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Sport: Plovdiv als London-Empfehlung
Juliane Domscheit und Falko Nolte aus Potsdam rudern nun bei den Europameisterschaften
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Mit Juliane Domscheit und Falko Nolte kämpfen in dieser Woche zwei Aktive der Potsdamer Rudergesellschaft (PRG) bei den Europameisterschaften weiter um ihre Olympia-Chance 2012. Nachdem sie in diesem Jahr den Sprung in das Weltmeisterschaftsteam des Deutschen Ruderverbandes (DRV) verpassten, wollen die 23-jährige Domscheit und der fünf Jahre ältere Nolte nun im bulgarischen Plovdiv jeweils im Einer mit guten Ergebnissen für die London-Flotte im Gespräch bleiben.
„Ich bin froh, jetzt bei den EM starten zu können, denn internationale Wettkämpfe sind immer schön“, sagt Falko Nolte, für den in den letzten Jahren seine Ausbildung bei der Bundespolizei im Vordergrund stand. Deshalb hatte er bereits 2010 den WM-Zug verpasst. Dass er im vergangenen Jahr aber auch nicht – wie von Bundestrainer Hartmut Buschbacher eigentlich versprochen – bei den EM zuvor im portugiesischen Montemor-o- Velho starten durfte, hatte bei der PRG für Verärgerung gesorgt. Verwundert waren die Potsdamer auch in diesem Frühjahr, als Buschbacher die Skuller für die WM in Bled schon nach der ersten Kleinboot-Sichtung in Köln nominierte und nicht, wie vorab verkündet, nach den Deutschen Meisterschaften in Brandenburg/Havel. Für Nolte, der Mitte April ausbildungsbedingt noch Trainingsrückstände hatte, waren dadurch nach Platz zwölf in Köln früh die Messen gesungen.
„Natürlich habe ich mich damals geärgert, aber ich habe mich trotzdem weiter ins Training gekniet“, erklärt der Potsdamer, der im Mai bei den Einer-Meisterschaften auf dem Beetzsee hinter dem Favoriten Marcel Hacker (Frankfurt/Main) Silber gewann. Die WM-Flotte blieb ihm weiter verwehrt, aber nachdem er jetzt seine Ausbildung beendet hat, kann Polizeimeister Nolte nun in Plovdiv zeigen, dass weiter mit ihm zu rechnen ist. „Der Endlauf dort ist das Minimalziel, ich will schon ganz weit vorn mitrudern“, verkündet der Schützling des Trainers Steffen Becker. „Und dann hoffe ich, 2012 noch eine Chance für Olympia zu bekommen.“ Da bei den WM der deutsche Doppelzweier und Doppelvierer jeweils mit Silber sehr gut abschnitten und auch Hacker als Vierter im Einer nicht enttäuschte, steht Nolte nun in Plovdiv unter Zugzwang. „Die meisten Gegner kenne ich nicht“, so der Potsdamer. „aber den Aserbaidschaner Aleksandar Aleksandrov. Den habe ich schon mal besiegt.“
Bei den Frauen sind ebenso wie bei den Männern 14 Soloboote gemeldet, und Juliane Domscheit strebt hier ebenfalls den Endlauf als Minimalziel an. „Erstmal will ich ins Finale, und dort werden wir dann sehen, wie weit ich es nach vorn schaffe“, sagt die Potsdamerin, die im Frühjahr in Köln (Rang 4 des B-Endlaufs) und Brandenburg (C-Final-Erste) weit von eigenen Ansprüchen entfernt ruderte. „Ich habe jetzt in Plovdiv schon Druck durch den Bundestrainer und muss eine ordentliche Leistung abliefern“, so Domscheit. „Sonst könnte es nämlich sein, dass ich mir Gedanken über einen Wechsel zum Riemenrudern machen müsste.“
Was Ruderer eigentlich im Nachwuchs lernen – nur ein statt wie beim Skullen zwei Ruder durchs Wasser zu ziehen –, hat die vor sechs Jahren vom Schwimmen gleich ins Skull-Boot gewechselte Quereinsteigerin noch nie ernsthaft probiert. „Ich habe bisher erst einmal aus Spaß eine Runde geriemt“, erklärt Juliane Domscheit. Und ihr Coach Steffen Becker, der mit Potsdams EM-Startern zuletzt in einem zweiwöchigen Trainingslager in Kyritz geübt hatte, meint: „Unser Ziel ist es, dass Jule im Skullbereich bleibt. Wir haben rudertechnisch einiges verändert. Nun muss man sehen, ob das schon soweit gefestigt ist, dass es über 2000 Meter konsequent durchgestanden wird.“
Dritter Ruderer der PRG in der EM-Flotte ist Thomas Protze, der in Dortmund lebt und trainiert und im Männer- Achter das Blatt durchzieht. Eigentlich hatte sich auch Leichtgewichts-Ruderin Daniela Reimer auf einen EM-Start im Einer vorbereitet. Da in Plovdiv aber nur olympische Bootsklassen gerudert werden und der DRV nur fünf der 14 Konkurrenzen besetzt, muss die Potsdamerin daheim bleiben. Was finanziell günstig für ihren Verein ist, denn der DRV bezahlt lediglich die Bootstransporte nach Bulgarien; für Flüge und Unterbringung muss die PRG allein aufkommen. „Trotzdem ist es uns wichtig, dass Jule und Falko bei der EM starten“, sagt Kathrin Boron, die Leiterin des Ruder-Bundesstützpunktes Potsdam. „Das ist auch eine klare Forderung des DRV. Beide haben es jetzt selbst in der Hand, im Gespräch zu bleiben und sich mit ordentlichen Leistungen weiter für London 2012 anzubieten.“
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