Von Henri Kramer: Plan für Tierheimbau – wieder einmal
Breite Mehrheit für Linke-Antrag / Konkurrenz für Pfötchenhotel möglich / Kritik vom Tierschutzbund
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Lautstarker Beifall für Hans-Jürgen Scharfenberg von Unterstützern des Potsdamer Tierschutzvereins (TSV): Birgit Müller als Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung musste am Mittwochabend sogar zur Ordnung rufen.
Kurz zuvor hatte Scharfenberg als Chef der Linken-Fraktion die Verwaltung für das Dauerproblem Tierheimneubau gescholten: „Dies gehört vor der Kommunalwahl zu den nicht gemachten Hausaufgaben, es war ein Fehler, das Tierheim zu schließen.“ Auch die laut Scharfenberg 16 000 Euro teure und jüngst abgebrochene Ausschreibung für einen Tierheimneubau hätte sich die Verwaltung sparen können, wenn schon vorher nach möglichen Bietern recherchiert worden wäre - die es eben bis auf den TSV offenbar nicht gäbe. Bezogen auf die angekündigte neue Ausschreibung sagte der Linke-Chef, diese dürfe nicht „überfrachtet“ werden. Zudem könne man den Vertrag mit dem Pfötchenhotel Beelitz, das zurzeit Potsdams Fundtiere betreut, nur nach der Ausschreibung für 2009 verlängern.
Diese Ausschreibung auf bundesweiter Ebene sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller zu. Ebenso präsentierte sie den Zeitplan der Ausschreibung für einen Tierheimneubau: Im Januar nächsten Jahres werde sie europaweit veröffentlicht, im Mai stehe die Auswertung der Ergebnisse an. Sie hoffe, vor der Sommerpause 2009 einen Träger vorzuschlagen. Ein Linke-Antrag für ein neues Tierheim-Verfahren wurde anschließend angenommen, wonach das Areal bis 2010 entstehen soll. Der Potsdamer Tierschutzverein, der mit der Stadt zerstritten ist, wird in der Begründung des Antrags als möglicher Betreiber genannt. Jüngst hatte Müller nach dem Abbruch der Ausschreibung für ein neues Tierheim angekündigt, nun einen Träger zu suchen, der die Betreuung von Fundtieren mit pädagogischen Hilfeangeboten für Jugendliche koppelt. Vor dieser Ausschreibungskopplung hat unterdessen der Deutsche Tierschutzbund (DTB) gewarnt.
Gegenüber den PNN sagte DTB-Geschäftsführer Thomas Schröder, dass diese Ausweitung der Aufgabe nur stufenweise funktionieren könne: „Man muss erst ein Tierheim ausschreiben, das später konzeptionell erweitert wird.“ Dann allerdings habe die pädagogische Idee in bestimmten Bereichen durchaus ihren „Charme“. Der DTB ist die Dachorganisation aller Tierschutzvereine in Deutschland. In dieser Funktion warf Schröder der Verwaltung vor, den Potsdamer TSV in den Planungen nicht mehr zu berücksichtigen: „Da ist zu schnell die Tür zugemacht worden.“ Schröder sagte, TSV und Stadt müssten sich schnell an einen Tisch setzen und eine „konstruktive Lösung“ finden. Denn für ihn als DTB-Chef stelle das kommerzielle Pfötchenhotel in Beelitz und seine Form der Betreuung keine Alternative dar: Als reine „Aufbewahrungsanstalt“ entspreche dieser kommerzielle Anbieter nicht den Erfordernissen des Tierschutzes im 21. Jahrhundert.
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