden“, sagte er. „Dafür haben wir am Vormittag ein bisschen intensiver trainiert.“
Mit den beiden Testspielen, so Hodul, werde die erste Phase der Vorbereitung auf die Rückrunde beendet. „Am Montag beginnt dann die zweite, in der wir – wenn es das Wetter erlaubt – mehr auf dem Platz arbeiten wollen, ehe es ins Trainingslager nach Belek geht.“ Zuvor wartet am kommenden Mittwoch um 14.30 Uhr noch ein Testspiel beim Süd-Oberligisten FC Sachsen Leipzig im Alfred-Kunze-Sportpark auf die Babelsberger. Michael Meyer
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