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PLANSAMMLUNG: Plansammlung unter Dach und Fach

Stiftungsurkunde unterzeichnet / Zustiftungen und Spenden für Restaurierung erhofft

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Unter das fast zwei Jahrzehnte dauernde Gerangel um die Stiftung „Plansammlung Potsdam“ setzten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Detlef Schöning, Enkel des Potsdamer Bauunternehmers Carl Schöning (1875-1959), gestern einen vorläufigen Schlusspunkt: Sie unterschrieben die Gründungsurkunde der Stiftung. Als „krönenden Abschluss und Freudentag einer Leidensgeschichte“ bezeichnete Schöning das Ereignis.

Ort des Geschehens war „die gute Stube des Rathauses“, wie Jakobs den Blauen Salon auf der Oberbürgermeister-Etage nennt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie der Spender des Startkapitals in Höhe von 30 000 Euro, Jan Fischer aus München, sind ebenfalls auf der Urkunde verewigt. Ohne die Spende Fischers, der gestern nicht anwesend war, wäre die Stiftungsgründung überhaupt nicht zustande gekommen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist mit von der Partie, weil sie die Stiftung treuhänderisch in ihre Obhut nimmt. Die „Plansammlung Potsdam“ ist nämlich seit dem Jahre 2005 ein eingetragenes Denkmal. Es gilt als exklusive Besonderheit, dass eine Sammlung von Bauzeichnungen zum Denkmal erklärt wurde. Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung umfasst die Sammlung über 25 000 Blätter, überwiegend Zeichnungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Detlef Schöning machte nach der Wende im Jahre 1990 auf dem zuvor verschlossenen Dachboden in der Yorckstraße 3 eine überraschende Entdeckung. In einem Schrank im Hause seines Großvaters lagen die verstaubten Stapel wertvoller Dokumente. Großvater Carl Schöning war Chef einer Potsdamer Baufirma, die bereits seit dem Jahre 1775 existierte. Als „Königlicher Hofmaurermeister“ hat er seine Spur an Stadtschloss und Schloss Sanssouci hinterlassen, aber auch an Fabriken in Babelsberg und an der Nikolaikirche nach dem Zweiten Weltkrieg gewirkt. „Nebenbei“ war Schöning ein akribischer Sammler und Bewahrer von Bauzeichnungen.

Carl Schönings Enkel übergab den von ihm gefundenen Rest des Nachlasses aus dem Firmenarchiv 1991 an das Denkmalamt der Landeshauptstadt Potsdam. Es handelte sich um 5 800 Einzelblätter. Das städtische Denkmalamt fügte sie der bereits bestehenden Sammlung hinzu. Seit dieser Übergabe hatte sich Schöning um eine Stiftung bemüht. Es gab sogar schon einen Gründungstermin vor vier Jahren, der aber im letzten Augenblick platzte. Jahrelang herrschte Funkstille seitens der Stadt, Anschreiben Schönings blieben unbeantwortet. Mit dem gestrigen Gründungsakt im Blauen Salon fanden die Querelen einen glücklichen Abschluss und im Beisein von Mitgliedern der Familie Schöning erging der Dank an alle Beteiligten.

Als „unersetzliche Hilfe bei der Sanierung denkmalgeschützter Häuser“ bezeichnet Jakobs die historische Plansammlung. Der Zustand der Blätter befinde sich zum großen Teil in einem schlimmen Erhaltungszustand. Bei der gestrigen Veranstaltung zeigte die Denkmalbehörde einen Plan vom Klinker-Mauerwerk der Erlöserkirche, der aus zahlreichen Schnipseln zusammengesetzt war. „Wir haben einiges in den letzten Jahren mit unseren beschränkten Mitteln aufgebessert“, sagte Jakobs. Schöning sprach aber auch von „Grabräubern“, die Teile der Plansammlung entwendet hätten.

Für den weiteren Erhalt der Sammlung will die Stiftung Spenden und Zustiftungen einwerben. „Wir suchen außerdem eine anerkannte Persönlichkeit, die als Multiplikator und Schirmherr wirksam werden kann“, so Schöning.

Die Plansammlung umfasst mehrere Bereiche. Zum einen das Planarchiv der Potsdamer Baufirma Carl Schöning, dessen Enkel Detlef Schöning gestern den Stiftungsvertrag unterschrieb, zum anderen Sammlungen und Teilsammlungen unterschiedlicher Provenienz, etwa Pläne des Büros Otto von Estorff und Gerhard Winkler, Zeichnungen von Friedrich Mielke oder Pläne aus dem ehemaligen Stadtgartenamt, der Baugewerk- Schule Berlin. Insgesamt umfasst die Sammlung 30 000 Pläne und Zeichnungen, wie die der Erlöserkirche (B. u.).

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