
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Pizza für Clooney
Seit 15 Jahren gibt es das Potsdamer Unternehmen World of Pizza – auch Promis haben hier schon bestellt
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Er hätte es drauf, sagt Torsten Kaldun, er könnte einen Pizzaboden mit den Händen formen, ihn effektvoll durch die Luft wirbeln. Doch selbst wenn der Chef und Gründer des Franchise-Unternehmens World of Pizza zu Hause mal mit seinen beiden kleinen Kindern zum Backen kommt, wird das klassische Nudelholz benutzt. Im Laden geht das natürlich nicht mehr – bei durchschnittlich 170 Pizzen am Tag kommt längst Technik zum Einsatz.
2014 feiert Kaldun, 37 Jahre alt, das 15-jährige Bestehen seiner Firma. Im Jubiläumsjahr gibt es Sonderangebote und Aktionen, am heutigen Samstag wird in den beiden Potsdamer Filialen Am Stern sowie in Potsdams Mitte zum Tag der offenen Tür geladen. Insgesamt elf Läden gehören mittlerweile zu World of Pizza. Vier davon leitet Kaldun selbst, die anderen betreiben Franchise-Unternehmer. Neben Potsdam gibt es das beliebte Fast Food auch in Werder (Havel), Brandenburg/Havel, in Ludwigsfelde, Hamburg und selbst in Berlin. „Das ist ein schwieriges Pflaster, viel Konkurrenz“, sagt Kaldun. Aber der Laden laufe gut.
Angefangen hat alles 1999 in der Potsdamer Birkenstraße. Eigentlich noch früher. Als Abiturient in Cottbus suchte er einen Job, bewarb sich als Pizzafahrer bei einem Laden in der Nachbarschaft. Und merkte bald, dass ihm die Arbeit hinterm Tresen und vor allem die Organisation mehr liegen. „Ich kann heute alles, organisieren, aber auch backen und die Kunden direkt bedienen.“ Sein Bauingenieur-Studium dauerte genau einen Tag, dann wusste er, das ist nichts. Doch sich als Pizzabäcker selbstständig zu machen war nicht so einfach. Die Sparkasse traute sich nicht, einem 21-jährigen Jungunternehmer ohne Berufsabschluss die Firmengründung zu finanzieren. Immerhin verfügte Kaldun über ein für seine Verhältnisse großes Eigenkapital, hatte 25 000 Mark angespart. „Opa gab auch was dazu“, sagt Kaldun, und die Geräte konnte er günstig leasen.
Weil in Cottbus die Konkurrenz zu groß war, kam er nach Potsdam, mietete in der Birkenstraße einen Keller. Doch als Mieter über Geruchsbelästigung durch Pizzaduft klagten, musste er raus und zog weiter in die Friedrich-Ebert-Straße. Hier gehen im Erdgeschoss Pizzen, Burger und Salate über den Tresen, im Obergeschoss sitzt die Geschäftsleitung, Torsten Kalduns Arbeitsplatz ist meist der Schreibtisch. Nach einigen Jahren „mit schlaflosen Nächten“, als er sein Weniges vor allem in neue Läden investierte, läuft es jetzt richtig gut. Er kann sogar hin und wieder Urlaub machen und war auch in Italien, dem Mutterland der Pizza. Doch die Deutschen, so seine Erfahrung, mögen die dünne, krosse italienische Pizza weniger. Hier muss der Boden weicher und dicker sein, mit reichlich Belag. Der Klassiker sei nach wie vor Salamipizza, „immer 18 Schreiben“.
Obwohl Kaldun anfangs täglich zwölf Stunden im Laden stand, machte er nebenbei seinen BWL-Abschluss und legte die Prüfung zum Fachmann für Systemgastronomie ab. Seit dem Jahr 2000 bildet er selbst aus, zurzeit beschäftigt er neun Festangestellte, sechs Azubis und viele Pauschalkräfte. „Er ist ein toller Chef“, sagt eine Pizzabäckerin, die morgens halb elf Teiglinge durch die Ausrollmaschine schiebt. Der Teig wurde am Vorabend aus frischen Zutaten angesetzt, die lange Gehzeit, sagt Kaldun, sei wichtig für eine gute Pizza. „Dann nicht mehr kneten, nur noch vorsichtig ausrollen, wieder gehen lassen, belegen und fünf Minuten im sehr heißen Fließbandofen backen“, sagt er. Ab Bestellung sollte es höchstens 15 bis 20 Minuten dauern, bis die Pizza fertig ist, 30 Minuten bis zur Haustür. „Da erlebt man einiges, die Fahrer erzählten schon Geschichten von sehr Leichtbekleideten, die ihnen die Tür öffneten“, sagt er. Das normale Geschäft ist freilich unaufgeregt, Pizza wird in der Mittagszeit von Bürogemeinschaften bestellt, auch vom Rathaus, und dann wieder gehäuft in den Abendstunden. Bis 23 Uhr wird der Hörer abgenommen. Die größte Bestellung lief einst über einen gewissen George Clooney, der ein Catering für 1000 Euro ans Filmset liefern ließ.
„Ich hatte Glück und Ausdauer“, sagt er über die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre. Demnächst soll wieder eine Filiale dazukommen, und was die Speisekarte betrifft, plant er ebenfalls Neues. Pizza aus Dinkelmehl laufe sehr gut, möglicherweise wird er bald eine glutenfreie Variante anbieten. Was oben drauf kommt, variiert von Saison zu Saison. „Die Pizzen mit den schrägen Namen schmecken am besten“, sagt er, Kassler und Sauerkraut gibts im Oktober und derzeit eine Spargel-Pizza mit Sauce Hollandaise – für alle, die Tomatensoße nicht mögen. Dabei ist ihm der Geschmack gerade dieser Pizzabasis sehr wichtig, die Soße muss aromatisch und nicht zu wasserhaltig sein. „Das Rezept meiner Gewürzmischung verrate ich aber nicht“, sagt er.
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