
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Picknick statt Protest
Groß Glienicke: Mehr als hundert Bewohner grillten für ein freies Seeufer
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Groß Glienicke – Nicht mit Sprechchören, Megaphon und Trillerpfeifen, sondern mit einem friedlichen Grillfest forderten über hundert Groß Glienicker am Samstagnachmittag einen freien Uferweg. Robert Hartung und Dieter Dargies hatte namens der Initiative „Freier Uferweg“ auf Plakaten zum Picknick auf der Badewiese eingeladen. Die ebenfalls eingeladenen Anrainer, die den Weg sperren, blieben der Veranstaltung fern, ebenso Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). An einer großen Tafel wollte die Initiative laut Ankündigung „in fröhlicher Runde“ den Willen zu Verhandlungslösungen für einen öffentlichen Weg am See bekunden und zur Entspannung im juristischen Streit zwischen Stadt und Grundstückseigentümern beitragen.
Nach der Sperrung des Uferweges durch See-Anrainer hatten sich in Groß Glienicke zwei Bürgerinitiativen gegründet. Anders als die Gruppe „Freies Groß Glienicker Seeufer“ um den Stadtverordneten Andreas Menzel (Bündnis 90/ Die Grünen) setzt die unabhängige Bürgerallianz „Freier Uferweg“ auf den Dialog. „Eine Enteignung privater Flächen lehnen wir grundsätzlich ab“, sagt Hartung. „Wenn keine einvernehmliche Lösung mit den Anrainern erreicht wird, bleibt der Uferweg für Jahre, wenn nicht gar für immer, geschlossen“, befürchtet der Unternehmer.
Otto Lehmberg, Gründer des Groß Glienicker Kreises, erinnerte an die Anfänge Ende 1989. „Damals hat der Gemeinderat beschlossen, den ehemaligen Patrouillenweg der DDR-Grenzer als Teil des Landschaftsschutzgebietes festzuschreiben.“ Und: „Die Käufer am See erwarben Grundstücke im Landschaftsschutzgebiet.“ Die Sache sei jetzt ziemlich verfahren, es müsse eine Lösung auf dem Verhandlungsweg gefunden werden. Die Art der von Menzel initiierten Montags-Demos verhärte die Fronten, meinte Lehmberg.
Unabhängig vom ausbleibenden Dialog mit den See-Anrainern bot das Picknick Gelegenheit zu Gesprächen. Der stellvertretende Ortsvorsteher Winfried Sträter (GF), informierte über die nächsten Schritte der Stadtverwaltung. Diese wolle Ende Mai ein Uferkonzept zur Umsetzung des gültigen Bebauungsplanes vorlegen. Der ursprünglich vorgesehene Zeitpunkt am 11. Mai musste verschoben werden, „weil die Verwaltung noch nicht soweit ist“. Wie es heißt, solle das Konzept zunächst im Hauptausschuss, an dessen Sitzung der Ortsbeirat teilnehmen werde, beraten. Danach sollen Anrainer und Bürgerinitiativen einbezogen werden. Hartung meint, dass das Uferkonzept „die Vertragsabschlüsse beflügeln“ könnte.
Elfi Alkewitz von der Seeufer-Initiative Menzels wirft dem Ortsbeirat eine zu lasche Haltung vor. Es werde nicht rigoros gegen Verletzungen des Landschaftsschutzes vorgegangen. Die Architektin „von der anderen Seite des Groß Glienicker Sees“ in Berlin erwähnt ungenehmigte Baulichkeiten und Erdarbeiten sowie neue Sperren an der Seepromenade. Ortsvorsteher Peter Kaminski betont hingegen, dass die Bauaufsicht „jeden zweiten Tag die Veränderungen am Seeufer registriert“. Bei Sperrbändern und Steinhaufen auf dem Weg prüfe die Stadtverwaltung derzeit ihre Möglichkeiten, dagegen rechtlich vorzugehen. Günter Schenke
Günter Schenke
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