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Einzigartiges Spektakel. Die barocke Pferdeoper „Le Carrousel de Sanssouci“ wurde 2012 zur Feier des 300. Geburtstags von Friedrich II. im Park Sanssouci aufgeführt – zum ersten und letzten Mal. Im letzten und in diesem Jahr wurden die geplanten Neuauflagen abgesagt, nun ist der Veranstalter insolvent.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Pleite für die Höfischen Festspiele

Veranstalter der barocken Pferdeoper „Le Carrousel de Sanssouci“ hat Insolvenz angemeldet

Stand:

Sanssouci - Nach der überraschenden Absage der am Neuen Palais geplanten barocken Pferdeoper „Le Carrousel de Sanssouci“ steht nun auch der Potsdamer Veranstalter vor dem Aus: Die Höfische Festspiele GmbH hat am Amtsgericht Insolvenz angemeldet und auch weitere Konzerte abgesagt. Kulturliebhaber, die schon Tickets gekauft haben, bleiben voraussichtlich auf einem Großteil ihrer Kosten sitzen.

Auf der Internetseite der Festspiele wird bereits der Insolvenzverwalter genannt, der Berliner Rechtsanwalt Franc Zimmermann. Veranstaltungen wie die „Musikalischen Spaziergänge“ – Gesangsvorstellungen mit historischem Bezug – sind storniert. Dazu heißt es, Kartenkäufer sollten sich an den Insolvenzverwalter wenden. Zimmermann sagte den PNN auf Anfrage, er bekomme derzeit bis zu 50 E-Mails am Tag von privaten Karteininhabern. „Für sie ist nicht nur enttäuschend, dass die Veranstaltungen an sich entfallen, sondern dass das Geld für die Tickets zunächst ersatzlos verloren ist.“ Aus insolvenzrechtlichen Gründen könnten die Käufer allenfalls „quotenmäßig“ entschädigt werden, so Zimmermann.

Bei einem Insolvenzverfahren werden allgemein sämtliche Schulden eines Unternehmens addiert und mit dem zur Verfügung stehenden Kapital verrechnet. Deutschlandweit erhalten Gläubiger bei Insolvenzen durchschnittlich nur knapp fünf Prozent ihrer Forderungen zurück. Zimmermann prognostizierte auf Nachfrage, dass wohl auch bei der Festspiel-Insolvenz maximal diese Quote zur Befriedigung der Gläubiger erreicht werde.

Für die Drei-Mann-Firma bedeutet dies das „endgültige Aus“, sagte Zimmermann. Denn gerade das Veranstalter-Geschäft lebe vom Vertrauen, vor allem in einem so speziellen Segment. Die von der Stadt nicht geförderten Höfischen Festspiele hatten seit 2008 versucht, historisch überlieferte Festlichkeiten am preußischen Hofe im Weltkulturerbe der Potsdamer Schlösser und Gärten zu rekonstruieren, zunächst mit einigem Erfolg: So hatte die Premiere der Sanssouci-Pferdeoper im Sommer 2012 mehr als 5000 Besucher angelockt und galt als einer der Höhepunkte des städtischen Themenjahres zum 300. Geburtstag von Preußenkönig Friedrich II. Doch zwei geplante Neuauflagen des Publikumsschlagers scheiterten kurz vor der Aufführung – 2013 wegen Bauarbeiten am Neuen Palais und damit einhergehenden logistischen Problemen.

Ende August hatten die Höfischen Festspiele auch das für Mitte September angekündigte Barock-Spektakel aus finanziellen Gründen abgesagt. Die bisherigen Einnahmen aus dem Ticketverkauf hätten die Kosten für das aufwendige Vorhaben nicht decken können, hieß es weiter. Für dieses Jahr waren vier Aufführungen geplant, mitspielen sollten 115 Menschen sowie 24 Pferde. Tickets dafür waren ab 54 Euro zu haben. Man habe wohl das dauerhafte Interesse der Zuschauer und auch das potenzieller Sponsoren überschätzt, hatte Kaspar von Erffa, Leiter der Höfischen Festspiele GmbH, den PNN gesagt. Zimmermann erklärte, nicht zuletzt das verregnete Sommerwetter habe bei potenziellen Kartenkäufern für Zurückhaltung gesorgt. Wegen der ungewissen Finanzierung habe die Reißleine gezogen werden müssen. Bekanntlich können Geschäftsführer, die zu spät ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen, wegen Insolvenzverschleppung belangt werden.

Die Auswirkungen auf seine Firma hatte von Erffa nach der Absage im August noch offen gelassen. Nun schreiben er und die zweite Geschäftsführerin Katrin Schramm im Facebook-Profil des Unternehmens: „Zu wissen, dass die Insolvenz vor allem jene trifft, die unsere Arbeit mit Wohlwollen und aktivem Interesse verfolgt haben, ist für uns ausgesprochen schmerzlich.“

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