Landeshauptstadt: Plattner macht Potsdams Wünsche wahr
20-Millionen-Euro-Spende soll für komplette Schlossfassade und Knobelsdorff-Treppenhaus reichen
Stand:
Innenstadt - Moment mal, das klang doch glatt nach schlechtem Gewissen. „Ich will nur, dass ich in Potsdam nicht Unfrieden gestiftet habe“, sagte Hasso Plattner. Gerade hatte der Software-Milliardär Brandenburgs Landeshauptstadt das neueste Geschenk gemacht: 20 Millionen Euro, damit der Landtagsneubau die Fassade des historischen Knobelsdorff-Stadtschlosses bekommen kann. Wo sollte da, inmitten der Jubelstürme, Unfrieden drohen? Er habe, erklärte Plattner, mit seinen Millionen „nicht politisch hineingrätschen“ und den Bürgerinitiativen für das Stadtschloss nicht den „Wind aus Segeln“ nehmen wollen. Auch wolle er die Architekten der sechs Konsortien, die den neuen Landtag bereits entworfen haben, nicht brüskieren.
Deshalb sollte Plattners „Schenkung“ ursprünglich erst heute verkündet werden – zunächst vor der 13-köpfigen Fachjury renommierter Architekten, die über die Landtags-Entwürfe befinden soll. Doch Recherchen von PNN und Tagesspiegel hatten die Pläne durcheinandergebracht: Bereits am Mittag meldeten die Nachrichtenagenturen die 20-Millionen-Spende, innerhalb einer halben Stunde trommelte die Staatskanzlei von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die Journalisten zur Pressekonferenz zusammen. Dort musste selbst Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer (SPD) Plattners Befürchtungen mit einem Schmunzeln quittieren – wenn er etwas gestiftet habe, dann sei das nicht Unfrieden, sondern „Frieden“.
Für Plattner gleicht seine Millionen-Spende einer Selbstverständlichkeit. „Wenn es der Wunsch der Potsdamer Bevölkerung ist, dass die historische Fassade gebaut wird, sollte das nicht am Geld scheitern“, sagte er. Die Chance, das Schloss wiederaufzubauen, „kommt nicht noch einmal“. Die Initialzündung für seine Entscheidung, erzählte Plattner, habe ein PNN-Beitrag über den Verkauf der Schlossaktien der Initiative „Mitteschön“ geliefert – aber vor allem sei Potsdam es wert, „hier zu investieren“. Es sei eine „der sensationellsten Landschaften in Deutschland, Könige und Kaiser haben nicht umsonst hier residiert“. Die Stadt habe gute Chancen, sich überproportional zu entwickeln, doch für ein florierendes Potsdam sei der Wiederaufbau des Schlosses genauso maßgeblich wie der Aufbau der Frauenkirche für Dresden. „Wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, macht mir das Spaß“, so Plattner.
Ob mit seinem Geld die gesamte Schlossfassade bezahlt werden kann, darauf wollte der Mäzen sich nicht festlegen – er sprach von einer „Anschubfinanzierung“. Nach bisherigen Schätzungen kostet die Außenfassade jedoch „nur“ rund zehn Millionen Euro – deshalb ist Michael Schöne, Vorsitzender des Vereins Potsdamer Stadtschloss, mehr als zuversichtlich: Plattners Schenkung würde auch für die Hoffassade reichen, sagte Schöne. CDU-Kreischef und Landtagsabgeordneter Wieland Niekisch meint, durch Plattners Engagement könne „die gesamte Fassade, auch im Hofbereich, und das weltberühmte Knobelsdorffsche Treppenhaus am Corps des Logis“ gebaut werden. Der Bau der Flügelbauten des Fortunaportals – sie sollten ursprünglich vom Land finanziert werden – ist nun bereits in die Plattner-Summe einkalkuliert, und der Mäzen selbst hofft, dass zusätzlich „die eine oder andere Figur restauriert werden kann“. Vorgesehen ist laut Schenkungsvertrag auch der Einsatz historischer Bauteile – denn mehr als 300 große und kleine Originalstücke des Stadtschlosses lagern bei der Schlösserstiftung.
Dass eine Kombination aus funktionalem Landtag und Stadtschlossfassade möglich ist, daran hat Finanzminister Speer keine Zweifel: „Dem deutschen Ingenieur ist nichts zu schwer.“ Diese Aufgabe müssten nun die sechs Bewerber-Konsortien übernehmen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: