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Homepage: Pionierarbeit für die Familien

An der Fachhochschule Potsdam wird ein Aufbaustudium zum Schwerpunkt Familie eingerichtet

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An der Fachhochschule Potsdam wird ein Aufbaustudium zum Schwerpunkt Familie eingerichtet Die Idee für einen Studiengang mit dem Schwerpunkt Familie liegt derzeit geradezu in der Luft. Allenthalben wird davon gesprochen, dass die Familie gestärkt werden muss. Was früher ein Thema der Konservativen war, hat sich mittlerweile auch der Bundeskanzler ins Wahlkampfprogramm geschrieben. Sei es Gewalt unter Schülern, das schlechte Abschneiden bei PISA oder Brutalität und Gleichgültigkeit innerhalb der Familien – zunehmend wird die Rolle der Familie betont. In diese Leerstelle stößt nun die Fachhochschule Potsdam mit einem neuen Studiengang. Im Sommersemester 2006 startet der Master of Arts zum Schwerpunkt Familie. Kein Schnellschuss, der Studiengang wurde vom Team um Prof. Rita Marx von langer Hand geplant. „Alle Parteien fordern heute auch mit Blick auf die demographische Entwicklung, dass man es den Eltern attraktiv machen müsse, Eltern zu sein“, so Rita Marx. Die Familie in all ihren unterschiedlichen Formen, die nicht mehr nur die Kernfamilie aus Mutter Vater und Kind ist, ist nach Auffassung der Wissenschaftlerin Ressource für die Bewältigung von Problemen und Krisen, Schutz und Rückzugsort, Ort der Liebe, des Vertrauens und ökonomischer Halt. Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass Gewalt, Unterdrückung und soziale Schieflagen in den Familien diese auch zerstören können. Hier bedarf es der Unterstützung von professioneller Seite. Auch weil es größere familiäre Zusammenhänge, die Unterstützung und Halt geboten haben, heute kaum noch gibt. „Wir müssen den Familien helfen, ihrer erzieherischen Fähigkeiten zu nutzen und weiter zu entwickeln. Wir müssen aber auch häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch enttabuisieren“, so Prof. Marx. Die FH wird vom kommenden Frühjahr an in einem berufsbegleitenden Master-Studiengang Absolventen ausbilden, die im sozialen Feld Aufgaben mit Familien, in Familien und im sozialen Umfeld von Familien wahrnehmen. Sie müssen schon Berufserfahrung mitbringen und auch während dem Studium bleiben sie 15 Stunden die Woche in ihrem Job. Das fünfsemestrige Studium wird überwiegend Online gelehrt, Präsenzphasen von zwei Studienwochen und bis zu sechs Wochenenden im Jahr finden in Potsdam statt. Den Rest der Zeit verbringen die Studierenden an dem Ort, an dem sie arbeiten. Wichtig ist den Dozenten dabei auch, dass in der Theorie erarbeitet Kompetenzen in der Praxis überprüft werden können. Hintergrund des gestiegenen Bedarfs an professioneller Unterstützung der Familien ist für Prof. Marx das brüchig Werden traditioneller familiärer Strukturen, das auch Folge eines Wegrutschens traditioneller Sinnstrukturen, Normen und Werte ist. So seien beispielsweise konfessionelle Bindungen im Westen und gesellschaftspolitische Vorstellungen im Osten brüchig geworden. „Wenn ein gesellschaftlich getragener Wertekodex aufweicht, dann fehlen für Familien die Quellen, mit denen sie sich ihrer erzieherischen Tätigkeiten rückversichern können“, fasst die Erziehungswissenschaftlerin die Problemlage zusammen. Heute müsse man zudem die Eltern motivieren, Kinder zu kriegen, den Frauen Chancen eröffnen Familien und Beruf zu vereinen und elterliche Bildungskonzepte nach ihre Tauglichkeit hinterfragen. Andererseits bringe der demographische Wandel es auch mit sich, dass die Pflege älterer Menschen stärker in die Familien verlagert wird. Alles Aspekte, die eine professionelle Begleitung geradezu erfordern. Wichtig sei in Zukunft, dass sowohl bei den öffentlichen wie auch bei den freien Trägern der Familienhilfe Führungskräfte arbeiten, die einen Überblick über die verschiedenen Konzepte haben, methodenübergreifend arbeiten können und auch den Bedarf nach außen kommunizieren können. Die will man nun in Potsdam ausbilden. Rita Marx nennt ein aktuelles Beispiel: das verhaltensorientierte Konzept der TV-Mutter „Super Nanny“ müsste von der Familienhilfe analysiert werden, um substantiell zu Hintergründen, Vor- und Nachteilen solcher Konzepte Stellung nehmen zu können. „Erzieherische Konzepte dürften nicht einfach nur angewandt, sondern müssten auch durchschaut werden“, sagt Prof. Marx. In Deutschland ist der Studiengang laut FH einzigartig. Den Schwerpunkt Familie gäbe es an keiner anderen Hochschule, auch sei das stark online-basierte Studium „Pionierarbeit“. Angeboten wird der Studiengang in einem Verbund mit Fachhochschulen in Fulda, Wiesbaden, Koblenz und Koblenz-Landau, die andere Schwerpunkte setzen, gefördert wird er durch die Bund-Länder-Kommission. Der Studiengang soll interdisziplinär und methodenübergreifend ausbilden. Die Nachfrage nach den 20 Studienplätze für 2006 sei jetzt schon groß. Biete doch der Studiengang eine Vielzahl von beruflichen Orientierungen und Aufstiegsmöglichkeiten, sei es in der Jugendhilfe, der Fort- und Weiterbildung, dem Fallmanagement oder in der Forschung. Die Bewerber werden von der FH sorgfältig ausgewählt. Sie müssen nicht nur über mindestens ein Jahr berufliche Vorerfahrung verfügen sondern auch einen Essay über ihre Arbeit einreichen und eine mündliche Prüfung absolvieren. Wichtig ist den Dozenten, dass die Bewerber über die Fähigkeit der Reflexion und vor allem auch Selbstreflexion verfügen. „Und man muss einfach Kinder mögen, ihre Entwicklung muss eine Inneres Anliegen der Bewerber sein“, ergänzt Rita Marx. Weitere Informationen unter Tel. 5801115, oder burmeister@fh-potsdam.de; www.social-maps.de

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