zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Platz 335 beim Familien-Wohnen Bürgerforum zur integrierten Stadtentwicklung

Innenstadt – Potsdam ist laut Studie des Prognos-Instituts zwar kinderfreundlichste Kommune Deutschlands, doch ein Blick hinter die Kulissen ist ernüchternd. Jugendamtsleiter Norbert Schweers zeigte auf dem Bürgerforum Donnerstagabend: Bei der Wohnsituation und im Wohnumfeld liegt Potsdam nur auf Platz 335.

Stand:

Innenstadt – Potsdam ist laut Studie des Prognos-Instituts zwar kinderfreundlichste Kommune Deutschlands, doch ein Blick hinter die Kulissen ist ernüchternd. Jugendamtsleiter Norbert Schweers zeigte auf dem Bürgerforum Donnerstagabend: Bei der Wohnsituation und im Wohnumfeld liegt Potsdam nur auf Platz 335. Prognos hatte im Auftrag der Bundesregierung die Familienfreundlichkeit der 439 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands unter die Lupe genommen und Potsdam im „Familienatlas 2007“ auf Platz 1 gesetzt. Bei preisgünstigen Wohnungen mit einem guten Umfeld für Familien schneidet Potsdam aber unterdurchschnittlich schlecht ab. Kompensiert wird diese miese Platzziffer beispielsweise durch die gute Versorgung mit Kita-Plätzen und vielfältigen Freizeitangeboten für Familien.

Das zweite Bürgerforum zur integrierten Stadtentwicklung, das im überfüllten Theatersaal des Alten Rathauses stattfand, machte überdeutlich: Auf nahezu allen Feldern droht die Wohnungsfrage für die prognostizierten 165000 Einwohner im Jahre 2020 zu einem Problem zu werden. Das betrifft nicht nur Familien mit Kindern, sondern auch Künstler, Manager, Senioren und Singles. „Gibt es genügend Räume für Kulturschaffende?“, fragte die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer. „Künstlerviertel“ oder Atelier-Kieze gibt es in Potsdam nicht und wer Klavierspielen üben muss, hat es schwer mit den Nachbarn.

Detlef Stronk von der Zukunftsagentur Brandenburg, der ein geradezu blendend-schönes Bild der Potsdamer Entwicklung zeichnete, fragte angesichts der Ansiedlung renommierter Wirtschaftsunternehmen und Wissenschaftseinrichtungen nach „Wassergrundstücken“ . Und der Seniorenbeirat äußerte berechtigte Sorgen, dass der steigende Bedarf an altengerechten Wohnungen, an betreuten und generationsübergreifenden Wohnformen nicht befriedigt werden könne.

Mit einer Art Befreiungsschlag will sich die Stadtverwaltung dieser massiven Sorgen entledigen: mit einem Wohnkonzept im Jahre 2009. Viel zu spät, meinen Fachleute. Die Stadt und die großen Wohnungsunternehmen stehen zunehmend unter Druck. 35000 Menschen wohnen allein unter dem Dach der ProPotsdam GmbH. Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal machte in seinem Plenarvortrag deutlich, dass es das Ziel des Unternehmens sei, die Lebenszufriedenheit der Bewohner zu steigern und neue Wohnungen zu schaffen. Die Schwierigkeiten dabei sind enorm: Zunahme des Altersdurchschnitts sowie der nicht Berufstätigen, steigende Energie- und Baukosten, sinkende Familieneinkommen. Westphal zeigte einen Plan der „Gartenstadt Drewitz“ – ein Versuch, das Plattenbauviertel den neuen Bedürfnissen anzupassen. Das ist Zukunftsmusik.

Das zweite Bürgerforum war eine Art Mammutversammlung mit Plenarvorträgen und anschließenden Fachforen zur Innenstadtentwicklung, zu Wissenschaft, Kultur- und Heimatstadt. Es ging dabei um Vorschläge aus der Bürgerschaft, wie diese Themen in einem „integrierten Stadtentwicklungskonzept“ verzahnt werden können.

Oberbürgermeister Jann Jakobs machte deutlich, dass diese Absicht gelingen kann. Aus dem ersten Forum dieser Art im vergangenen Jahr ging nämlich eine Prioritätenliste von Projekten hervor, die vordringlich in Angriff genommen werden. Dazu gehört zum Beispiel der Umbau der Stadt- und Landesbibliothek mit integrierter Volkshochschule und die Erschließung weiterer Gewerbeflächen. Jakobs kündigte an, dass es im April 2009 ein weiteres Bürgerforum geben werde. Günter Schenke

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })