Von Guido Berg: Pläne für Schießanlage im Friedrichspark
Wirtschaftsminister besuchte Norden Potsdams / Interessenten für Schloss Marquardt / Barockes Gutshaus Satzkorn verfällt
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Marquardt/Satzkorn - Investoren planen den Bau einer professionellen Schießanlage für Sondereinsatzkommandos und Sportschützen im Friedrichspark im Norden Potsdams. Darüber berichtete gestern der Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch am Rande eines Besuches des brandenburgischen Wirtschaftsministers Ulrich Junghanns (beide CDU) der Ortsteile Marquardt und Satzkorn. Damit wurden in jüngster Zeit die Bauabsichten für gleich drei neue Schießanlagen in Potsdam und Umgebung bekannt: Die Caputher Schützengilde will eine 100 Meter lange Anlage für Großkaliberwaffen bauen. Die Geltower Schützen beabsichtigen, eine eigene Kleinkaliber-Anlage zu errichten (PNN berichteten).
Zudem gibt es Niekisch zufolge konkrete Interessenten, die das leerstehende Schloss Marquardt zu einem Hotel umbauen wollen. „Es ist etwas in der Pipeline“, erklärte Niekisch. Derzeit ist das Schloss im Besitz der Münchner Firma Penelope, die das derzeit häufig für Hochzeiten und Filmaufnahmen gebuchte Haus für 6,9 Millionen Euro verkaufen will. Konkrete Pläne für einen Ausbau zu einem Fünf-Sterne-Hotel seien für 35 bis 45 Millionen Euro zu realisieren, informiert die Penelope-Internetseite. „Ein wunderschönes Schloss“, erklärte Minister Junghanns sichtlich ergriffen: „Hier hat man sofort das Gefühl, dass das Ensemble was werden kann.“
In der Tat war das Schloss Marquardt bereits einmal ein Fünf-Sterne-Hotel: Ab 1932 hatte M. Kempinski & Co, heute die älteste Luxushotelkette Europas, das Haus gepachtet. 1937 verlor Kempinski das Schloss Marquardt im Zuge der Judenverfolgung.
Junghanns zufolge werbe das Land Brandenburg bei jeder Industrieansiedlung beim Management auch für die leerstehenden Schlösser der Mark. Ein schwerer Fall dürfte da das akut einsturzgefährdete barocke Gutshaus Satzkorn sein, das der Wirtschaftsminister gestern ebenfalls in Augenschein nahm. Das Haus ist mit den Worten Niekischs „in äußerst bedenklichem Zustand“: Auf den Dächern wachsen Bäume, Mauerwerk liegt blank, die einstige Schönheit ist – noch – erahnbar. 1739 wurde es für Johann Conrad Brandhorst, den Leibarzt Friedrich Wilhelm I., errichtet. Niekisch zufolge war das Haus bis zur Übernahme durch die Treuhand 1992 „leidlich gepflegt“. 2005 stand das Kleinod im Rathaus Schöneberg zur Versteigerung: das Mindestgebot lag bei 18 000 Euro.
Der Wirtschaftsminister stattete auch dem Obstgut Marquardt von Manfred Kleinert einen Kurzbesuch ab. Kleinert warb für seine Idee eines Obstlehrpfades Potsdam-Satzkorn-Marquardt. „Wir brauchen im Tourismus immer neue Highlights“, zeigte sich Junghanns aufgeschlossen. Touristen wollten heute nicht nur etwas besichtigen, sondern dabei auch lernen, Stichwort „thematischer Tourismus“. Ebenfalls besichtigte Junghanns den Busbetrieb von Günther Anger, der 1990 mit einem gebrauchten VW-Bus anfing und heute 40 Omnibusse fahren lässt.
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