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Landeshauptstadt: Poker um Barberini

SPD, Mitteschön und Schlossverein für Schmack

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Innenstadt - Im Poker um den Palast Barberini an der Alten Fahrt wächst die Unterstützung für die Potsdamer Investorin Gertrud Schmack. Für ihr Hotelprojekt sprachen sich am Sonntag die Bürgerinitiative Mitteschön und der Verein Potsdamer Stadtschloss aus. Für sie zähle allein das Konzept, heißt es in einer Erklärung, und Schmacks sei das beste: Beim Wiederaufbau als Hotel werde der Palast öffentlich zugänglich und die Innenstadt belebt, der Entwurf garantiere „ein Maximum an Authentizität“. Daher müsse das Hotelprojekt „noch vier Wochen mehr Zeit“ bekommen, so die Forderung an die Stadtverordneten. Die sollen am Mittwoch entscheiden, wie es mit einem der lukrativsten Grundstücke in der Mitte weitergeht.

Zur Abstimmung steht bisher keine längere Frist für Schmack. Die Verwaltung will von den Stadtverordneten bereits die Zustimmung zum Verkauf des Barberini-Areals an den Berliner Unternehmer Abris Lelbach, der dort mit seiner gleichnamigen Stiftung bauen will. Im Palast will er Eigentumswohnungen, Veranstaltungssäle und ein Restaurant entstehen lassen. Im Bieterverfahren um den einzigen architektonischen Leitbau in der Potsdamer Mitte war er als Zweiter hinter Schmack gelandet. Da sie aber nicht fristgemäß einen Hotel-Betreiber präsentieren konnte, löste sich Ende Juli ihr Kaufvertrag für das Barberini-Grundstück auf. Danach machten die Bauverwaltung und der Sanierungsträger Potsdam als Tochter des kommunalen Konzerns Pro Potsdam sofort Nägel mit Köpfen: Lelbach hat nach eigenen Angaben den Kaufvertrag schon unterschrieben; stimmt das Stadtparlament zu, tritt er sofort in Kraft. Mit dieser ungewöhnlichen Eile schießt man nach Ansicht des SPD-Vizefraktionschefs Pete Heuer übers Ziel hinaus: Es gebe keinerlei politischen Auftrag, überhaupt mit Lelbach zu verhandeln, sagt er. Es habe für das Barberini-Grundstück ein Bieterverfahren gegeben, aber kein Vergabeverfahren – also gebe es keinen Nachrück-Automatismus. Heuer: „Wir finden das Nutzungs- und das architektonische Konzept von Schmack weiter am besten. Wir wollen daran festhalten, solange die Investorin es realisieren kann.“ Jüngst hatte Schmack den Stadtverordneten ein Schreiben der Steigenberger-Gruppe präsentiert, die danach als Betreiber bereitsteht.

Auch wegen möglicher Ungereimtheiten beim Umgang mit Schmack hat die SPD einen Fragenkatalog formuliert, der heute in der Fraktionssitzung beantwortet werden soll. Die SPD will etwa wissen, warum der Sanierungsträger als Verkäufer nach der notariellen Beglaubigung des Kaufvertrags mit Schmack im Februar 2012 dann bis Mitte Mai 2012 brauchte, um eine sogenannte Auflassungsvormerkung beim Grundbuchamt zu beantragen, was normalerweise schnell geschieht. Hier verstrichen drei Monate. Manche äußern den Verdacht, dass Schmack ausgebootet werden sollte. Ohne die Vormerkung, so heißt es, habe sie potenziellen Hotelbetreibern nicht nachweisen können, dass ihr das Grundstück bald gehören soll.

Gegen eine neue Chance für Schmack sind die Linke und die Union. CDU-Fraktionschef Michael Schröder steht mit seiner offensiv öffentlich vertretenen Haltung konträr zum CDU-Kreisverband unter Katherina Reiche, was mindestens ein Geschmäckle hat: Schröder ist selbst bei der Pro Potsdam beschäftigt und soll wie berichtet in Kürze sogar Geschäftsführer der Pro-Potsdam-Tochter Polo GmbH werden.Sabine Schicketanz

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